Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
das ziemlich knackig war.
Blackburn war mit vier älteren Brüdern aufgewachsen, in einer Familie, in der derartige Verstöße gegen die guten Sitten nicht nur begrüßt wurden, sondern als Beweis für Männlichkeit galten. Konnte Carmody ihm also einen Vorwurf machen? Offensichtlich ja. Nachdem sie sechs Monate lang zusammengearbeitet hatten, wollte Carmody eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen, ließ sich aber umstimmen und schließlich zum Morddezernat versetzen. Gerüchten zufolge hatte sie sich von einem Schlipsträger flachlegen lassen und stand kurz vor der Beförderung. Offenbar hatte sie kein Problem damit, den Hintern einzusetzen, über den sich Blackburn jegliche Bemerkung verkneifen sollte. Aber das tat nichts mehr zur Sache.
Letzten Endes fehlte der Abteilung nun ein Mitarbeiter, und Frank war allein auf weiter Flur. Doch wenn das alles war, sollte es ihm recht sein. So musste er sich wenigstens nicht alle zehn Sekunden fragen, ob er sich auf dem Schlachtfeld politischer Korrektheit angemessen bewegte. Außerdem war er nicht hier, um einen Beliebtheitswettbewerb zu gewinnen. Ihm ging es einzig und allein darum, den Fall zu lösen und den Täter zu erwischen. Frank warf noch einen Blick auf den Toten. »Ich glaube, mit dem kriegen wir noch eine Menge Spaß. Hast du mal eine Zigarette?«
»Ich dachte, du hättest aufgehört.«
»Nur eine kurzfristige Lösung für ein langfristiges Problem.«
»Ah ja«, gab Kat zurück. »Du weißt doch, was es damit auf sich hat, oder?«
»Was denn?«
»Ist nichts weiter als eine orale Fixierung.«
Blackburn grinste. »Sprichst du aus Erfahrung?«
Sie verdrehte die Augen. »Knabbere doch an einer Möhre oder so.«
»Hast du mal eine Möhre?«
Pendergast schüttelte den Kopf und musste ein Lächeln unterdrücken. »Du bist wirklich unmöglich, Detective.« Sie ging zurück in Richtung Innenhof und sagte: »Mal sehen, ob ich Hogan unter die Arme greifen kann.«
Blackburn sah ihr nach, den Blick auf ihren ebenfalls knackigen Hintern geheftet. Pass bloß auf, Junge, sonst verbrennst du dir noch die Finger.
Es war eine Wissenschaft für sich, den exakten Todeszeitpunkt zu bestimmen, und sie interessierte Blackburn nicht sonderlich. Selbstverständlich war ihm das Grundsätzliche bekannt: Körpertemperatur, Trübung der Hornhaut, Sinken des Kaliumspiegels, Parasitenbefall. Doch alles, was darüber hinausging, kam ihm vor wie eine Fremdsprache, und in Fachchinesisch war er nie besonders gut gewesen. Ihm ging es nur um das Resultat. Auf eine exakte Beschreibung, wie der Pathologe zu diesem Ergebnis gekommen war, konnte er verzichten. Manche mochten ihn deswegen für einen schlechten Ermittler halten. Und vielleicht hatten sie sogar recht. Doch Blackburn hatte schon mehr als einmal bewiesen, dass er sich keine großen Gedanken darüber machte, was andere von ihm hielten. Er hatte genug Fälle aufgeklärt, um die meisten Kritiker zum Verstummen zu bringen.
Der zuständige Pathologe Mats Hansen, ein Schwede mit kantigen Gesichtszügen, war ein ziemliches Ass, wenn es darum ging, den Todeszeitpunkt festzustellen. Meistens äußerte er bereits am Tatort eine Vermutung, und diese erwies sich fast immer als korrekt.
»Na, Mats, was meinst du? Wie lautet die magische Zahl?«
Hansen hatte sich über die Leiche gebeugt und betrachtete eingehend Janovics blutverschmierte Brust. »Das ist noch ziemlich frisch. Mehr oder weniger zwei Stunden, würde ich sagen.«
Blackburn sah auf die Uhr. »Das heißt … so gegen Mitternacht?«
»Freut mich, dass du subtrahieren kannst.«
Die Welt war voller Klugscheißer.
»Ich will hier niemanden dazu verleiten, voreilige Schlüsse zu ziehen, aber könnte man mit einem gewissen Maß an Sicherheit davon ausgehen, dass der Tote erstochen wurde?«
»Es handelt sich wohl eher um einen Herz-Lungen-Stillstand«, antwortete Hansen lächelnd. »Verursacht durch Stichverletzungen.«
Und voller Witzbolde.
»Danke für die Belehrung. Nach welcher Art von Waffe suchen wir?«
Hansen beugte sich tiefer hinunter und sah sich eine der Stichwunden genauer an. »Eine einfache Klinge, etwas mehr als einen Zentimeter breit, vermutlich ein Steakmesser. Sechs recht kräftige Stiche in Brust und Unterleib. Mindestens zwei davon drangen durch den Brustkorb und durchbohrten wahrscheinlich das Herz.«
»Na wunderbar«, sagte Blackburn. »Er hat es nicht zufällig noch geschafft, mit seinem Blut den Namen des Mörders zu schreiben?«
Hansen lachte leise
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