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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nachdenklich.
    Es lag eine leichte Frage darin.
    «Nein», sagte sie. «Im Augenblick nicht.»
    «Ach, Sie sind also immer noch die Gräfin Zerkowski.»
    «Im Augenblick bin ich noch die Gräfin Zerkowski.»
    «Befinden Sie sich hier in Ihrem eigenen Teil der Welt?»
    «Mehr oder weniger. Ich bin als Kind hier aufgewachsen. Jeden Herbst kamen wir für einen guten Teil des Jahres hierher, auf ein Schloss nicht weit von hier entfernt.»
    Er lächelte und sagte nachdenklich: «Was für ein hübsches Wort. Schloss. Klingt so solide.»
    «Schlösser stehen heutzutage nicht auf sehr solidem Grund, sie sind meistens baufällig.»
    «Das hier ist Hitler-Land, nicht wahr? Wir sind nicht weit entfernt von Berchtesgaden, oder?»
    «Es liegt dort drüben, nach Nordosten hin.»
    «Und Ihre Verwandtschaft, Ihre Freunde – haben sie Hitler akzeptiert, an ihn geglaubt? Vielleicht sollte ich solche Dinge lieber nicht fragen.»
    «Sie mochten ihn und alles, wofür er stand, nicht. Aber sie haben ‹Heil Hitler› gesagt. Sie haben hingenommen, was mit ihrem Land geschah. Was sonst hätten sie tun können? Was hätte irgendjemand tun können zu jener Zeit?»
    «Wir fahren in Richtung Dolomiten, nicht wahr?»
    «Ist es wichtig, wo wir uns befinden, auf welcher Straße wir fahren?»
    «Nun, dies ist eine Sondierungsreise, nicht wahr?»
    «Ja, aber die Sondierung ist nicht geografisch. Wir werden eine bestimmte Persönlichkeit aufsuchen.»
    «Sie geben mir das Gefühl –», Sir Stafford Nye sah hinauf in die Landschaft aufgetürmter Berge, die bis in den Himmel reichten, «als ob wir den berühmten Alten vom Berge aufsuchen würden.»
    «Meinen Sie den Meister der Assassinen, der seine Gefolgsleute unter Drogen hielt, sodass sie von ganzem Herzen für ihn in den Tod gingen? Dass sie töteten in dem Bewusstsein, selbst auch getötet zu werden, aber auch in dem Glauben, dass sie unmittelbar ins muslimische Paradies versetzt würden – schöne Frauen, Haschisch und erotische Träume – perfektes und nie endendes Glück?»
    Sie hielt einen Augenblick inne und sagte dann: «Fesselnde Persönlichkeiten. Ich glaube, es hat sie immer gegeben, zu allen Zeiten. Menschen, die andere an sich glauben machen, sodass diese sogar bereit sind, für sie zu sterben. Nicht nur Assassinen. Die Christen sind auch gestorben.»
    «Die heiligen Märtyrer? Lord Altamount?»
    «Warum erwähnen Sie Lord Altamount?»
    «Ich habe ihn – ganz plötzlich – so gesehen an jenem Abend. In Stein gemeißelt – vielleicht in einer Kathedrale aus dem dreizehnten Jahrhundert.»
    «Einer von uns wird vielleicht sterben müssen oder sogar mehrere.»
    Sie hielt das, was sie zunächst noch sagen wollte, zurück und fuhr dann fort:
    «Ich denke da manchmal noch an etwas anderes. An einen Vers im Neuen Testament – Lukas, glaube ich. Christus sagte beim Letzten Abendmahl zu seinen Jüngern: ‹Ihr seid meine Gefährten und Freunde, doch einer unter Euch ist ein Teufel. › So ist aller Wahrscheinlichkeit nach einer von uns ein Teufel.»
    «Halten Sie das für möglich?»
    «Fast. Einer, dem wir vertrauen und den wir kennen, der aber abends schlafen geht und nicht vom Martyrium träumt, sondern von den dreißig Silberlingen, und der mit dem Gefühl erwacht, sie bereits in Händen zu halten.»
    «Geldgier?»
    «Ehrgeiz bezeichnet es besser. Wie erkennt man einen Teufel? Wie würde man es wissen? Ein Teufel würde auffallen in der Menge – wäre schillernd – und würde Aufmerksamkeit erregen – und die Führung in die Hand nehmen.»
    Sie schwieg einen Augenblick und sagte dann mit nachdenklicher Stimme:
    «Ich hatte mal eine Freundin im diplomatischen Dienst, die erzählte mir, sie habe einer deutschen Frau gesagt, wie bewegt sie war von dem Passionsspiel in Oberammergau. Aber die Frau sagte verächtlich: ‹Sie verstehen das nicht. Wir Deutsche brauchen keinen Jesus Christus. Wir haben unseren Adolf Hitler. Er ist größer als jeder Jesus, den es je gegeben hat.› Sie war eine sehr nette, ganz normale Frau. Aber sie empfand das so. Eine Masse von Leuten dachte so. Hitler war ein fesselnder Redner. Er sprach und sie lauschten – und akzeptierten den Sadismus, die Gaskammern, die Folter, die Gestapo.»
    Sie zuckte mit den Schultern und sagte dann mit normaler Stimme: «Trotzdem, es ist schon seltsam, dass Sie das eben gesagt haben.»
    «Was meinen Sie?»
    «Das über den Alten vom Berge. Den Führer der Assassinen.»
    «Wollen Sie mir damit sagen, es gibt hier einen Alten

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