Passagier nach Frankfurt
Irgendwann war alles geklärt und ich konnte meinen Flug fortsetzen.»
«Trotzdem sehr ärgerlich für dich», sagte Chetwynd. «Für jemanden in deiner Position, meine ich.» Sein Ton war tadelnd.
«Ja», sagte Stafford Nye, «es stellt mich nicht in einem besonders gute Licht dar, oder? Ich meine, nicht so clever, wie man es von einem Mann meines äh – Standes – erwarten sollte.» Diese Vorstellung schien ihn zu belustigen.
«Kommt so was oft vor? Hast du darüber etwas herausgefunden?»
«Ich glaube nicht, dass das häufig vorkommt. Vielleicht aber doch. Ich glaube, jeder mit einem Hang zum Taschendiebstahl könnte einen schlafenden Mann entdecken und seine Finger in dessen Tasche stecken. Und wenn er ganz gut ist in seinem Gewerbe ist, könnte er dabei eine Brieftasche, Geldbörse oder Ähnliches erwischen und auf etwas Glück hoffen.»
«Ziemlich unangenehm, seinen Pass zu verlieren.»
«Ja, ich muss jetzt einen neuen beantragen. Muss wohl eine Menge Erklärungen abgeben. Wie gesagt, die ganze Sache ist verdammt albern. Und, ehrlich gesagt, Chetwynd, es zeigt mich nicht gerade von meiner besten Seite, oder?»
«Das ist nicht deine Schuld, Junge. Das könnte doch jedem passieren.»
«Nett von dir, das zu sagen», erwiderte Stafford Nye und lächelte ihn freundlich an. «Es wird mir eine Lehre sein, nicht wahr?»
«Du glaubst doch nicht, dass irgendjemand unbedingt deinen Pass haben wollte?»
«Ich glaube nicht», antwortete Stafford Nye, «warum sollte jemand meinen Pass wollen? Es sei denn, es war jemand, der mich ärgern wollte, und das ist kaum anzunehmen. Oder jemand, dem mein Passfoto gefallen hat – und das ist noch unwahrscheinlicher!»
«Hast du irgendjemand gesehen, den du kennst, in – wo warst du noch mal? – Frankfurt?»
«Nein, niemanden.»
«Hast du mit irgendjemand gesprochen?»
«Nichts Besonderes. Ich sagte irgendwas zu einer netten dicken Dame mit einem kleinen Kind, um es bei Laune zu halten. Kam aus Wigan, glaube ich, und wollte nach Australien. Ich kann mich an niemanden sonst erinnern.»
«Bist du sicher?»
«Da war irgend so eine Frau, die wissen wollte, was sie tun müsse, wenn sie in Ägypten Archäologie studieren wolle. Ich sagte ihr, ich wisse gar nichts darüber und sie solle am besten beim Britischen Museum anfragen. Und ich wechselte ein paar Worte mit einem Mann, der, glaube ich, gegen Vivisektion war. Er war ziemlich leidenschaftlich dagegen.»
«Ich habe immer das Gefühl», sagte Chetwynd, «dass mehr hinter solchen Dingen steckt.»
«Was für Dinge?»
«Na, solche, wie sie dir passiert sind.»
«Ich kann mir nicht vorstellen, was dahinterstecken sollte», sagte Stafford Nye. «Ich kann mir nur vorstellen, dass irgendwelche Journalisten daraus eine Story machen könnten. Die sind so gerissen in solchen Dingen. Trotzdem, es ist eine blöde Geschichte. Lass sie uns einfach vergessen. Ich nehme an, alle meine Freunde werden mich ausfragen, jetzt, da es in der Presse erschienen ist. – Wie geht’s denn dem alten Leyland? Was treibt er so? Ich habe ein paar Geschichten über ihn gehört dort draußen. Leyland redet immer ein bisschen zu viel.»
Die beiden Männer unterhielten sich noch freundschaftlich für etwa zehn Minuten, dann stand Sir Stafford auf und ging.
«Ich habe heute Morgen noch eine Menge zu tun», sagte er. «Geschenke kaufen für meine Verwandtschaft. Das Problem ist, wenn man nach Malaysia fährt, erwartet die ganze Verwandtschaft exotische Geschenke. Ich glaube, ich gehe mal zu Liberty. Dort haben sie eine ganz gute Auswahl an fernöstlicher Ware.»
Er zog fröhlich von dannen und nickte draußen auf dem Korridor einigen Männern zu, die er kannte. Nachdem er gegangen war, wies Chetwynd per Telefon seine Sekretärin an: «Fragen Sie Colonel Munro, ob er zu mir kommen kann.»
Colonel Munro trat ein, mit einem weiteren groß gewachsenen Mann mittleren Alters.
«Ich weiß nicht, ob Sie Horsham kennen», sagte er. «Aus der Sicherheitsabteilung.»
«Ich glaube, ich habe Sie bereits kennengelernt», antwortete Chetwynd.
«Nye ist gerade gegangen, oder?», fragte Colonel Munro. «Ist was dran an der Geschichte über Frankfurt? Irgendwas, meine ich, dem wir unsere Aufmerksamkeit schenken sollten?»
«Scheint nicht so», erwiderte Chetwynd, «er war ein bisschen verlegen deswegen. Er denkt, es lasse ihn als ziemlichen Esel erscheinen. Tut es natürlich auch.»
Horsham nickte. «Er empfindet das so, ja?»
Chetwynd zog die Schultern
Weitere Kostenlose Bücher