Parker Pyne ermittelt
Elfenbeinlager.«
»Elfenbein?«, fragte die Dame überrascht.
»Ja. Sie wissen schon, Elefanten. Es gibt ein Gesetz, das die Anzahl bestimmt, die geschossen werden darf. Ein Jäger hat dieses Gesetz im großen Stil gebrochen und ist damit durchgekommen. Sie haben ihn allerdings gejagt, und er musste das Zeug verstecken. Es handelt sich um eine gewaltige Menge – und hiermit bekommen Sie ziemlich klare Hinweise, wo Sie es finden können. Hören Sie, wir beide sollten es suchen, Sie und ich.«
»Sie meinen, da steckt wirklich ein Vermögen drin?«
»Ein kleines Vermögen nur für Sie.«
»Aber wie ist dieser Fetzen Papier in die Hände meines Vaters gelangt?«
Wilbraham zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist dieser dahergelaufene Kerl gestorben. Er hat das Ganze vielleicht zur Sicherheit auf Suaheli niedergeschrieben und es Ihrem Vater gegeben, den er irgendwo kennengelernt hatte. Da Ihr Vater es nicht entziffern konnte, war es für ihn auch nicht von Bedeutung. Das ist natürlich nur eine Vermutung meinerseits, aber ich gehe davon aus, dass ich damit der Wahrheit recht nahekomme.«
Freda seufzte. »Wie unglaublich spannend!«
»Da wäre nur eine Sache – was machen wir nun mit diesem wertvollen Dokument?«, fragte Wilbraham. »Ich möchte es nicht hierlassen. Sie könnten noch einmal hierherkommen und sich umsehen. Würden Sie es mir anvertrauen?«
»Selbstverständlich. Aber – «, und sie zögerte weiterzusprechen, »wäre es nicht gefährlich für Sie?«
»Ich bin ein harter Brocken«, meinte Wilbraham grimmig. »Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen.« Er faltete das Papier zusammen und steckte es in seine Brieftasche. »Darf ich Sie morgen Abend aufsuchen?«, fragte er. »Bis dahin habe ich einen Plan ausgearbeitet und mir die Orte auf der Karte angesehen. Wann kommen Sie aus London zurück?«
»Ich komme gegen halb sieben zurück.«
»Großartig. Wir halten einen Kriegsrat ab, und vielleicht darf ich Sie im Anschluss zum Essen einladen? Wir sollten das feiern. Bis dann, also. Morgen um halb sieben.«
Major Wilbraham erschien am nächsten Tag pünktlich. Er klingelte an der Tür und fragte nach Miss Clegg. Ein Dienstmädchen öffnete ihm.
»Miss Clegg? Sie ist außer Haus.«
»Oh!« Wilbraham gefiel der Gedanke nicht ihr vorzuschlagen, dass er hereinkommen und warten könnte. »Ich schaue später noch mal vorbei.«
Er lungerte auf der gegenüberliegenden Straßenseite herum und erwartete Freda bald an ihm vorbeitrippeln zu sehen. Die Zeit verging. Viertel vor sieben. Sieben. Viertel nach sieben. Immer noch keine Freda. Langsam machte er sich Sorgen. Er ging noch einmal zu dem Haus und klingelte erneut.
»Hören Sie«, sagte er, »ich hatte um halb sieben eine Verabredung mit Miss Clegg. Sind Sie sicher, dass sie nicht hier ist, oder hat sie – ähem – vielleicht eine Nachricht hinterlassen?«
»Sind Sie Major Wilbraham?«, fragte das Dienstmädchen.
»Ja.«
»Dann habe ich eine Nachricht für Sie. Sie wurde hier abgeliefert.«
Wilbraham nahm den Brief und öffnete ihn. Der Inhalt lautete wie folgt:
Lieber Major Wilbraham,
etwas Seltsames ist passiert. Ich kann nicht mehr schreiben, a ber würden Sie mich in Whitefriars treffen? Kommen Sie so bald wie mö g lich dorthin.
Ihre sehr ergebene
Freda Clegg
Wilbraham runzelte die Stirn und dachte kurz nach. Er zog geistesabwesend einen Brief aus seiner Tasche, der an seinen Schneider adressiert war. »Wären Sie vielleicht so freundlich«, fragte er das Dienstmädchen, »mir eine Briefmarke zu geben?«
»Ich glaube, Mrs Parkins kann Ihnen diesen Gefallen tun.«
Sie kehrte nach wenigen Sekunden mit der Briefmarke zurück, und der Major bezahlte sie mit einem Schilling. Eine Minute später war er auf dem Weg zur Tube und warf ihn an der nächsten Station in einen Briefkasten.
Fredas Brief hatte ihn sehr beunruhigt. Was könnte die junge Frau dazu veranlasst haben, den Ort ihres furchtbaren Erlebnisses vom Vortag erneut aufzusuchen, und das allein?
Er schüttelte den Kopf. Das war sicherlich eine der dümmsten Ideen überhaupt! War Reid wiederaufgetaucht? Hatte er oder jemand anders Freda dazu gebracht, ihm zu vertrauen? Was hatte sie davon überzeugt nach Hampstead zu fahren?
Er schaute auf die Uhr. Fast halb acht. Sie hätte sich darauf verlassen, dass er sich bereits um halb sieben auf den Weg machte. Eine Stunde zu spät. Viel zu spät. Wenn sie doch nur klug genug gewesen wäre, ihm einen Hinweis zu
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