Password - Zugriff für immer verweigert
Kriegst meine Sachen und ich den Schlüssel.«
Mick versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn er wirklich nirgends allein hingehen dürfte. »Kannst du nicht mit deinen Eltern darüber reden?«
»Das habe ich schon so oft versucht.« Jerros Gesicht wurde starr. »Sie sagen, dass es nun mal nicht anders geht. Seit Johnny de Mol fast entführt wurde, haben sie eine Scheißangst, mir könnte das auch passieren. Du weißt schon: reicher Papi, viel Lösegeld. Mittlerweile ist Alfred schon seit zehn Jahren mein Schatten.«
»Na ja. In deinem Zimmer rückt dir jedenfalls niemand auf die Pelle«, sagte Mick.
»Aber nur, weil das Haus von allen Seiten bewacht wird.«
»Und wenn du mit zu mir gehst?«
»Dann stellt sich Alfred vor eure Tür.«
Mick konnte es sich genau vorstellen. Er lachte.
»Ich verstehe nicht, was daran so komisch sein soll«, meinte Jerro.
»Warte, bis du die Gesichter der Nachbarn siehst«, sagte Mick. »Dann verstehst du alles.«
3.
Alfred stand nicht vor der Tür. Micks Mutter hatte ihn zum Sofa im Wohnzimmer dirigiert und ihm einen Kaffee und die Zeitung in die Hand gedrückt.
»Setz dich«, sagte sie dann zu Jerro. »Magst du Tee?«
Mick verdrehte die Augen. »Ma-ham.«
»Ist ja schon gut.« Sie verdrehte genauso übertrieben die Augen. »Ich dachte, es wäre nett, deinen neuen Freund ein bisschen kennenzulernen, aber wenn ihr lieber auf dein Zimmer gehen möchtet …«
Mick stand schon in den Startlöchern.
»Tee fände ich gut, Frau Schipper.« Jerro setzte sich an den Küchentisch.
Mick verstand die Welt nicht mehr. Sofies Freundinnen wollten immer sofort mit ihr nach oben.
»Wir können ihn auch in meinem Zimmer trinken«, schlug er vor.
»Warum sollten wir?« Jerro schaute sich um. »Hier ist es doch gemütlich?«
Micks Mutter lächelte, als hätte man ihr ein Geschenk gemacht. »Ich habe noch Apfelkuchen in der Tiefkühltruhe. Wenn ich den kurz in die Mikrowelle stelle, ist er ruck, zuck aufgetaut.«
»Wunderbar, Frau Schipper«, schleimte Jerro.
»Sag ruhig Louise.«
»Wunderbar, Louise.«
Mick überkam das dringende Bedürfnis nach einer Spuckschüssel.
Seine Mutter setzte Wasser auf. »Du sammelst Comichefte, hab ich gehört.«
»Ja, Frau … äh, Louise.« Jerro begann zu erzählen.
Mick stöhnte innerlich. Jetzt hatte er endlich mal einen Freund und schon beanspruchte seine Mutter ihn für sich. Und es wurde noch schlimmer, als Sofie nach Hause kam.
»Gibt es was zu feiern?«, fragte sie, als sie den angeschnitten Apfelkuchen sah.
»Irgendwie schon«, sagte Micks Mutter. »Das ist Jerro. Er geht in Micks Klasse.«
»Hi, ich bin Sofie.« Sie setzte sich neben Jerro und sah ihn neugierig an. »Du bist also der Junge, der in einem Palast wohnt?«
Mick wäre am liebsten im Boden versunken.
»Kannst du Tuppen?«, fragte sie dann auch noch.
Jerros Gesicht verwandelte sich in ein großes Fragezeichen. »Was ist das?
»Ein Kartenspiel. Wir haben es oft zu viert gespielt. Aber seit Papa tot ist …«
Mick spürte einen Stich in seiner Brust.
»Vielleicht könnt ihr es mir beibringen«, sagte Jerro.
»Das gefällt dir bestimmt nicht«, warnte Mick.
»Doch bestimmt«, sagten Jerro und Sofie gleichzeitig.
Micks Mutter lächelte schon wieder so glücklich. »Ich hole die Karten.«
Sie spielten, bis Jerro fast nach Hause musste. Mick blieben noch zehn Minuten, um ihm sein Zimmer zu zeigen, auch wenn es nichts Besonderes war. Jedenfalls war es etwa dreimal kleiner als Jerros Zimmer und das Einzige, was man an technischem Glanz darin finden konnte, war der Computer – ein Erbstück eines Verstorbenen aus dem Seniorenheim, in dem seine Mutter arbeitete. Poster gab es jedoch mindestens so viele wie bei Jerro, bloß nicht gerahmt und auch nicht mit Comicfiguren darauf. Stattdessen Plakate von Science-Fiction-Filmen wie Moon, Race to Witch Mountain und Alien Raiders. Über dem Bett hing auch noch ein uraltes Poster: ein pechschwarzer Himmel mit einem knallroten V darin.
»V?«, fragte Jerro.
»Von Visitors.«
»Lass mich raten. Außerirdische mit bösen Absichten«, sagte Jerro in einem Ach-wie-originell-Tonfall.
»Visitors sehen aus wie Menschen«, fuhr Mick unbeirrt fort. »Aber in Wirklichkeit sind es mordgierige Reptilien. Sie essen Ratten, Mäuse und sogar Meerschweinchen.«
Jerro war nicht beeindruckt. »Ich habe auch schon einmal Meerschweinchen gegessen«, sagte er. »Vom Grill. Als wir in Peru Urlaub gemacht haben.«
»Aber das war tot und
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