Parker Pyne ermittelt
Brief an meinen Schneider gesteckt und in den Briefkasten geworfen. Sie haben die Fälschung – und ich wünsche ihnen damit viel Spaß! Weißt du, was wir machen werden, meine Liebste? Wir verbringen unsere Flitterwochen in Ostafrika und suchen nach dem Versteck.«
Mr Parker Pyne verließ sein Büro und stieg zwei Treppen hinauf. In einem Zimmer im obersten Stockwerk des Gebäudes saß Mrs Oliver, die Sensationsjournalistin, die nun zu Mr Pynes Mitarbeitern zählte.
Mr Parker Pyne klopfte an die Tür und trat ein. Mrs Oliver saß an einem Tisch mit einer Schreibmaschine, mehreren Notizbüchern, einem Haufen lose verteilter Manuskripte und einem großen Apfelbeutel.
»Eine hervorragende Geschichte, Mrs Oliver«, sagte Mr Parker Pyne heiter.
»Es ist also gut gelaufen?«, fragte Mrs Oliver. »Das freut mich.«
»Diese Idee mit dem Wasser im Keller«, meinte Mr Parker Pyne. »Meinen Sie nicht, dass Sie beim nächsten Mal etwas Originelleres einbauen könnten – nur so als Idee?« Er schlug dies mit aller gebührenden Zurückhaltung vor.
Mrs Oliver schüttelte entschieden den Kopf und nahm sich einen Apfel aus dem Beutel. »Das glaube ich nicht, Mr Pyne. Wissen Sie, die Leute sind daran gewöhnt, so etwas zu lesen. Steigendes Wasser in einem Keller, giftige Dämpfe etc. etc. Wenn man im Voraus weiß, was einem zustößt, wird es besonders spannend. Die Leute sind äußerst konservativ, Mr Pyne. Sie mögen die altbekannten, abgedroschenen Klischees.«
»Nun, Sie wissen es sicherlich am besten«, gab Mr Parker Pyne zu, denn ihm waren die vierundsechzig erfolgreichen Romane durchaus ein Begriff, die sich nicht nur in England und Amerika bestens verkauften, sondern auch ins Französische, Deutsche, Italienische, Ungarische, Finnische, Japanische und Abessinische übersetzt worden waren. »Wie sieht es mit den Spesen aus?«
Mrs Oliver nahm ein Blatt Papier zur Hand. »Insgesamt sehr bescheiden. Die beiden Schwarzen, Percy und Jerry, wollten nicht viel. Der junge Lorrimer, ein Schauspieler, war für fünf Guineen bereit die Rolle von Mr Reid zu übernehmen. Die kleine Rede im Keller kam natürlich von Platte.«
»Whitefriars hat sich als äußerst nützlich erwiesen«, sagte Mr Pyne. »Ich habe es zu einem Spottpreis gekauft, und bis zum heutigen Tag haben sich dort bereits elf packende Dramen abgespielt.«
»Oh, eins habe ich vergessen«, meine Mrs Oliver. »Der Lohn für Johnny. Fünf Schilling.«
»Johnny?«
»Ja, der Junge, der das Wasser aus den Gießkannen in das Wandloch gekippt hat.«
»Ah, richtig. Übrigens, Mrs Oliver, wo haben Sie Suaheli gelernt?«
»Das habe ich nicht.«
»Ich verstehe. Das British Museum vielleicht?«
»Nein. Delfridges Auskunftsbüro.«
»Wie wundervoll doch die Ressourcen des modernen Handels sind!«, murmelte er.
»Das Einzige, was mir Sorgen macht«, meinte Mrs Oliver, »ist, dass dieses junge Paar kein Versteck finden wird, wenn es erst mal in Ostafrika ist.«
»Man kann nicht alles haben«, erwiderte Mr Parker Pyne. »Sie werden auf jeden Fall Flitterwochen haben.«
Mrs Wilbraham saß auf einem Faltstuhl. Ihr Ehemann schrieb einen Brief. »Welcher Tag ist heute, Freda?«
»Der Sechzehnte.«
»Der Sechzehnte? Donner und Doria!«
»Was gibt es denn, Liebling?«
»Nichts. Ich habe mich nur an einen Kerl namens Jones erinnert.«
Wie glücklich man auch verheiratet sein mag, es gibt Dinge, die erzählt man niemals.
»Zur Hölle!«, dachte Major Wilbraham. »Ich hätte bei diesem Büro anrufen und mein Geld zurückholen sollen.« Und dann betrachtete er die Dinge aus einer anderen Perspektive, denn er war ein unvoreingenommener Mann. »Immerhin habe ich die Abmachung nicht eingehalten. Ich nehme an, es wäre etwas passiert, wenn ich Jones aufgesucht hätte. Und wie sich herausstellte, hätte ich Freda niemals um Hilfe schreien hören, hätte ich mich nicht mit Jones treffen wollen. Wir hätten uns niemals kennengelernt. Also haben sie wohl auf indirekte Weise ein Recht auf diese fünfzig Pfund!«
Mrs Wilbraham hing auch ihren Gedanken nach. »Was für eine kleine Närrin ich doch gewesen bin, dass ich an diese Anzeige geglaubt und diesen Leuten drei Guineen bezahlt habe! Dabei haben sie dafür niemals etwas getan, und es ist auch nichts geschehen. Wenn ich nur gewusst hätte, was auf mich zukommt – zuerst Mr Reid, und dann diese seltsame, romantische Geschichte, wie Charlie in mein Leben getreten ist. Und wenn man sich überlegt, dass ich ihn nur aus
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