Party Prinzessin
Operette inszenieren wird, die ein so sensationeller Erfolg wird, dass die Theatergemeinde uns um Eintrittskarten anfleht. Jeder, der in der New Yorker Gesellschaft Rang und Namen hat, wird unbedingt dabei sein wollen. Es wird ein durch und durch einmaliges theatralisches Spektakel, das euch Gelegenheit gibt, mit euren unzähligen Talenten zu glänzen.«
Sie muss von Lillys unzähligen Talenten gesprochen haben, ich kann nämlich überhaupt nicht Theater spielen.
»Grandmère«, sagte ich fest. »Nein! Und das meine ich echt ernst. Wir brauchen deine Hilfe nicht. Wir schaffen das allein, okay? Egal was du dir sonst noch alles ausdenkst, vergiss es. Weil, ich schwöre dir – wenn du dich noch ein einziges Mal einmischst, rufe ich Dad an. Und denk bloß nicht, das würde ich mich nicht trauen!«
Aber Grandmère war schon aufgestanden und rief ihrer Zofe zu, sie solle ihr bitte ihr Adressbuch bringen… anscheinend wollte sie ein paar Anrufe machen.
Aber ich gehe mal davon aus, dass ich es schaffe, sie aufzuhalten. Ich kann unsere Direktorin Mrs Gupta anrufen und sie bitten, Grandmère nicht in die Schule zu lassen. Mit den neuen Überwachungskameras kann sie rechtzeitig identifiziert werden. Sie fährt immer mit ihrer Stretchlimousine vor und schleppt überall ihren haarlosen Zwergpudel mit. So schwer kann es für die Wachleute nicht sein, sie zu erkennen.
Mittwoch, 3. März, zu Hause im Loft
Lilly glaubt, dass Grandmère ihr Gefühl der Ohnmacht gegenüber John Paul Reynolds-Abernathy dem Dritten, der mehr Geld für die künstliche Insel Genovia bietet als sie, auf meine finanziellen Probleme mit der SMV projiziert.
»Die Psychologen nennen das ›Übertragung‹. Sie überträgt ihr eigenes Problem auf dich«, erklärte Lilly mir, als ich sie vorhin anrief, um sie ein allerletztes Mal zu bitten, sich einen anderen Namen für ihre Zeitschrift auszudenken. »Aber trotzdem versteh ich nicht, wieso du dich so darüber aufregst. Lass sie doch ihre kleine Operette aufführen, wenn es sie glücklich macht. Ich kann übrigens gern die Hauptrolle spielen. Mir macht es absolut nichts aus, neben meinem Amt als stellvertretende Schulsprecherin, meinen Verpflichtungen als Autorin, Regisseurin und Moderatorin von ›Lilly spricht Klartext‹ und als Chefredakteurin von Fat Louies rosa Rosette noch eine weitere verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen.«
»Ach ja genau, Lilly«, sagte ich. »Darüber wollte ich sowieso mit dir reden…«
» Ich hab die Idee gehabt«, unterbrach Lilly mich scharf. »Deshalb finde ich es auch nur gerecht, dass ich Chefredakteurin bin. Ich sag dir, die Zeitschrift wird der HAMMER. Wir haben schon geniale Einsendungen bekommen.«
»Lilly.« Ich versuchte alles, was mir je zum Thema Führungsqualitäten beigebracht worden ist, einzusetzen und mit der ruhigen, überzeugenden Stimme zu sprechen, mit der mein Vater immer im Parlament redet. »Ich hab gar nichts dagegen, dass du Chefredakteurin bist, und finde es toll, dass du das alles machst, um den Künstlern und Schriftstellern an unserer Schule ein Forum zu bieten. Aber findest du nicht auch, dass wir uns im Moment darauf konzentrieren sollten, irgendwie die fünftausend Dollar aufzutreiben, die wir für die Abschlussfeier brau…«
»Mit Fat Louies rosa Rosette werden wir die fünftausend Dollar zusammenbekommen«, sagte Lilly zuversichtlich. »Wir werden sogar MEHR als die fünftausend verdienen. Diese Zeitschrift wird die Medienlandschaft, wie wir sie kennen, für alle Zeiten prägen. Sixteen kann einpacken, sobald die Leute erst mal Fat Louies rosa Rosette in den Händen halten und die ehrlichen, ungeschönten Geschichten darin lesen. Wir bieten noch nie da gewesene Einblicke in das Leben der amerikanischen Jugend. Du kannst Gift darauf nehmen, dass nächste Woche sämtliche Fernsehmagazine bei mir vor der Tür stehen, und Quentin Tarantino wird die Filmrechte haben wollen…«
»Wow«, sagte ich und hörte ihr kaum zu. Bin ich denn der EINZIGE Mensch, der begreift, welche Qualen uns bevorstehen, wenn Amber Cheeseman herausfindet, dass wir kein Geld haben, um den Alice-Tully-Saal zu mieten? »So gut sind die Beiträge, ja?«
»Gut? Sie sind spektakulär! Ich hatte ja keine Ahnung, dass unsere Mitschüler so TIEFGRÜNDIG sind. Kenny Showalter hat zum Beispiel eine Ode an seine wahre Liebe geschrieben, die mir die Tränen in die Augen getr…«
»Kenny hat eine Ode geschrieben?«
»Na ja, ER bezeichnet es als Artikel über braune
Weitere Kostenlose Bücher