Passagier nach Frankfurt
nur die Grundidee. Nicht einmal daran kann ich mich jetzt noch erinnern, nur an eines. Benvo stand für Benevolenz, also für Güte.»
Kapitel 22
Juanita
L ord Altamount diktierte. Die einst kräftige und dominante Stimme war jetzt von einer Sanftheit, die immer noch eine eigenartige unerwartete Anziehungskraft hatte. Sie schien ganz leise aus den Schatten der Vergangenheit zu kommen, bewegender als so mancher dominante Ton.
James Kleek notierte die Worte, wie sie kamen, hielt manchmal inne, wenn Lord Altamount kurz zögerte, und wartete dann geduldig.
«Idealismus», sagte Lord Altamount, «kann und wird entstehen beim Empfinden eines natürlichen Widerstandes gegen die Ungerechtigkeit. Das ist der natürliche Abscheu vor krassem Materialismus. Der natürliche Idealismus der Jugend wird heute mehr und mehr von dem Wunsch gespeist, diese beiden Bestandteile des modernen Lebens zu vernichten, Ungerechtigkeit und nackten Materialismus.
Die Sehnsucht, das Böse zu vernichten, führt allerdings manchmal zur Lust an der Zerstörung nur um der Zerstörung willen. Sie kann zur Liebe zu Gewalt führen, zur Lust, Schmerzen zuzufügen. All das kann von außen unterstützt und gestärkt werden von denen, die eine natürliche Führungsgabe besitzen. Der ursprüngliche Idealismus entwickelt sich im jugendlichen Alter, vor dem Erwachsensein. Er sollte und könnte zum Verlangen nach einer besseren Welt führen. Er sollte auch zur Liebe zur Menschheit und zu ihrem Wohlergehen führen. Aber wer einmal gelernt hat, die Gewalt um ihrer selbst willen zu lieben, wird niemals erwachsen. Er wird in seiner eigenen, abgebrochenen Entwicklung stecken bleiben und sein Leben lang dort verharren.»
Der Summer ertönte. Lord Altamount hob die Hand, James Kleek nahm ab und hörte zu.
«Mr. Robinson ist hier.»
«Ach ja. Er soll hereinkommen. Wir können hier später weitermachen.»
James Kleek stand auf und legte Notizbuch und Bleistift beiseite.
Mr. Robinson kam herein. James Kleek stellte ihm einen Stuhl hin, breit genug, um seine Formen, ohne ihm Unbehagen zu bereiten, aufzunehmen. Mr. Robinson lächelte dankbar und setzte sich an Lord Altamounts Seite.
«Nun», sagte Lord Altamount, «haben Sie etwas Neues für uns? Diagramme, Kreise? Seifenblasen?»
Er schien leicht amüsiert.
«Nicht ganz», sagte Mr. Robinson unbewegt, «es ist mehr, wie wenn man den Lauf eines Stromes verfolgt –»
«Strom?», fragte Lord Altamount. «Was für einen Strom?»
«Einen Geldstrom», antwortete Mr. Robinson, mit leicht entschuldigender Stimme, wie immer, wenn er von seinem Spezialgebiet sprach. «Es ist wirklich wie ein Strom, Geld – es kommt von irgendwoher und geht definitiv irgendwohin. Wirklich sehr interessant – wenn man sich für so etwas interessiert –, es erzählt seine eigene Geschichte, sehen Sie –»
James Kleek machte den Eindruck, als sehe er nichts dergleichen, aber Altamount sagte: «Ich verstehe, fahren Sie fort.»
«Er fließt von Skandinavien – aus Bayern – aus den USA – aus Südostasien – wird von kleineren Nebenflüssen auf dem Weg gespeist –»
«Und geht – wohin?»
«Hauptsächlich nach Südamerika – für den Bedarf des nunmehr sicherlich errichteten Hauptquartiers der Militanten Jugend».
«Und er repräsentiert vier der überlappenden Kreise, die Sie uns gezeigt haben – Waffen, Drogen, Raketen für wissenschaftliche und chemische Kriegsführung und auch Finanzen?»
«Ja, ich glaube, wir wissen jetzt ziemlich genau, wer diese verschiedenen Gruppen kontrolliert.»
«Was ist mit dem ‹J›-Kreis – Juantita?», fragte James Kleek.
«Da sind wir uns noch nicht ganz sicher.»
«James hat dazu ein paar Ideen», sagte Lord Altamount. «Ich hoffe, er hat unrecht. – Ja, das hoffe ich. Der Buchstabe J ist interessant. Für was steht er, für Justiz, Gerechtigkeit?»
«Für eine entschlossene Mörderin», sagte James Kleek. «Die weibliche Spezies ist noch tödlicher als die männliche.»
«Es gibt historische Vorbilder», gab Lord Altamount zu. «Jael, die Sisera Butter in einer königlichen Schale reichte und anschließend einen Nagel durch seinen Kopf trieb. Judith, die Holofernes gerichtet hat und von ihren Landsleuten dafür bejubelt wurde. Ja, da mag etwas dran sein.»
«Also, Sie glauben zu wissen, wer Juanita ist, ja?», fragte Mr. Robinson. «Das ist ja interessant.»
«Nun, vielleicht liege ich falsch, Sir, aber es gibt da Dinge, die mich annehmen lassen –»
«Ja», sagte Mr.
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