Pasdan
Barakuda, was? Sie können von mir aus eine Milliarde Fragen stellen, wenn Sie wiederhergestellt sind. Ab mit ihm!« Er gab Zeichen; zwei stämmige Frauen der Garnison hoben die Pritsche und trugen sie zum Ausgang. Tremughati ging mit; sie hielt Dantes Hand, schwieg aber. Sie erreichten eine Plattform über dem unteren Wasserfall. Dort wartete der Gleiter.
»Fürstin«, sagte Dante bittend.
Tremughati lächelte traurig. »Nein.« Sie neigte sich über die Trage und küßte ihn.
XII
Barakuda schlief auf dem Flug nach Cadhras, aber es war kein erholsamer Schlaf. Alpträume brachen unvermittelt ab und setzten wieder ein; in einem dieser gräßlichen Traumfetzen diskutierte er mit Koryna Delaware über Wahrheit und das einzig wahre Leben und wußte, daß die Spur nach Pasdan führte, ins Reich der Heiligen Mütter.
In Cadhras erfuhr er, daß Emlyn Skudder den Flug nicht überlebt hatte. Vor und nach der Operation plagte er sich mit den Gesichtern der Toten.
Er blieb vier Tage im Hospital von Cadhras. Die Ärzte holten das Projektil aus seiner Schulter, besprühten die Verletzungen mit adaptiertem schnellwirkendem Wundplasma und rieten zu einer längeren Erholungspause.
Am Morgen nach der Operation besuchte ihn die Gouverneurin; in ihren kühlen grauen Augen glaubte Dante persönliche Anteilnahme zu lesen.
Nachmittags fiel Sergeant Bondak mit einigen Leuten der Bande ein - Learoyd, Nardini, Timoara, Kakoiannis. Sie setzten Personal, Ärzte und sich selbst unter Alkohol. Barakuda trank Sampasaft und kam sich mit seinen weißen Bandagen an Schulter und Oberschenkel wie ein Dahinsiechender vor. Die Gespräche drehten sich fast nur um ein Thema. Nach der Verletzung mußte Dante seinen Abschied nehmen; er würde kommissarisch im Amt bleiben, bis ein Nachfolger eintraf. Einige der Raufbolde mußten ebenfalls bald aus Altersgründen ausscheiden. Nun schmiedete man Pläne - Halbsold oder Abfindung; und wenn Abfindung, was dann? Eine Kneipe in Cadhras, ein Karawanenbetrieb?
Der nächste Besucher war Udo Aguilar; der Chef des Raumhafens brachte eine Flasche echten irdischen Burgunder mit, der ein Vermögen gekostet haben mußte. Sie tranken ihn langsam, zu zweit. Aguilar fragte nach Einzelheiten; Barakuda erzählte. Als Aguilar gegangen war, versuchte Dante ein paar Dinge, die nicht zueinander paßten, zu sortieren. Er war überzeugt, daß die zweite Gruppe, die Nobrega Konkurrenz machte, von Pasdan gelenkt wurde. Sie mußten sich weit in den Westen vorgewagt haben; er dachte an die verstümmelten Boten der Gargava und an Korynas Messer. Wie viele Agenten mochte Pasdan noch unterhalten? Aber wozu sollte das alles dienen? Gleich ob Pasdan oder Nobrega - alle wußten, daß jede größere Aktion Spuren hinterließ, und bei eindeutigen Spuren konnte Cadhras handeln. Was hätte jemand davon, im Ernstfall die Commonwealth-Flotte zu provozieren? Und welche gemeinsamen Ziele verfolgten Mütter und Räuber? Nicht zu reden von den offenbar gegeneinander gerichteten Nebenaktionen.
Abends kam Begheli; sie hatte dienstfrei und berichtete über neuere Vorfälle im Meeresleuchten. »Mutter Schwabbel sah heute so aus, als ob sie bald wieder zuschlagen wollte. Morgen bin ich wieder dran, wahrscheinlich knallt es dann.«
»Diesmal bin ich aber nicht zum Trösten da.«
Sie waren noch bei alten Anekdoten, als Dr. Zavimbi erschien, leidlich erholt vom Besuch der »Banditen«. Sie nickte Begheli zu und reichte Barakuda ein Päckchen Verbandmull. »Hätten wir ja fast vergessen. Das haben wir aus Ihrer Schulter geholt. Ich nehme an, Sie wollen es entweder aufheben oder selbst wegwerfen.«
Dante wickelte das Päckchen aus. Es enthielt die Karabinerkugel, die er seit seinem Ritt durch die Steppe in sich getragen hatte. Mit spitzen Fingern hob er das kleine Stückchen Metall hoch.
Er betrachtete das Projektil; dann begann er zu lachen.
Die Kugel hatte ein anderes Kaliber; sie war nicht aus einer der in Einzelteilen geschmuggelten Waffen abgefeuert worden.
Am Morgen des vierten Tages wurde Dante entlassen. Abends zuvor hatte er einige Gespräche geführt und darum gebeten, am Vormittag den Krisenrat einzuberufen.
Begheli holte ihn ab, zusammen mit Learoyd und Nardini. »Nicht vor Freude singen, Rene«, sagte Learoyd, als sie mit Barakuda die Treppe zum Park hinabstiegen. »Sonst fällt er um. Er ist noch ein wenig schwach. Wohin, Chef?«
Dante stützte sich auf die beiden Soldaten; seine Beine waren weich. »Zur Esplanade. Ich
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