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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Feuerwaffen gesehen und gehört. In den Buschlanden am südlichen Golzain seien jüngst viele Gräber angelegt worden, aber niemand habe bisher Lust verspürt, sie zu öffnen. Auch wisse keiner, wer sie gegraben habe; allerdings gebe es Gerüchte, denen zufolge Jägerinnen der Banyashil, viele tausend Kilometer von ihrer Steppenheimat entfernt, einen stummen Buschkrieg mit versprengten Banditen und Streifen aus Pasdan führten.
    Abends aß Barakuda im Speisesaal des Hotels, der mit orangefarbenen Marmorfliesen ausgelegt war. Nach dem Essen sprach er mit dem Manager und zog sich dann mit einer Karaffe Wein in die Bibliothek zurück.
    Über das Matriarchat von Pasdan gab es nur wenige Unterlagen, die mehr enthielten als Gerüchte. In Cadhras, in der Bibliothek des Gouvernements ebenso wie in der des Territoriums, gab es reichhaltige Bestände an Lesewürfeln, aber kaum ältere Bücher. Gleiches galt für die diversen Institute auf der Schul- und Universitätsinsel Corilia. Die mikrolibros waren nur mit Geräten zu lesen, zu deren Betrieb Elektrizität benötigt wurde. Huasiringa lag fast 2000 Kilometer von den Küsten des Isthmus entfernt, damit auch vom Fusionsmeiler bei Cadhras. Lesegeräte und mikrolibros waren hier nicht zu finden. In der Bibliothek mit ihren dunklen Eichenpaneelen, schwarzgebeizten Regalen aus Shilgat-Esche und bequemen Polstersesseln gab es nur Bücher. Es war viel Unterhaltungslektüre, aber auch ortsbezogenes Material dabei, und Barakuda, der bei seinen Nachforschungen in Cadhras immer wieder auf Zitate aus nicht mikrolibrierten Büchern gestoßen war, hoffte einige dieser Texte in der Bibliothek zu finden. Sie enthielt jedoch nur die üblichen Werke über den Planeten Shilgat, die er sämtlich kannte, und von denen er die meisten geringschätzte. Erbgott, Fischfisch und Stadtsklave - Institutionen der Shil auf Shilgat, das Werk eines Reisejournalisten namens Ireneo Fnuse, der über der Aufzählung oft falscher Details eine Untersuchung ihrer Bedeutung vergessen hatte; Linguistische Betrachtungen: Banyashilgu von Berengar Z. Golyubin, eine Arbeit mit verdienstvollen darstellenden Kapiteln und waghalsigen Hypothesen im Hauptteil; Geschichte von Shilgat von Isis Myrer - ein von pseudowissenschaftlichen Termini durchsetztes Werk, dessen Hauptproblem der Titel war, da es keine Geschichte von Shilgat gab; daran litt auch die Untersuchung der Annalen von Sa’orq aus der Feder eines akademischen Schwätzers namens Shalmassi Vankvard, der zwei Wochen in Cadhras verbracht, Fischern und Händlern gelauscht und dann diese Arbeit vorgelegt hatte - ein Werk, in dem behauptet wurde, Sa’orq, vermutlich älteste Stadt auf Shilgat, sei eine Ratsdemokratie, und seine Annalen (die der Autor nie gesehen hatte) enthielten eine Fülle interessanter Berichte, die er im Anschluß daran zitierte: wiederum Legenden und Märchen. { * } Ferner standen in den Regalen Handbuch des Shihueti-Jägers auf Huasiringa von Julo Bonotze; Ich zog mit der Nordkarawane von Flimmer Bundobust; Die Irren von Pasdan, Banyadir und Gashiri von Eira Enxol, ein Buch, das Barakuda kannte und dessen Titel er schätzte, das aber keine substantiellen Nachrichten enthielt; Mythen und Legenden der Banyashil von Uglesa Husmin; außerdem die offiziellen Handbücher, Gesetzestexte usw.
    Barakuda gab die Suche auf und widmete sich der Lektüre von Band LXII des Lexikons der bewohnten Welten (»Sa-Smu«). Er blätterte »Shilgat« durch, entdeckte nichts Neues und stieß dafür weiter hinten auf eine fesselnde Darstellung der »Formen des sanktionierten Totschlags durch Lob und Handlesekunst sowie Bauchpinseln bei den Drogol von Skaamtgi IV«, in die er sich lächelnd vertiefte.
    Kurze Zeit später trat der Manager mit einem breitschultrigen Touristen ein, den er als Gildor Gerames vorstellte. »Nachdem Sie mich zu diesen Matriarchinnen befragt hatten«, sagte der Manager, »fiel mir ein, daß dom Gerames vor einiger Zeit ebenfalls etwas über Pasdan wissen wollte.« Er ließ sie allein.
    Barakuda musterte Gerames. Der Mann war einen halben Kopf größer als er und schwarzgebrannt von der Sonne. Er trug einen cremefarbenen Strandanzug und ein transparentes Seidenhemd, aus dem die titanische Brustbehaarung quoll. Ein kantiger Schädel mit einer kurzen Matte blaugrauen Haares, wulstige Lippen, wuchtiges Kinn und grellgraue Augen - der Mann gab ein formidables Bild ab. Barakuda hatte ihn schon mehrfach von weitem gesehen, meist mit wechselnden

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