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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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entwickelt. Portugal und Spanien haben ebenfalls kleinere Zentren. Paris, natürlich. Es gibt weitere interessante Orte, sozusagen noch ‹im Aufbaustadium› könnte man sagen. Aber noch nicht voll entwickelt.»
    «Sie meinen Malaysia oder Vietnam?»
    «Nein. Nein, das ist schon alles Vergangenheit. Das war ein passender Aufruf zur Sammlung, zur Gewalt, studentischer Unzufriedenheit und für andere Dinge. Zurzeit wird überall zunehmend die Organisierung der Jugend betrieben, die Auflehnung gegen ihre Regierungsform gefördert, gegen die Sitten ihrer Eltern, sehr oft gegen die Religion, in der sie erzogen wurden. Es gibt den heimtückischen Kult der Freizügigkeit, den wachsenden Kult der Gewalt. Gewalt nicht als Mittel, sich zu bereichern, sondern Gewalt um der Gewalt willen. Das wird besonders betont, und die Gründe dafür sind für die Betroffenen von größter Bedeutung.»
    «Freizügigkeit, ist das wichtig?»
    «Es ist eine Lebensweise, mehr nicht. Es verführt zu bestimmtem Missbrauch, mehr nicht.»
    «Was ist mit Drogen?»
    «Der Drogenkult wird absichtlich gefördert und angeheizt. Ungeheure Summen werden damit verdient, aber wir nehmen an, er wird nicht nur des Geldes wegen gefördert.»
    Alle sahen Mr. Robinson an, der langsam den Kopf schüttelte.
    «Nein», sagte er, «es sieht nur so aus. Leute werden zwar verhaftet und der Justiz überantwortet. Drogenhändler werden verfolgt. Aber es steckt mehr dahinter als nur die Drogenkartelle. Der Drogenhandel ist nur ein Mittel, und zwar ein übles Mittel, um Geld zu machen. Aber es steckt mehr dahinter.»
    «Aber wer –»Stafford Nye zögerte.
    «Wer und was und wo und warum? Die vier Ws. Das ist Ihre Mission, Sir Stafford», sagte Mr. Robinson. «Das müssen Sie herausfinden. Sie und Mary Ann. Es wird nicht leicht sein, und vergessen Sie nicht, eine der schwierigsten Aufgaben der Welt ist, Geheimnisse zu bewahren.»
    Stafford Nye blickte mit Interesse auf Mr. Robinsons fettes gelbes Gesicht. Vielleicht war das gerade das Geheimnis von Mr. Robinsons Herrschaft über die Finanzwelt. Sein Geheimnis war, dass er seine Geheimnisse bewahrte. Mr. Robinsons Lippen zeigten wieder ihr Lächeln. Die großen Zähne strahlten.
    «Wenn man etwas weiß», sagte er, «ist die Versuchung, es mitzuteilen immer groß; mit anderen Worten, darüber zu reden. Das heißt nicht, dass man Informationen preisgeben will, es heißt nicht, dass man Ihnen Bezahlung dafür angeboten hat. Sie wollen nur zeigen, wie wichtig Sie sind. So einfach ist das. In Wirklichkeit», sagte Mr. Robinson und schloss dabei halb die Augen, «ist alles auf der Welt so extrem einfach. Die Leute verstehen das nur nicht.»
    Die Gräfin stand auf und Stafford Nye folgte ihrem Beispiel.
    «Ich hoffe, Sie werden gut schlafen und sich wohlfühlen», sagte Mr. Robinson, «ich denke, dieses Haus ist hinreichend komfortabel.»
    Stafford Nye murmelte, er sei sich dessen sicher, und dieser Punkt wurde bald darauf bestätigt. Er ließ den Kopf auf das Kissen sinken und schlief sofort ein.

 
     
     
     
     
    2. Buch
     
    Die Siegfried-Reise

Kapitel 10

Die Frau vom Schloss
    I
     
    S ie traten aus dem Jugend-Festival-Theater in die erfrischende Abendluft. Unter ihnen lag in einer Senke ein erleuchtetes Restaurant. Am Abhang des Hügels gab es noch ein anderes. Die Restaurants unterschieden sich geringfügig im Preis, doch keines war preiswert. Renata trug ein Abendkleid aus schwarzem Samt, Sir Stafford war in Frack und weißer Fliege.
    «Ein sehr erlauchtes Publikum», murmelte Stafford seiner Begleiterin zu. «Da war viel Geld versammelt. Im Ganzen ein junges Publikum. Man glaubt kaum, dass sie sich das leisten können.»
    «Oh, das kann man arrangieren. Das wird arrangiert.»
    «Eine Unterstützung der jungen Elite? So etwas?»
    «Ja.»
    Sie wanderten zu dem Restaurant auf dem hohen Hügelabhang.
    «Wir haben eine Stunde zur Verfügung für das Essen, oder?»
    «Theoretisch eine Stunde. Praktisch eine Stunde und fünfzehn Minuten.»
    «Dieses Publikum», sagte Sir Stafford Nye, «die meisten, ich würde sagen, fast alle, sind wirkliche Musikliebhaber.»
    «Die meisten, ja. Das ist wichtig, wissen Sie.»
    «Wie meinen Sie das – wichtig?»
    «Dass die Begeisterung echt sein muss. An beiden Enden der Skala», fügte sie hinzu.
    «Was genau meinen Sie damit?»
    «Wer Gewalt ausübt und Gewalt organisiert, muss die Gewalt lieben, muss sie wollen, ersehnen. Mit dem Zeichen der Ekstase in jeder Bewegung, beim Zerschlagen,

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