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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beschränken, so wie mein Gedächtnis sie hergibt.
    Es heißt da gleich zu Anfang, das Große Ziel sei die Zerstörung der Staatsformen, die Abschaffung der unkreativen Arbeit und vor allem die Beseitigung des männlichen Geschlechts, das für all diese Monstrositäten verantwortlich sei. Man müsse die Fortpflanzung ohne Männer anstreben; dann seien nur noch Frauen zu zeugen. Ohnehin sei der Mann ein biologischer Unfall; sein Y-Chromosom sei ein defektes weibliches X-Chromosom, der Mann somit eine verkrüppelte Frau, eine wandelnde Abtreibung. Er übe negative Magie aus: Was er berühre, werde unweigerlich zu Exkrement. Da er kein Eigenleben besitze, begreife er das Leben als absurd und unterwerfe sich äußeren Zwängen - Kontrolle, Staat, Führerschaft, Religion -, um seine innere Leere zu vergessen. Eine Gesellschaft rationaler Frauen sei auf derlei Zwangsvorstellungen nicht angewiesen.
    (Varli Soleyn schrieb auch, Kriege und militärische Organisationen seien lächerliche Versuche der Männer, ihr minderwertiges Geschlechtsleben in einer kosmischen Penetration zu überkompensieren und dabei auch ihre - von den Frauen zu fördernde - Todessehnsucht zu erfüllen. Im Gegensatz hierzu sei das Zusammenleben von Frauen in militärischen Verbänden lobenswerte Kameradschaft.)
    Ich fragte weiter, weshalb die Mütter nicht wenigstens die Shil-Frauen zu befreien statt auszurotten suchten. Die Gebietende Mutter erklärte, es gebe eine starke Fraktion, die nur die in Pasdan geborenen Frauen als Auserwählte betrachte; selten komme es - wie bei mir - zu Ausnahmen, und in der Zukunft werde diese Fraktion wohl die Politik bestimmen. Außerdem seien alle Shil, gleich welchen Geschlechts, zur Bildung des angestrebten künftigen Gemeinwesens unfähig, da ihre Sprache es ihnen unmöglich mache, die grundlegenden Begriffe (ich nehme an, hiermit sind kosmische Ordnungsvorstellungen wie ›Welt‹, ›Realität‹ etc. gemeint) als wirklich hinzunehmen; alle Shil-Sprachen behandelten materiell nicht faßbare Dinge wie z. B. alles Weltanschauliche als ästhetisches Spiel ohne realen Wert und seien daher ungeeignet zur Errichtung dauerhafter Gebilde, die auf Wertvorstellungen beruhen…«
     

XIV
     
    Der Hafenort Tashila, am Ostgestade von Huasiringa, war eine alte Shil-Gründung mit etwa 5000 Einwohnern. In der fruchtbaren Ebene nördlich der Stadt wurde Landwirtschaft betrieben, südlich stieg das Land schnell an; dort gab es nur noch Felsen und - in langen, einsamen Tälern - Einödhöfe und winzige Weiler. Die hohen Tamar-Berge trennten Huasiringas Ostteil vom niedrigen Sumpf- und Dschungelland, Hauptmasse und Hauptattraktion der Insel.
    Die Feriensiedlung existierte seit etwa 100 Jahren: ein großes Hotel, dazu Bungalows an einer flachen Bucht; Touristen konnten angeln, wandern, baden, Bootstouren unternehmen oder jenseits der Berge - die zu Fuß zu überqueren waren - Safaris auf die gefährliche Tierwelt unternehmen. Der Westteil war praktisch unbewohnt; die Küste bestand aus Lagunen hinter Riffen und Sandbänken, der Rest war Dschungel und Sumpf. Dort gab es Nattern, deren Biß innerhalb einer Stunde zum Tod führte. An verschiedenen Stellen wuchsen Fleischbäume, die mit lianenartigen Auswüchsen Tiere und Menschen fingen und einer Speiseöffnung im Unterteil des Stammes zuführten. In den Sümpfen und Dschungelseen hausten mehrere Sorten Alligatoren; die größten von ihnen maßen bis zu sieben Meter Länge und bevorzugten Touristen als Diät. Es gab wandernde Ätznelken, die sich der Umgebung anpaßten, so daß die Sicherheitsdistanz von zwei Metern (so weit sprühten sie ihre Säure) nicht immer einzuhalten war. Vor allem aber gab es den Shihueti, eine riesige Raubkatze mit reißenden Fängen und mächtigen Pranken. Wer in den Dschungeln auf Safari gehen wollte, war auf Pfeil, Bogen und Messer angewiesen. Zahllose kleinere Katzen mit schönem Fell standen nicht so hoch im Kurs wie der Shihueti, dessen silbergraue Decke mit verschlungenen Goldzeichnungen als Trophäe unter Fachleuten für unvergleichlichen Ruhm sorgte, als Handelsobjekt unvergleichlich teuer war. Aber im Commonwealth übernahm keine Versicherung das Risiko einer Shihueti-Jagd; die Safaritouristen unterzeichneten vor Beginn des Unternehmens eine Erklärung, in der sie die Veranstalter von jeglicher Verantwortung entbanden. Für das letzte Jahrzehnt verzeichnete die Statistik 30 erlegte Shihuetis und 87 zerrissene Touristen. Hinzu kamen jene, die im Sumpf

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