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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Bootssteg.
    »Großes Geheimnis, Chef?« Sie strahlte ihn an, und Dante kam sich wie ein Großvater vor. Die Art, wie Toyami ihn anstrahlte, machte das Gefühl noch intensiver.
    »Jetzt nicht mehr. Kannst du sofort aufbrechen, oder willst du dich noch von jemandem verabschieden?«
    Toyami wurde ernst. »Nein, Chef. Du weißt, daß in Cadhras keiner auf mich wartet.« Sie sah ihn fragend an.
    »Gashiri.«
    Sie nickte. »Dafür bin ich ausgebildet worden. Das wußte ich schon. Aber als was? Als Kontaktperson? Als Aufsicht in der Verwaltung in Cadhras? Als Einsatzreserve?«
    »Nein. Als Vollagentin. In der Hauptstadt.«
    Toyami atmete tief durch und starrte ins Wasser. Schließlich sagte sie. »Danke für das Vertrauen. Ich traue es mir zu.«
    »Wir haben das theoretisch abgehandelt«, sagte Dante eindringlich. »Du wirst es jetzt praktisch erleben. Es ist eine Art Schizophrenie. Du darfst nicht auffallen, mußt alles glauben und sagen und tun, was man in Gashiri tut. Wenn man dich aus dem Schlaf reißt und dir Fleischbrühe anbietet, mußt du dich übergeben. Wenn du aber bemerkst, daß dir wirklich übel wird, wenn du an Fleisch denkst, dann ist es Zeit, dich ablösen zu lassen. Du mußt dauernd sowohl neben dir stehen als auch dich mit deiner Rolle identifizieren. Zwei Jahre, höchstens drei, länger ist es nicht möglich.«
    Toyami nickte. »Theoretisch weiß ich das. Wann beginnt die Praxis?«
    Barakuda warf seine Zigarette ins Wasser und stand auf. Er zog Toyami und Tugrik hoch. »Heute nacht.«
     
    Auf dem Flug von Pinding nach Gashiri erfuhr Barakuda aus Cadhras, der erwartete Frachter sei im System aufgetaucht und habe um Landeerlaubnis gebeten. Wenig später zog er als leuchtender Punkt auf seiner Landekurve über sie hinweg.
    Kurz vor Morgengrauen setzte Dante Toyami in einer einsamen Bucht ab. Die Ausrüstung der Agentin bestand aus ihren Kenntnissen, einem Kleiderbündel, ein paar Münzen und dem Funkgerät.
    Am frühen Vormittag erreichten Barakuda und Tugrik den Raumhafen. Auf der Landefläche stand ein zerbeulter Metallzylinder, der nicht so aussah, als ob er jemals wieder fliegen könnte.
    »Vier Passagiere waren an Bord«, sagte der müde Zollinspektor, den man in der Frühe aus dem Bett geholt hatte. »Zwei Frauen und zwei Männer. Einen der Männer hab ich festgehalten; gegen die anderen lag nichts vor.«
    »Wo sind die anderen?«
    »Irgendwo in der Stadt. Sie werden nicht gesucht und hatten nichts Auffälliges im Gepäck. Sie haben sich nach Hotels erkundigt, ich hab ihnen ein paar genannt.«
    Der festgehaltene Passagier war Mitglied eines fundamentalistischen neokatholischen Ordens und bestand darauf, mit einem Verantwortlichen zu sprechen. Barakuda ging in den abgesperrten Raum. Der Prediger überschüttete ihn mit einem empörten Wortschwall, dem Barakuda müde lauschte. Nach und nach erfuhr er, daß man dem Mann eine billige Passage angeboten habe. »Ich bin hergekommen, um diese Welt dem Teufel zu entreißen«, sagte er stolz.
    Barakuda gähnte und kratzte sich den Stoppelbart. »Diese transzendentale Person ist hier nicht heimisch. Wir haben an die dreitausend religionsähnliche Systeme, die der Erbauung und Zerstreuung dienen; außerdem drei, die bis zum Massenmord an Andersdenkenden ernstgenommen werden. Eine vierte Sache dieser Art ist völlig überflüssig.«
    Der Prediger stierte ihn an. »Das ist keine Sache, sondern Gottes Wort, Mann! Außerdem herrscht im Commonwealth immer noch Freizügigkeit. Und Redefreiheit. Weshalb halten Sie mich hier fest?«
    »Weil Shilgat nicht zum Commonwealth direkt gehört, sondern ein Protektorat mit Sonderstatus ist. Dazu gehört ein vollständiges Verbot der technischen und kulturellen Beeinflussung der Urbevölkerung. Deshalb fliegen Sie mit dem Frachter wieder ab. Sie können ja einen eingeschriebenen Brief an die Lordkanzlerin schicken und sich beschweren.«
    Ein Gespräch mit dem schmuddeligen Kapitän des Frachters brachte keine Aufschlüsse. Er war nicht begeistert darüber, den Prediger wieder mitnehmen zu müssen. Jemand, dessen Namen er nicht kenne, habe ihn gebeten, den Mann zu befördern. Die drei anderen Passagiere hätten sehr gut gezahlt. Er wisse aber nichts über sie. Eine Frachtagentur auf Loreen V habe ihm Cargo für Shilgat mitgegeben und ihn gebeten, in Cadhras eine Ladung Pelze, Teppiche und Kistchen an Bord zu nehmen.
    »Welche Agentur war das?«
    Der Kapitän breitete die Arme aus, kratzte sich unter einer Achsel und grinste.

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