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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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möchte den Geschmack von Pflegekaffee und Krankenhaus loswerden.«
    Auf der Terrasse des Vistamari saßen sie unter den ausladenden Zweigen eines Eisenbaums und tranken kräftigen Kaffee und importierten Rum. Begheli beschaffte Zigaretten.
    Barakuda seufzte plötzlich. »Man könnte auch einfach hier sitzen und alt werden.«
    Kurz vor elf brachen sie auf. Begheli wanderte mit Dantes leichtem Gepäck zum Hafen, um es in seiner Wohnung zu verstauen. Dante ging mit den beiden Soldaten langsam durch den blühenden Park zum Raumhafen. Die Männer brachten ihn bis zur Rechnersektion.
    Er war der letzte; die anderen Mitglieder des Krisenrats waren bereits versammelt.
    Die Erste Operatorin des Rechners hatte das Hauptbüro umräumen und einen größeren Tisch und Sessel herbeischaffen lassen, die zu den Bildschirmen, Terminals und Schaltwänden der Zentrale unter dem Raumhafen gar nicht passen wollten. Leontia Vilgram nickte ihm zur Begrüßung lächelnd zu und deutete auf einen bequemen Sessel. Dante registrierte, daß die üppige Frau kleine weiße Zähne hatte, was ihn irgendwie irritierte.
    Die Gouverneurin drückte ihm die Hand, lächelte kurz und setzte sich. Sie trug einen hellen Hosenanzug. Die makellose gebräunte Haut saß straff über den leicht betonten Backenknochen, und mit ihren feingeschwungenen Lippen und der schmalen Nase hätte sie ebensogut eine Marmorstatue nach Art der klassischen Skulpturen von Golgit sein können. Die Stirn unter dem kurzen aschblonden Haar war gerunzelt. Sie wirkte distanziert wie immer, und Dante fragte sich plötzlich, ob es dafür nicht noch mehr Gründe gab als Erziehung und Veranlagung. Ihr korrupter Vorgänger, der mit einer Technifizierung des Isthmus begonnen hatte, war letzten Endes nicht über die schwer nachzuweisenden Verstöße gegen das Shilgat-Abkommen gestürzt. Auf kleinen Vorposten wie Cadhras, wo die Macht in den Händen weniger Amtsträger lag, untersagte das Commonwealth persönliche Beziehungen zwischen dem Gouverneur und Angehörigen der zweiten hierarchischen Stufe - Abteilungsleitern, Mitgliedern des Krisenrats. Die Gefahr des Amtsmißbrauchs war zu groß. Der vorige Gouverneur hatte ein allzu enges Verhältnis mit der damaligen Obfrau der asambli gehabt; vielleicht lag Lydia Hsiangs Distanziertheit auch daran, daß sie das Kleingedruckte kannte.
    Der derzeitige Obmann des Territoriums war vor seiner Wahl Leiter eines der Internate auf Corilia gewesen. Er war lang und hager; auf seiner gekrümmten Nase ritt eine randlose Brille, ewig kurz vor dem Sturz. Ubang Thang gehörte zu Dantes guten Feinden in der asambli. »Wir haben ja grundsätzlich andere Auffassungen über das, was das Territorium braucht, aber trotzdem ist mir lieber, Sie treten gesund aus dem Dienst.«
    »Reizend. Ich hatte mich schon darauf gefreut, Ihre Jubelgesänge über meinem Sarg zu hören.«
    Maretha Lunz legte ihm eine Hand auf die Schulter. Die Oberste Richterin war eine alte, kluge Frau, in deren Gesicht die Zeit viele Maserungen hinterlassen hatte. »Schön, daß Sie wieder auf den Beinen sind. Hören Sie nicht auf das Geschwätz des Obmanns.«
    Der Kommandeur der Garnison trug Khaki ohne Rangabzeichen. Ponce Maqari hatte die Aktion in der Steppe vorläufig beenden und die eingesetzten Leute nach Cadhras zurückfliegen lassen. Er kratzte sich den kahlen, roten Schädel und ging um Barakuda herum. »Man kann Ihnen ja nicht mehr beliebig auf die Schulter klopfen, was? Nicht, daß Sie es immer verdient hätten, aber welche ist frei?«
    »Die linke«, sagte Barakuda grinsend. Maqari schob den Unterkiefer vor und ließ seine Tatze bemerkenswert sanft auf Dantes Schulter fallen.
    Vito Ataratz schüttelte Barakuda die Hand. Dante sah, daß der Präfekt sich um ihn gesorgt haben mußte.
    »Warum haben Sie uns eigentlich herbestellt?« sagte Thang.
    »Um Ihnen einen Film vorzuführen«, sagte Aguilar. »Er hat mich heute früh vom Krankenbett aus angerufen.«
    »Haben Sie ihn vorbereitet?«
    »Selbstredend, Barakuda. Ich weiß nicht, was es soll, aber hier ist er.« Er patschte auf einer Kassette herum.
    Dante wandte sich an Leontia Vilgram, die auf einem Drehsessel vor dem Rechnerterminal des Büros saß. »Können Sie diesen Film da so abspielen, daß er über den Bildschirm zu sehen ist?«
    Sie nickte, stand auf, holte die Kassette und ging zu einem anderen der zahllosen Apparate. »Kein Problem. Ich bin ja neugierig, welcher Film uns unterhalten soll.«
    »Moment bitte, noch nicht

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