Party Prinzessin
»Die schmecken ziemlich lecker.«
»Siehst du«, sagte JP. »Sag ich doch.« Dann sah er mich an und fragte: »Was schreibst du da eigentlich die ganze Zeit, Mia? Machst du Hausaufgaben für die nächste Stunde?«
»Ignorier sie einfach«, empfahl Lilly ihm. »Sie schreibt bloß Tagebuch. Wie immer.«
»Ach, du schreibst Tagebuch?«, sagte JP. »Ich hab mich immer gewundert, was du da machst.« Und als ich ihm einen fragenden Blick zuwarf, sagte er: »Na ja, jedes Mal wenn ich dich sehe, hast du die Nase in dem Heft vergraben.« Was nur eines bedeuten kann: Die ganze Zeit, während wir den Typen, der keinen Mais in seinem Chili mag, beobachtet haben, hat er uns beobachtet!
Und jetzt kommt der echte Hammer. Er machte nämlich seinen Rucksack auf und zog ein Schreibheft mit schwarz marmoriertem Umschlag heraus, auf dem stand: NICHT LESEN! PERSÖNLICH!
Genau dasselbe wie ich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
»Meads stellen echt die besten Schreibhefte her«, erklärte er. »Nur dass ich kein Tagebuch schreibe.«
»Was denn dann?«, fragte Lilly, die nie Hemmungen hat, indiskrete Fragen zu stellen.
JP sah leicht verlegen aus.
»Na ja, ich würde es ›kreatives Schreiben‹ nennen. Wobei ich nicht weiß, wie kreativ ich bin. Ich schreib einfach so vor mich hin.«
Lilly fragte ihn sofort, ob er einen Beitrag für die erste Ausgabe von Fat Louies rosa Rosette hätte. JP blätterte ein bisschen in seinem Heft herum und sagte dann: »Wie wäre es damit?«
Stummfilm
von
J. P. Reynolds-Abernathy IV
Die Gupta lässt uns streng überwachen.
Stumme Geräte filmen Menschen und Sachen.
Fast wie die Augen einer Fliege
sind sie hinter jeder Ecke, um die ich biege.
Doch Guptas Konzept, das geht nicht auf,
auf Angst zu setzen, das regt uns auf!
Ginge es nach mir, ich wäre längst fort,
doch ist das Schulgeld bezahlt für diesen Ort.
Wahnsinn. Echt… WAHNSINN. Das ist… richtig gut. Ich verstehe es zwar nicht so ganz, aber ich glaube, es geht um die Überwachungskameras von Mrs Gupta, und dass sie denkt, sie wüsste alles über uns, obwohl sie’s gar nicht tut. Oder so ähnlich.
Aber es muss gut sein, weil selbst Lilly total beeindruckt war. Sie hat versucht, JP dazu zu überreden, es in Fat Louies rosa Rosette zu veröffentlichen, und hat gesagt, dass sie sich vorstellen kann, dass er die Schulleitung damit in die Knie zwingen könnte.
Gott. Man lernt nicht oft Jungs kennen, die Gedichte schreiben. Oder auch nur gerne lesen. Abgesehen von der Gebrauchsanweisung ihrer X-Box, meine ich.
Echt komisch, dass sich der Typ, der keinen Mais in seinem Chili mag, als Schriftsteller entpuppt. Wie ich! Und wenn er nun in der Zeit, in der ich die Kurzgeschichten über ihn geschrieben hab, Geschichten über mich geschrieben hätte? Wenn er zum Beispiel eine Geschichte geschrieben hätte, die »Nie mehr Fleisch!« heißt, über dieses eine Mal, als in der vegetarischen Lasagne Fleisch war und ich aus Versehen davon gegessen hab und total ausgerastet bin?
O Mann. Das wäre irgendwie… hm, nicht so toll.
Freitag, 5. März, T&B
Genau in dem Moment, als es zum Ende der Pause gegongt hat, rief Grandmère an.
»Amelia?«, sagte sie. »Du wolltest mich sprechen?«
»Wieso hast du mir eine Rolle in deinem Musical gegeben, Grandmère?«, fragte ich empört. »Du weißt genau, dass ich nicht mitmachen möchte. Ich hab deswegen absichtlich kein Bewerbungsformular ausgefüllt.«
»Das ist alles?« Grandmère wirkte enttäuscht. »Ich dachte, du darfst dein Handy nur in Notfällen benutzen? Ich glaube kaum, dass das ein Notfall ist, Amelia.«
»Tja, da irrst du dich aber«, sagte ich. »Das ist sehr wohl ein Notfall. Eine Krise in unserer Beziehung – der zwischen dir und mir.«
Grandmère kicherte amüsiert.
»Dann sag mir mal, Amelia«, forderte sie mich auf, »worüber du dich am meisten beklagt hast, seit du erfahren hast, dass du eine Prinzessin bist?«
Ich dachte kurz nach.
»Dass mir auf Schritt und Tritt ein Bodyguard hinterherläuft?« Ich flüsterte, weil ich nicht wollte, dass Lars etwas mitbekommt und dann am Ende vielleicht beleidigt ist.
»Und sonst?«
»Dass ich nirgendwo mehr hingehen kann, ohne von Paparazzi eingekesselt zu werden?«
»Denk noch mal nach.«
»Dass ich meine Ferien im genovesischen Parlament verbringen muss, statt wie meine Freundinnen in irgendwelche tollen Sommerlager zu fahren?«
»Der Prinzessunterricht, Amelia«, sagte Grandmère. »Du hasst ihn mehr als alles andere. Tja, und soll ich dir
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