Parker Pyne ermittelt
hinterlassen.
Der Brief verwirrte ihn. Irgendwie passte dieser Tonfall nicht zu Freda Clegg.
Als er Friars Lane erreichte, war es bereits zehn vor acht, und es begann dunkel zu werden. Er schaute sich aufmerksam um, konnte aber niemanden entdecken. Er stieß das klapprige Gartentor vorsichtig auf, um kein Geräusch zu verursachen. Auf dem Weg zum Haus war niemand, im Haus war kein Licht zu sehen. Er ging den Weg vorsichtig entlang und schaute sich immer wieder um. Er wollte auf keinen Fall überrascht werden.
Plötzlich blieb er stehen. Für einen Augenblick war ein Lichtspalt zwischen den Fensterläden zu sehen gewesen. Das Gebäude stand also nicht leer. Jemand befand sich im Haus.
Wilbraham versteckte sich im Gebüsch und schlich sich leise zur Rückseite des Hauses. Endlich fand er das, wonach er gesucht hatte. Eines der Fenster im Erdgeschoss war nicht verschlossen und schien zu einer Spülküche zu gehören. Er schob den Fensterrahmen langsam hoch, leuchtete kurz mit einer Taschenlampe (die er auf dem Weg hierher in einem Laden gekauft hatte) in den verlassenen Raum und stieg ein.
Vorsichtig öffnete er die Tür zur Spülküche. Es war nichts zu hören. Er ließ die Taschenlampe erneut aufleuchten. Eine Küche – leer. Vor der Küche ging eine kleine Treppe und Tür ab, offensichtlich in den vorderen Hausbereich.
Er schob die Tür auf und lauschte. Nichts. Er schlich hindurch. Nun war er in der Vorhalle. Immer noch kein Geräusch. Zu seiner Rechten und seiner Linken befand sich eine Tür. Er entschied sich für die rechte, lauschte einen Augenblick und drückte dann die Klinke hinunter. Sie gab nach. Stück für Stück schob er die Tür auf und ging hinein.
Erneut ließ er seine Taschenlampe aufleuchten. In dem Raum befanden sich keinerlei Möbel. Er war völlig leer.
In diesem Augenblick hörte er ein Geräusch hinter sich und drehte sich blitzschnell um. Zu spät. Etwas schlug hart auf seinen Kopf, und er fiel bewusstlos zu Boden…
Wie viel Zeit vergangen war, bevor er wieder zu Bewusstsein kam, wusste Wilbraham nicht. Als er aufwachte, pochte sein Kopf, und er hatte grässliche Schmerzen. Er versuchte sich zu bewegen, konnte es aber nicht. Man hatte ihn mit Seilen gefesselt.
Plötzlich wurde sein Kopf wieder klar. Er erinnerte sich. Jemand hatte ihm auf den Kopf geschlagen.
Das schwache Licht einer Gasflamme oben an der Wand verriet ihm, dass er sich in einem kleinen Kellerraum befand. Als er sich umschaute, schlug sein Herz höher. Nur wenige Meter entfernt lag Freda, und sie war genau wie er gefesselt. Ihre Augen waren geschlossen, aber während er sie noch besorgt betrachtete, öffneten sie sich, und sie seufzte. Verwirrt schaute auch sie sich um. Als ihre Blicke sich trafen, war ihre Freude deutlich zu erkennen.
»Sie auch?«, fragte sie. »Was ist geschehen?«
»Ich habe Sie im Stich gelassen«, sagte Wilbraham. »Bin blindlings in die Falle gestolpert. Sagen Sie mir, haben Sie mir einen Brief geschickt, in dem Sie mich darum baten, Sie hier zu treffen?«
Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Ich? Aber Sie haben mir einen geschickt.«
»Oh. Habe ich das tatsächlich?«
»Ja. Ich habe ihn im Büro erhalten. Sie baten mich um ein Treffen hier im Haus, nicht bei mir.«
»Bei beiden dieselbe Methode«, stöhnte er und schilderte ihr die Lage.
»Ich verstehe«, meinte Freda. »Dann war der Plan -?«
»Das Dokument in die Hände zu bekommen. Sie müssen uns gestern verfolgt haben. So haben sie von mir Wind bekommen.«
»Und – haben sie es denn?«, fragte Freda.
»Unglücklicherweise kann ich nicht nachschauen«, sagte der Soldat und starrte verärgert auf seine gefesselten Hände.
Und dann schreckten beide auf, als eine Stimme zu sprechen begann, die in der leeren Luft zu hängen schien.
»Ja, vielen Dank«, sagte sie. »Ich habe es bereits. Daran gibt es keinen Zweifel.«
Die unsichtbare Stimme ließ sie beide erzittern.
»Mr Reid«, murmelte Freda.
»Mr Reid ist einer von vielen Namen, meine geschätzte, junge Dame«, sagte die Stimme. »Doch nur ein einziger. Ich habe sehr, sehr viele. Ich bedaure Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie beide meine Pläne durchkreuzt haben – was ich niemandem erlaube. Ihre Entdeckung dieses Hauses ist eine ernste Angelegenheit. Sie haben der Polizei noch nichts darüber erzählt, aber das könnte sich ja in Zukunft ändern.«
»Ich fürchte allerdings, dass ich Ihnen in diesem Fall nicht vertrauen kann. Sie könnten es mir versprechen,
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