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Paris, Ein Fest Fürs Leben

Paris, Ein Fest Fürs Leben

Titel: Paris, Ein Fest Fürs Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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haben möchte.»
    «Nein. Der kommt für Sie nicht in Betracht. Sie müssen Leute Ihres
    Alters, Ihres eigenen Rekrutenjahrgangs kaufen. Sie werden sie kennenlernen. Sie werden sie in Ihrem Viertel treffen. Es gibt immer gute, neue, ernsthafte Maler. Aber es handelt sich gar nicht darum, daß Sie sich soviel zum Anziehen kaufen. Es ist immer Ihre Frau. Damengarderobe, die ist teuer.»
    Ich sah, wie sich meine Frau bemühte, nicht auf die seltsame Zwischendeckkleidung, die Miss Stein trug, zu blicken, und es gelang ihr. Als sie weggingen, waren wir, glaube ich, noch beliebt, und wir wurden aufgefordert, wieder in die Rue Fleurus 27 zu kommen.
    Es war später einmal, daß ich aufgefordert wurde, im Winter jederzeit nach fünf Uhr ins Studio zu kommen. Ich hatte Miss Stein im Luxembourg getroffen. Ich kann mich weder erinnern, ob sie ihren Hund spazierenführte oder nicht, noch ob sie damals einen Hund hatte. Ich weiß, daß ich mich selbst spazierenführte, da wir uns damals keinen Hund, ja noch nicht einmal eine Katze leisten konnten, und die einzigen Katzen, die ich kannte, waren die in den Cafes und kleinen Restaurants oder die riesigen Katzen, die ich in den Fenstern der Portiersfrauen bewunderte. Später traf ich Miss Stein oft mit ihrem Hund im Jardin du Luxembourg, aber ich glaube, diesmal war es, ehe sie einen hatte.
    Aber ich folgte ihrer Einladung. Hund oder kein Hund, und gewöhnte mich daran, im Studio vorzusprechen, und sie gab mir immer echtes eau de vie , bestand darauf, daß ich mein Glas wieder füllte, und ich sah mir die Bilder an, und wir unterhielten uns. Die Bilder waren anregend, und die Unterhaltung war sehr gut. Meistens sprach sie, und sie erzählte mir von modernen Bildern und von Malern - mehr über sie als Menschen denn als Maler -, und sie sprach über ihre Arbeit. Sie zeigte mir die vielen Bände Manuskript, die sie geschrieben hatte und die ihre Freundin Tag für Tag abtippte. Das tägliche Schreiben machte sie glücklich, aber als ich sie näher kennenlernte, merkte ich, daß, wenn sie glücklich bleiben sollte, diese stete tägliche Produktion, die mit ihrer Energie variierte, veröffentlicht werden mußte und sie selbst Anerkennung fand.
    Dies war damals, als ich sie kennenlernte, noch nicht zu einer akuten Situation geworden, da sie drei Geschichten veröffentlicht hatte, die für jeden verständlich waren. Eine dieser Geschichten, Melanctha , war sehr gut, und gute Proben ihrer experimentellen Schriftstellerei waren in Buchform erschienen und waren von Kritikern, die sie getroffen hatten oder kannten, sehr gelobt worden. Sie war eine solche Persönlichkeit, daß ihr niemand widerstehen konnte, den sie für sich gewinnen wollte, und Kritiker, die sie kennenlernten und ihre Bilder sahen, nahmen Arbeiten von ihr, die sie nicht verstanden, auf Treu und Glauben hin, aus Begeisterung für sie als Mensch und im Vertrauen auf ihre Urteilsfähigkeit. Sie hatte auch viel Richtiges über Rhythmen und die Anwendung sich wiederholender Worte entdeckt, das wohlbegründet und wertvoll war, und über das sie interessant sprach.
    Aber sie haßte die Plackerei des Überarbeitens und die Verpflichtung, das, was sie schrieb, allgemein verständlich zu machen, obwohl ihr an der Veröffentlichung und offiziellen Anerkennung äußerst viel lag, besonders für ihr unglaublich langes Buch mit dem Titel The Making of Americans .
    Dieses Buch begann ganz prachtvoll, ging eine Zeitlang sehr gut weiter mit langen Strecken großer Brillanz, und dann ging es endlos in Wiederholungen weiter, die ein verantwortungsvollerer und weniger fauler Schriftsteller in den Papierkorb geworfen hätte. Schließlich kannte ich es sehr genau, weil ich Ford Madox Ford dazu bekam - zwang wäre wohl das Wort dafür -, es in der Transatlantic Revue in Fortsetzungen zu veröffentlichen, obschon ich wußte, daß die Lebensdauer der Zeitschrift dazu nicht ausreichen würde. Für die Veröffentlichung in der Zeitschrift mußte ich Miss Steins gesamte Korrekturbogen für sie lesen, da dies eine Arbeit war, die ihr keine Freude machte.
    An diesem kalten Nachmittag, als ich an der Portierloge vorbei und durch den kalten Hof in die Wärme des Studios gekommen war, lag das alles noch in weiter Ferne. An diesem Tag belehrte mich Miss Stein über Sex. Mittlerweile mochten wir einander sehr gern, und ich hatte bereits gelernt, daß alles, was ich nicht verstand, wahrscheinlich irgend etwas damit zu tun hatte. Miss Stein fand mich, was Sex

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