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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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übertrieben langweilig. Wenn nur – er wusste selbst nicht was – wenn nur – was?
     
    II
     
    In der Transitlounge in Frankfurt war es warm, also warf Sir Stafford seinen Umhang zurück, das scharlachrote Futter dramatisch um die Schultern drapiert. Er trank ein Glas Bier und lauschte mit halbem Ohr den verschiedensten Durchsagen. «Flug 4387 nach Moskau. Flug 2381 nach Ägypten und Kalkutta.»
    Reisen über den ganzen Erdball. Wie romantisch das hätte sein können. Aber die Atmosphäre einer Passagierlounge auf dem Flughafen hatte rein gar nichts Romantisches. Es gab zu viel zu kaufen, zu viele eintönige Sitzgelegenheiten, zu viel Plastik, zu viele Menschen, zu viele schreiende Kinder. Er versuchte, sich zu erinnern, wer gesagt hatte:
     
    Ich wünschte, ich liebt e die Menschheit;
    ich wünschte, ich liebte ihr einfältig Gesicht.
     
    Vielleicht Chesterton? Es war auf jeden Fall richtig. Man musste nur genügend Leute zusammenbringen, dann sahen alle so peinlich gleichförmig aus, dass es kaum auszuhalten war. Nur ein interessantes Gesicht jetzt, dachte Sir Stafford, was für einen Unterschied das schon machen würde. Er sah verächtlich nach zwei jungen Frauen, erstklassig gekleidet, in die übliche Uniform ihres Landes, immer kürzere und kürzere Miniröcke – England, vermutete er –, und nach einer weiteren jungen Frau, noch besser gekleidet – wirklich sehr gut aussehend –, die etwas, das man wohl als Hosenanzug bezeichnete, trug. Sie war auf dem Laufsteg der Mode schon ein wenig weiter vorangekommen. Er interessierte sich nicht besonders für gut aussehende junge Frauen, die wie alle anderen gut aussehenden jungen Frauen aussahen. Er hätte lieber eine, die anders aussah. Eine Frau setzte sich neben ihn auf das Kunstledersofa. Ihr Gesicht weckte sofort seine Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil es anders war, er glaubte fast, sie zu kennen, es war ein ihm bekanntes Gesicht. Er hatte sie schon einmal gesehen. Er konnte sich nicht erinnern, wo oder wann, sie war ihm aber auf jeden Fall bekannt. Er schätzte ihr Alter auf vielleicht fünf- oder sechsundzwanzig. Eine feine, schmale Adlernase, eine dichte schwarze Haarmähne, die bis auf die Schulter fiel. Sie hielt eine Zeitschrift vor sich, schenkte ihr aber keine Aufmerksamkeit. Stattdessen sah sie ihn an, mit fast gespannter Aufmerksamkeit. Plötzlich sprach sie ihn an. Sie hatte eine tiefe Altstimme, fast wie ein Mann, und einen leichten ausländischen Akzent.
    «Darf ich Sie ansprechen?», fragte sie.
    Er sah sie einen Augenblick eindringlich an, bevor er antwortete. Nein – nicht was man hätte glauben können –, das war kein Annäherungsversuch. Das war etwas anderes.
    «Ich sehe keinen Grund», sagte er, «warum Sie das nicht tun sollten. Wie es scheint, haben wir viel Zeit totzuschlagen.»
    «Nebel», sagte die Frau, «Nebel in Genf, vielleicht Nebel in London. Nebel überall. Ich weiß nicht, was ich tun soll.»
    «Machen Sie sich keine Gedanken», sagte er beruhigend, «irgendwo werden sie schon landen. Die sind ganz tüchtig, bestimmt. Wohin reisen Sie denn?»
    «Ich war nach Genf unterwegs.»
    «Nun, irgendwie werden Sie dort schon ankommen.»
    «Ich muss jetzt dorthin. Wenn ich nach Genf komme, ist alles in Ordnung. Dort ist jemand, der mich abholt. Da werde ich sicher sein.»
    «Sicher?» Er lächelte.
    «Sicher ist ein Schlagwort, aber nicht die Art Schlagwort, an dem die Menschen heutzutage interessiert sind. Und doch kann es eine Menge bedeuten. Es bedeutet sehr viel für mich.» Dann sagte sie: «Sehen Sie, wenn ich nicht nach Genf gelangen kann, muss ich entweder das Flugzeug hier verlassen oder in dieser Maschine nach London Weiterreisen, ohne dass Vorkehrungen getroffen sind, und dann werde ich ermordet.» Sie sah ihn scharf an. «Ich nehme an, Sie glauben mir nicht.»
    «Ich fürchte, nein.»
    «Es ist aber wahr. Menschen können ermordet werden. Sie werden es, jeden Tag.»
    «Wer will Sie ermorden?»
    «Ist das wichtig?»
    «Nicht für mich.»
    «Sie können mir glauben, wenn Sie nur wollen. Ich sage die Wahrheit. Ich brauche Hilfe. Hilfe, um sicher nach London zu gelangen.»
    «Und warum wollen Sie mich dafür aussuchen?»
    «Weil ich glaube, dass Sie etwas über den Tod wissen. Sie haben Tod erfahren, vielleicht einen Tod gesehen.»
    Er sah sie scharf an und dann wieder weg.
    «Irgendwelche anderen Gründe?»
    «Ja. Das hier.» Sie streckte ihre schmale olivenfarbene Hand aus und berührte die Falten des voluminösen

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