Pasdan
Gespielinnen der Luxusklasse.
Gerames balancierte auf dem Handteller seiner Rechten eine Flasche Wein und zwei Pharlit-Schwenker. Als er diese wichtigen Objekte auf den Tisch in der Sitzecke gestellt hatte, schüttelte er Barakudas Hand mit einem mörderischen Griff. Dann zog er ein Buch aus seiner Jacke und legte es auf die Platte.
»Hier. Hab ich vor Jahren in einem Antiquariat gefunden und aus reiner Neugier gekauft - Kuriosität, Sie verstehen. Es ist der zweite Band. Ich hatte gehofft, auf Shilgat den ersten zu finden. Vor ein paar Tagen hab ich mich mit dem Geschäftsführer darüber unterhalten. Das ist ihm jetzt eingefallen. Wer sind Sie eigentlich?«
Barakuda umschrieb in dürren Worten seine Noch-Funktion. Gerames grinste. »Netter Job, aber meiner ist besser.«
Er besaß auf Osiris, einem der Antares-Planeten, eine Fabrik für Sportgleiter, ultrateure Raumyachten und ähnlich kostspielige Gegenstände. Er konnte sich den Luxusurlaub auf Shilgat ebenso leisten wie den Wein, den Barakuda verstört betrachtete: ein dreißigjähriger Chambertin, abgefüllt vom Erzeuger. Weine und melancholische Kunst, das war fast alles, was die alte Erde noch produzierte. Der Grand Cru stand mit 900 Drachmen auf der Karte.
»Sie sehen aber nicht so aus, als ob Sie sich in Antiquariaten wohl fühlten.«
Gerames lachte und entblößte zwei Reihen blitzender Zähne. »Sie irren. Alles, was teuer ist, übt eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus. Dieses Werk gehörte damals dazu. Außerdem bin ich nur halb so beschränkt, wie ich in Ihren Augen offenbar wirke.«
Barakuda grinste und griff nach dem Buch. Es handelte sich um ein gebundenes Manuskript in einer gestochenen Handschrift. Das erste Blatt trug den Titel Zweiter Teil - Fortsetzung der Lehren der Heiligen Mütter von Pasdan; meine Aufnahme als Novizin und Flucht; CT114 - 117. Florisa De Clare, Gaia, 118.
»Ich habe das einige Male gründlich gelesen«, sagte Gerames. »Es ist so ungefähr der abstruseste Blödsinn, von dem ich je gehört habe. Allerdings macht es einen in sich so geschlossenen Eindruck, daß ich es für wahr halte.«
Barakuda begann vorsichtig zu blättern.
Gerames goß beide Gläser voll und reichte ihm eines. »Ich nehme an, Sie trinken notfalls ein Gläschen Wein. Übrigens können Sie bei dem Bändchen zupacken; ich habe die Seiten behandeln lassen.«
»Danke, ich trinke gern einen Schluck von Ihrem Wein, vor allem, weil ich ihn mir nicht leisten kann.« Barakuda roch, schnüffelte, inhalierte; sie tranken einander zu. Es war, als explodiere ein vielfarbiges Geschmacksfeuerwerk auf Barakudas Zunge. Andächtig setzte er das Glas wieder ab.
»Das ist eine gute Sache.«
Gerames hob die Brauen. »Reden wir vom Buch. Ich habe mich mit der über den bewohnten Kosmos verstreuten Sippe der De Clares in Verbindung gesetzt. Offenbar weiß keiner etwas. Vor einiger Zeit hatte ich auf der Erde zu tun und kam auf den Gedanken, zu suchen, ob da noch De Cläres existieren. Es gibt sie noch; sie sitzen in alten Familienhorsten in Irland herum und halten wenig von der verstreichenden Zeit. Diese Florisa hat es gegeben, und die Daten scheinen zu stimmen. Sie muß lange vor der Unterzeichnung des Shilgat-Abkommens hier gewesen sein.«
Barakuda nickte. »Das Abkommen wurde 198 unterzeichnet; wenn sie tatsächlich zwischen 114 und 117 in Pasdan war, wäre das neben ein paar Logbüchern der erste zusammenhängende Text über Shilgat. Abgesehen natürlich von den alten Aufzeichnungen der Shil.«
Gerames winkte ab. »Sie meinen die Annalen von Sa’orq und so was? Ich habe das Buch von Vankvard gelesen - reiner Blödsinn.«
Barakuda erfuhr in den nächsten Stunden einige interessante Dinge. Gerames’ Vater hatte mit der Produktion von Sport- und Freizeitfahrzeugen für die Reichen und Superreichen begonnen. Natürlich war er nicht der erste gewesen, aber er hatte einige neue Einfälle gehabt. Gerames hatte mit 16 Jahren, beim Tod des Vaters, die Firma übernommen und ausgebaut. Beiläufig erwähnte er den letzten Jahresumsatz, zwanzig Millionen Talente.
»Zwei Milliarden Drachmen«, sagte Barakuda andächtig.
»Etwas mehr als die Hälfte ist Reingewinn.« Gerames grinste. »Ich will nicht angeben; Sie sollen das nur wissen, damit Sie ohne Skrupel meinen Wein trinken. Wissen Sie, mit der Zeit wird alles öde. Neulich mußte ich meine vierte Frau abfinden und dachte, nach all dem Zirkus könnte mir Urlaub in einer anderen Umgebung nicht schaden. Ich habe
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