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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Unsinn gehört hättest, den ich geredet habe, du würdest es nicht glauben», erwiderte Lady Matilda Cleckheaton.

Kapitel 16

Pikeaway spricht
     
    « D ie Nachrichten aus Frankreich sind sehr schlecht», sagte Oberst Pikeaway und wischte eine Wolke aus Zigarrenasche von seinem Jackett.
    «Ich hörte, wie Winston Churchill das im letzten Krieg sagte. Das war ein Mann, der sich mit klaren und knappen Worten äußern konnte. Das war sehr eindrucksvoll. Nun, das ist lange her, aber ich sage es auch heute. Die Nachrichten aus Frankreich sind sehr schlecht.»
    Er hustete, keuchte und bürstete sich noch etwas mehr Asche ab.
    «Die Nachrichten aus Italien sind auch sehr schlecht», sagte er. «Aus Russland wären sie wahrscheinlich auch sehr schlecht, nehme ich an, wenn die sie nur herausließen. Dort haben sie auch Probleme. Marschierende Studentenbanden auf der Straße, eingeschlagene Schaufenster, belagerte Botschaften. Die Nachrichten aus Ägypten sind sehr schlecht. Aus Jerusalem, aus Syrien. Das ist alles mehr oder weniger normal, da müssen wir uns nicht besonders aufregen. Die Nachrichten aus Argentinien sind etwas ungewöhnlich, würde ich sagen. Sehr ungewöhnlich. Argentinien, Brasilien und Kuba haben sich zusammengeschlossen. Sie nennen sich die Staatenföderation der Goldenen Jugend oder irgend so etwas. Sie haben auch eine Armee. Gut ausgebildet und gedrillt, bewaffnet, kommandiert. Sie haben Flugzeuge, Bomben, sie haben weiß Gott was. Die meisten scheinen genau zu wissen, was sie damit anfangen sollen, das macht es noch schlimmer. Dann ist da noch die singende Menge. Pop-Songs, alte regionale Volkslieder und alte Schlachtgesänge. Sie marschieren dahin wie die Heilsarmee – das meine ich nicht blasphemisch –, ich beschwere mich nicht über die Heilsarmee. Die hat immer tolle Arbeit geleistet. Und die Mädels sind so niedlich mit ihren Schutenhüten!»
    Er fuhr fort:
    «Ich höre, dass etwas in der Art auch in den zivilisierten Ländern im Gange ist, angefangen bei uns. Manche kann man ja wohl noch zivilisiert nennen, oder? Einer unserer Politiker hat neulich gesagt, wir seien eine großartige Nation, hauptsächlich, weil wir freizügig sind. Wir hätten Demonstrationen, Dinge würden zerschlagen, wir würden alle verprügeln, wenn wir nichts Besseres zu tun hätten, wir würden unseren Übermut durch Gewaltanwendung loswerden und unsere Sittenreinheit, indem wir uns nahezu aller Kleidungsstücke entledigten. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat – Politiker wissen das meist selbst nicht –, aber sie können es immer als richtig darstellen. Dafür sind sie Politiker.»
    Er machte eine Pause und sah den Mann an, mit dem er sprach.
    «Besorgniserregend – sehr besorgniserregend», sagte Sir George Packham. «Man kann es kaum glauben –man muss sich Sorgen machen – sind das alle Ihre Neuigkeiten?», fragte er enttäuscht.
    «Reicht das etwa nicht? Sie sind schwer zufriedenzustellen. Weltweite Anarchie ist im Anzug – das ist es doch. Noch ein bisschen wacklig – noch nicht voll etabliert, aber sehr nahe dran – wirklich sehr nah.»
    «Aber man kann doch sicherlich Maßnahmen gegen all das ergreifen?»
    «Nicht so leicht, wie Sie denken. Tränengas hält den Aufruhr für eine Weile in Schach und gibt der Polizei eine Atempause. Und sicherlich haben wir eine Menge biologische Kampfmittel und Atombomben und so weiter aus unserer Trickkiste – was denken Sie denn, was passiert, wenn wir anfangen, die anzuwenden? Ein Massensterben unter all den demonstrierenden Jungs und Mädels, den Hausfrauenzirkeln, den alten Pensionären zu Hause und einem Gutteil unserer hochtrabenden Politiker. Während die uns erzählen, dass wir es noch nie so gut gehabt hätten wie heute. Und Sie und ich noch obendrein – ha, ha!»
    «Überhaupt», fügte Oberst Pikeaway noch hinzu, «wenn Sie nur auf Neuigkeiten aus sind, ich glaube, es werden heute noch ein paar aufregende Neuigkeiten eingehen, speziell für Sie. Streng geheim aus Deutschland, Herr Heinrich Spiess in Person.»
    «Wo um Himmels willen haben Sie das denn her? Es soll streng –»
    «Wir wissen alles hier», sagte Oberst Pikeaway, und dann seinen Lieblingssatz: «Dazu sind wir da.»
    «Er bringt noch irgendeinen zahmen Doktor mit, glaube ich –»
    «Ja, einen Dr. Reichhardt, einen Topwissenschaftler, nehme ich an – »
    «Nein. Ein Mediziner – Irrenhäuser –»
    «Ach je. Ein Psychologe?»
    «Wahrscheinlich. Die Leiter von Irrenhäusern sind

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