Pasdan
letzten Ausgang. Die Leute sind fast alle draußen. Nummer Eins ist fertig.«
Koryna Delaware warf einen Blick über die Schulter zu Dante; dann schaute sie zur Galerie hinauf. »Gut. Ich komme in einer Minute.«
Die Frau auf der Galerie nickte und verschwand.
»Das letzte Kapitel.« Koryna trat zurück, blieb etwa fünf Meter von Dante entfernt stehen. »Ich weiß, daß du ein großer Nahkämpfer bist«, sagte sie spöttisch. »Und daß du eine Schulterwunde hast. Ich habe ein Messer, du nicht.«
»Und ich bin gefesselt. Wer ist Nummer Eins?«
Sie kicherte plötzlich. »O Wächter von Cadhras - meinst du, ich hätte dich an Stäbchen binden lassen, damit du deine Fesseln nicht durchscheuerst? Komm, du sollst noch ein paar Schritte tun.« Ohne Ansatz schleuderte sie das Messer; es blieb in der kaum verheilten Schußwunde stecken.
Der Schmerz raste durch seinen Körper und trübte ihm für einen Moment den Blick. Mit einem Ruck befreite er sich von der Fessel. Er sah Koryna zu den Stühlen huschen. Als er wieder Umrisse erkannte, hielt sie zwei weitere Messer in den Händen. Das erste bohrte sich in seinen rechten Oberschenkel, ehe er reagieren konnte. Noch im Fallen riß er mit der Linken das Messer aus dem Bein. Er konnte den rechten Arm kaum bewegen, und mit absurder Logik dachte er: ›Sie muß gesehen haben, daß ich Rechtshänder bin.‹
Koryna kam näher, ohne Eile. Er versuchte sich aufzurichten, führte einen schnellen Stoß aufwärts mit dem Messer. Wie eine Katze wich sie aus, dann traf ein Fußtritt seine Linke. Das Messer klirrte zu Boden, Meter entfernt. Ihre Hand zuckte herab; Stahl schlug Funken aus dem Boden, als Dante sich zur Seite rollte. Mit dem linken Fuß trat er nach der Frau, aber sie stand bereits wieder.
»Das ist das Ende, Barakuda«, sagte sie leise. Sie hob den Arm, und er wußte, daß das Messer in seinem Herzen enden würde. Blutend und halb bewußtlos vor Schmerzen lag er auf dem eisigen Steinboden und sah mit langsamer Verwunderung den Pfeil, der von irgendwo kam und sich durch Korynas Kehle bohrte. Sie ließ das Messer fallen, hob die Hände zum Hals, öffnete den Mund und stürzte vornüber.
»Wer hat geschossen, o Schwester und Freundin?«
Frauen und Männer der Garnison und Jägerinnen der Banyashil füllten die Halle. Man hatte provisorische Pritschen gebaut und aus anderen Räumen des weitläufigen unterirdischen Komplexes Tische und Stühle herbeigeschafft.
Tremughati legte eine Hand auf seine Stirn. Das dunkle Gesicht war müde, die Augen schwarzes Feuer. »Ich, Bärenjäger. Oder überläßt du die wichtigsten Dinge anderen?«
Das Höhlenlabyrinth hatte viele Ebenen und viele Eingänge. Korynas Leute hatten nur einen Teil erforscht; die Jägerinnen der Banyashil waren über andere Wege eingedrungen. Die meisten der Banditen waren entkommen.
Maqari kümmerte sich persönlich um den Abtransport der Verletzten. Henty und die zweite Soldatin waren tot; Emlyn Skudder und die Korporalin Shulamit as-Sabah würden mit viel Glück überleben. Auch bei den Jägerinnen und den Banditen hatte es Tote und Verwundete gegeben.
»Also deine Hände hat Saravyi gemeint.« Dante erzählte von der seltsamen Botschaft.
Tremughati machte ein verwundertes Gesicht; dann lachte sie. »Wir sind durch die Wälder südlich der Berge geritten; Gortahork im Norden durch die Steppe. Er reitet noch immer, um die Pläne von Großer-Töter herauszufinden und zu durchkreuzen. Wir hatten gehört, daß die zweite Bande in den Wäldern des Südens arbeitet, und daß ihr viele Frauen angehören. So sind wir hergekommen. Die alten Höhlen - die Fürsten und Heiler der Banyashil kennen sie, wie viele Dinge der Vergangenheit. Aber woher Saravyi wußte, daß ich hier sein würde - das weiß ich nicht.«
»Eine lange Rede, Freundin. Ich bin beeindruckt. Aber die Schmerzmittel haben meinen Geist nicht völlig getrübt.«
Tremughati lächelte. »Schade. Ich hatte gehofft, die lange Rede würde dich zu sehr beschäftigen für weitere Fragen.«
»Wohin gehst du?«
Sie streichelte seine Wange. »Es gibt noch viele Wälder, weiter im Westen. Jägerinnen und Jäger der Banyashil haben ein gemeinsames Ziel. Wir werden es über Tausende Kilometer zur festgesetzten Stunde erreichen.«
Dante hielt ihre Hand fest. »Was ist dieses Ziel, Fürstin?«
Sie entzog ihm die Hand nicht, aber ihre Augen wurden undurchdringlich. »Es ist etwas, das getan werden muß.«
Maqari trat zu ihnen. »Schon wieder Fragen,
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