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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aber Versprechen werden nur selten eingehalten. Wissen Sie, dieses Haus ist mir sehr nützlich. Es ist sozusagen meine Zentrale. Das Haus, aus dem es keine Rückkehr gibt. Sie werden von hier aus eine weite Reise antreten – an einen besseren Ort. Es betrübt mich, dass Sie diesen besseren Ort todsicher erreichen werden. Bedauerlich, aber notwendig.«
    Die Stimme hielt einen Augenblick inne und sprach dann weiter. »Kein Blutvergießen. Ich verabscheue Blutvergießen. Meine Methode ist viel einfacher. Und kaum schmerzhaft, wie man mir bestätigt hat. Nun, ich muss los. Ich wünsche Ihnen beiden einen angenehmen Abend.«
    »Hören Sie!«, rief Wilbraham. »Tun Sie mit mir, was Sie wollen, aber lassen Sie diese junge Frau gehen, die überhaupt nichts getan hat – gar nichts. Sie gehen zu lassen, dürfte Ihnen doch keine Probleme bereiten.«
    Doch er erhielt keine Antwort.
    In diesem Augenblick schrie Freda auf.» Wasser – Wasser!«
    Wilbraham drehte sich unter Schmerzen zu ihr herum und folgte ihrem Blick. Aus einem Loch in Deckennähe lief Wasser herein.
    Freda schrie panisch auf. »Sie werden uns ertränken!«
    Schweiß brach auf Wilbrahams Stirn aus. »Noch sind wir nicht verloren!«, sagte er. »Wir rufen um Hilfe. Es wird uns sicherlich jemand hören. Zusammen!«
    Sie schrieen so laut wie möglich und hörten erst auf, als ihre Stimmen heiser wurden.
    »Das scheint nichts zu nützen«, sagte Wilbraham traurig. »Wir sind zu weit unter der Erde, und wahrscheinlich sind die Türen gedämmt. Wenn man uns hören könnte, dann hätte uns dieser brutale Kerl sicherlich geknebelt.«
    »Oh!«, rief Freda verzweifelt. »Und es ist alles meine Schuld. Ich habe Sie da hineingezogen.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken darüber, Mädchen. Ich mache mir nur um Sie Sorgen. Ich war schon oft in schwierigen Situationen und habe mich immer retten können. Verlieren Sie nicht den Mut. Ich werde Sie retten. Wir haben noch eine Menge Zeit. So, wie das Wasser im Moment fließt, haben wir noch Stunden, bevor das Schlimmste eintritt.«
    »Wie wundervoll Sie doch sind!«, sagte Freda. »Ich habe noch nie jemanden wie Sie kennengelernt – außer in Büchern.«
    »Unsinn – das ist nur gesunder Menschenverstand. Und jetzt muss ich diese teuflischen Fesseln lösen.«
    Nach etwa einer Viertelstunde stellte Wilbraham mit Zufriedenheit fest, dass sich die Seile durch seine Anstrengungen merklich gelockert hatten. Er schaffte es seinen Kopf und seine Handgelenke einander so weit zu nähern, dass er die Knoten mit seinen Zähnen bearbeiten konnte.
    Nachdem er seine Hände befreit hatte, war der Rest nur noch eine Frage der Zeit. Erschöpft, aber frei, beugte er sich über die junge Frau, und auch sie war nach wenigen Augenblicken von ihren Fesseln befreit.
    Das Wasser reichte ihnen nur bis an die Fußgelenke.
    »Und jetzt«, sagte der Soldat, »sollten wir uns bemühen hier rauszukommen.«
    Die Kellertür lag einige Stufen über ihnen. Major Wilbraham betrachtete sie eingehend.
    »Das wird kein Problem sein«, meinte er. »Nichts Solides. Sie wird leicht an den Scharnieren nachgeben.« Er warf sich mit aller Wucht gegen die Tür.
    Holz splitterte, es krachte, und die Tür brach aus den Scharnieren.
    Ein weiterer Treppenabsatz lag vor ihnen. An seinem Ende trafen sie auf eine weitere Tür, die eine ganz andere Geschichte war: aus solidem Holz gearbeitet und mit Eisenstreben verankert.
    »Das wird wohl ein wenig schwieriger«, sagte Wilbraham. »Aber wir haben doch tatsächlich Glück. Sie ist nicht verschlossen.«
    Er schob sie auf, blickte vorsichtig nach links und rechts und deutete dann der Frau ihm zu folgen. Sie kamen in einem Flur hinter der Küche heraus. Eine Augenblick später standen sie auf der Friars Lane unter dem Sternenhimmel.
    »Oh«, schluchzte Freda. »Oh, das war so schrecklich!«
    »Mein armer Liebling.« Er nahm sie in die Arme. »Du bist so wunderbar mutig gewesen. Freda – mein bezaubernder Engel – könntest du – ich meine, würdest du – ich liebe dich, Freda. Willst du mich heiraten?«
    Die anschließende, kurze Unterbrechung wurde von beiden Seiten sehr begrüßt. Dann lachte Major Wilbraham leise:
    »Und was noch besser ist, uns gehört immer noch das Geheimnis des Elfenbeinverstecks.«
    »Aber sie haben es dir doch abgenommen?«
    Der Major lachte erneut. »Genau das haben sie nicht getan! Weißt du, ich habe eine Kopie des Dokuments angefertigt und sie gefälscht, und das echte Dokument habe ich in einen

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