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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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meist Psychologen. Wenn wir Glück haben, hat man ihn hierhergebracht, um einige unserer jungen Hitzköpfe zu untersuchen. Sie sind alle vollgestopft mit deutscher Philosophie, Black-Power-Philosophie, der Philosophie verstorbener französischer Schriftsteller und so weiter und so fort. Vielleicht soll er auch die Köpfe einiger unserer großen Leuchten von der Justiz untersuchen, die den Gerichten Vorsitzen und uns warnen, sehr vorsichtig zu sein und das Ego junger Männer nicht zu verletzen, sie müssten ja vielleicht noch ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir hätten sehr viel mehr Sicherheit, wenn wir ihnen allen Sozialhilfe zahlten. Davon könnten sie dann leben, zurückgehen in ihre Behausungen, nicht arbeiten und sich an weiterer philosophischer Lektüre erfreuen. Aber ich bin nicht auf der Höhe der Zeit. Ich weiß das. Sie brauchen es mir nicht zu sagen.»
    «Man muss die neue Denkweise berücksichtigen», sagte Sir George Packham. «Man fühlt – man hofft – nun, es ist schwer zu sagen –»
    «Es muss sehr beunruhigend für Sie sein», sagte Oberst Pikeaway. «Wenn es so schwierig ist, es in Worte zu fassen.»
    Sein Telefon klingelte. Er lauschte und reichte es dann an Sir George weiter.
    «Ja?», sagte Sir George. «Ja? Oh ja. Einverstanden. Ja. Einverstanden. Ich nehme an – nein – nein – nicht das Innenministerium. Nein. Privat, meinen Sie. Nun, ich nehme an, wir benutzen besser – er –»
    Sir George sah sich vorsichtig um.
    «Dieser Raum ist nicht verkabelt», sagte Oberst Pikeaway freundlich.
    «Codewort Blaue Donau», sagte Sir George Packham mit vernehmlichem, heiseren Geflüster.
    «Ja, ja, ich bringe Pikeaway mit. Oh ja, natürlich. Ja, ja. Sagen Sie ihm Bescheid. Ja, Sie sagen, Sie wünschen besonders, dass er kommt. Aber behalten Sie im Auge, dass unser Treffen rein privater Natur ist.»
    «Dann können wir meinen Wagen nicht nehmen», sagte Pikeaway. «Er ist zu bekannt.»
    «Henry Horsham kommt und holt uns mit seinem Wagen ab.»
    «Gut», sagte Oberst Pikeaway. «Das ist ja alles sehr interessant.»
    «Denken Sie nicht –»
    «Was meinen Sie?»
    «Ich meine nur – nun, ich – entschuldigen Sie, wenn ich – dürfte ich eine Kleiderbürste vorschlagen?»
    «Ach, das.» Oberst Pikeaway klopfte sich leicht auf die Schulter, eine Wolke von Zigarrenasche flog auf und ließ Sir George nach Luft schnappen.
    «Nanny», rief Oberst Pikeaway. Er hieb auf einen Summer, der sich auf dem Schreibtisch befand.
    Eine Frau mittleren Alters kam mit einer Kleiderbürste, herbeigerufen mit der Blitzgeschwindigkeit des Geistes aus Aladins Wunderlampe.
    «Bitte, halten Sie die Luft an, Sir George», sagte sie. «Das beißt ein wenig.»
    Sie hielt ihm die Tür auf und er verzog sich nach draußen, während sie Oberst Pikeaway abbürstete. Er hustete und beschwerte sich:
    «Verdammte Landplage, diese Leute. Immer wollen sie, dass man sich herausputzt wie ein Stutzer.»
    «So würde ich Ihr Aussehen nicht gerade beschreiben, Oberst Pikeaway. Sie sollten sich langsam daran gewöhnt haben, dass ich Sie abbürste. Und Sie wissen auch, dass der Innenminister Asthma hat.»
    «Nun, das ist sein Problem. Er tut eben nicht genug gegen die Luftverschmutzung in London. Kommen Sie, Sir George. Lassen Sie uns hören, was unser deutscher Freund uns zu sagen hat. Es hört sich ziemlich dringend an.»

Kapitel 17

Herr Heinrich Spiess
     
    H err Heinrich Spiess war besorgt. Er gab sich keine Mühe, dies zu verbergen. Er bestätigte im Gegenteil, dass die Situation, die die fünf anwesenden Männer besprechen wollten, in der Tat sehr ernst war. Gleichzeitig wirkte er sehr beruhigend, sehr beschwichtigend, was sein Hauptvorteil bei der Bewältigung der jüngsten schwierigen politischen Situation in Deutschland war. Er war ein solider Mensch, der seinen gesunden Menschenverstand in jede Versammlung einbrachte, an der er teilnahm. Er machte nicht den Eindruck eines brillanten Mannes, allein das war schon beruhigend. Brillante Politiker waren für zwei Drittel der nationalen Krisensituationen verantwortlich, und das in mehr als einem Land. Das andere Drittel wurde von den Politikern verursacht, die, obwohl legal von demokratischen Regierungen gewählt, doch ihren eklatanten Mangel an Urteilsvermögen, gesundem Menschenverstand und allgemeinen Verstandesqualitäten nicht verbergen konnten.
    «Dies ist auf keinen Fall ein offizielles Treffen, verstehen Sie», sagte Spiess.
    «Ja, sicher, sicher.»
    «Es wurde mir eine

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