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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Arbeiter aller Länder, vereinigt euch? Das heißt, die Messlatte zu tief zu hängen. Arbeiter sind nur das Material. Es muss heißen: ‹Anführer aller Länder, vereinigt euch!› Junge Menschen mit der Gabe der Führungskraft, mit gutem Blut. Wir müssen mit ihnen beginnen, nicht mit Männern mittleren Alters mit eingefahrenen Ansichten, die sich wiederholen wie eine Grammofonplatte mit einem Sprung. Wie müssen uns unter den Studenten umsehen, den jungen, beherzten Männern mit großen Ideen, die bereit sind, auf die Straße zu gehen, bereit, getötet zu werden, aber auch selbst zu töten. Ohne Bedenken zu töten – weil ohne Aggression, ohne Gewalt, ohne Angriffslust der Sieg nicht errungen werden kann. Ich muss Dir etwas zeigen –»
    Mit einiger Anstrengung gelang es ihr, auf die Beine zu kommen. Lady Matilda stand ebenfalls auf, betont mühevoller, als nötig gewesen wäre.
    «Es war im Mai 1940», sagte Charlotte, «als die Hitlerjugend in ihr zweites Stadium eintrat. Als Himmler von Hitler eine Order erhielt. Die Order der berühmten SS. Sie wurde für die Vernichtung der Ostvölker, der Slawen, der vorbestimmten Sklaven der Welt erstellt. Sie sollte Raum schaffen für die deutsche Herrenrasse. Das Ausführungsorgan der SS entstand.»
    Ihr Stimme senkte sich etwas. Sie war jetzt von fast religiöser Ehrfurcht.
    Lady Matilda hätte sich aus Versehen fast bekreuzigt.
    «Der Totenkopforden», sagte die Große Charlotte. Sie ging mühsam und unter Schmerzen den Raum entlang und zeigte auf die Wand, wo im Goldrahmen und einem Schädel darüber die Totenkopforder hing.
    «Schau nur. Das ist mein liebster Besitz. Sie hängt hier an meiner Wand. Wenn meine goldene Jungvolkgruppe hierherkommt, salutieren sie hier. Im Schlossarchiv gibt es Bände mit der Chronik des Ordens. Manche sind nur für einen starken Magen verdaulich, aber man muss lernen, diese Dinge zu akzeptieren. Der Tod in den Gaskammern, die Folterkeller – die Nürnberger Prozesse berichten mit Gehässigkeit von diesen Dingen. Aber es war eine grandiose Tradition. Stärke durch Leiden. Sie wurden früh trainiert, die jungen Leute. Sie sollten weder schwanken noch umkehren oder verweichlicht sein. Selbst Lenin erklärt in seiner marxistischen Doktrin ‹Keine Schwäche zeigen!›. Es war eine der ersten Regeln bei der Errichtung des perfekten Staates. Aber wir haben das zu eng gesehen. Wir wollten unseren großen Traum nur für die deutsche Herrenrasse erfüllen. Aber es gibt noch andere Rassen. Auch sie können zur Herrschaft gelangen, durch Leiden und Gewalt und gelenkten Einsatz der Anarchie. Wir müssen alles niederreißen, alle verweichlichten Institutionen, alle erniedrigenden Formen von Religion beseitigen. Es gibt eine Religion der Stärke, die alte Religion der Wikinger. Und wir haben einen Führer, er ist noch jung, gewinnt aber jeden Tag an Stärke und Macht. Was hat ein großer Mann einmal gesagt? ‹Gib mir das Werkzeug und die Tat ist mein.› So ähnlich. Unser Anführer hat das Werkzeug, die Mittel, schon zur Hand. Er wird noch mehr Mittel bekommen. Er wird Flugzeuge, Bomben, chemische Kampfmittel zur Verfügung haben. Er wird die Männer für den Kampf haben, die Transportmittel. Er wird Schiffe haben und Öl. Er wird sozusagen den Geist aus Aladins Wunderlampe haben. Man reibt die Lampe und der Geist erscheint. Es ist alles bereit. Die Produktionsmittel, der Reichtum und unser junger Führer, ein Führer von Geburt und Charakter. Er besitzt all das.»
    Sie hustete und keuchte.
    «Lass dir helfen.»
    Lady Matilda half ihr auf ihren Sitz zurück. Charlotte schnappte etwas nach Luft beim Hinsetzen.
    «Es ist traurig, alt zu sein, aber ich halte mich noch lange genug. Lange genug, um noch den Triumph einer Neuen Welt zu erleben, einer neuen Schöpfung. Das ist, was du für deinen Neffen brauchst. Ich werde mich darum kümmern. Macht im eigenen Land, das wünscht er sich doch, oder? Wärest du bereit, den Brückenkopf dort zu unterstützen?»
    «Früher hatte ich einigen Einfluss. Aber heute –»
    Lady Matilda schüttelte den Kopf. «Das ist alles vorbei.»
    «Das kommt wieder, meine Liebe», sagte ihre Freundin. «Es war richtig, zu mir zu kommen. Ich habe einen gewissen Einfluss.»
    «Es ist eine große Sache», sagte Lady Matilda. Sie seufzte und murmelte: «Jung-Siegfried.»
     
    IV
     
    «Ich hoffe, Sie haben das Treffen mit Ihrer alten Freundin genossen», sagte Amy, als sie zurück ins Gasthaus fuhren.
    «Wenn du nur all den

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