Patria
zahlreiche israelische Politiker, darunter auch den derzeitigen Premierminister, finanzierte, war sein Anruf nicht unbeachtet geblieben. Dabei hatte er nur eine einzige Frage gestellt: Welches Interesse hat Israel an George Haddad? Er hatte nicht mit dem Premierminister direkt sprechen wollen und hatte seine Anfrage an dessen Stabschef gerichtet, der sich nun, wie Thorvaldsen spürte, in seiner Haut ziemlich unwohl fühlte. Daher fragte er: »Haben Sie eine Antwort auf meine Frage gefunden?«
»Der Mossad hat uns aufgefordert, unsere Nase nicht in fremde Angelegenheiten zu stecken.«
»Sprechen die wirklich in diesem Ton mit ihrer eigenen Regierung?«
»Nur wenn sie wollen, dass wir unsere Nase nicht in ihre Angelegenheiten stecken.«
»Sie können mir meine Frage also nicht beantworten?«
»Das habe ich nicht gesagt. Der Mossad will George Haddad tot sehen, und er wird alles unternehmen, um Cotton Malone zu stoppen. Anscheinend befinden Malone und seine Exfrau sich derzeit auf dem Weg nach Lissabon, und das, nachdem gestern vier Menschen in einem Museum im Westen Londons erschossen wurden. Interessanterweise wissen die Briten, dass Malone mit diesen Morden auf irgendeine Weise zu tun hat, doch sie haben darauf verzichtet, ihn sich zu schnappen. Sie haben ganz ruhig dabei zugesehen, wie er das Land verlassen hat. Wir vermuten, dass die Amerikaner Malones Vorgehen auf Nachfrage der Briten abgesegnet haben. Nun denken unsere Leute, dass Amerika sich wieder in unsere Angelegenheiten mischt, wenn es um George Haddad geht.«
»Woher wissen Ihre Leute das eigentlich alles?«
»Sie haben einen direkten Draht zu Malone. Sie wissen genau, wo er sich aufhält und was er tut. Außerdem haben sie schon länger damit gerechnet, dass dies passieren würde.«
»Anscheinend wart ihr alle ziemlich rührig.«
»Gelinde gesagt, ja. Der Premierminister und ich wissen Ihre Freundschaft zu schätzen. Sie sind ein Gönner unserer Nation. Darum rufe ich Sie auch an. Der Mossad will Malone ausschalten. Es sind bereits Agenten auf dem Weg nach Lissabon. Falls Sie Malone warnen können, tun Sie es.«
»Ich wünschte, ich könnte es, aber es ist leider unmöglich.«
»Dann möge Gott ihn schützen, denn er wird Schutz brauchen.«
Gleich darauf war die Leitung tot, und Thorvaldsen legte auf.
»Gibt es ein Problem?«, fragte Gary.
Thorvaldsen riss sich zusammen. »Nur eine unwichtige Angelegenheit einer meiner Gesellschaften. Ich führe ein großes Unternehmen, das weißt du ja.«
Der Junge schien diese Erklärung zu akzeptieren. »Du hast gesagt, das hier wäre so eine Art Clubtreffen, aber du hast mir noch nicht erklärt, was das mit mir zu tun hat.«
»Eine ausgezeichnete Frage, Gary. Komm, lass uns einen kleinen Spaziergang machen, dann beantworte ich sie dir unterwegs. Ich zeige dir das Anwesen.«
Alfred Hermann hörte, wie die Tür zu Thorvaldsens Zimmer geschlossen wurde. Das im Schlafzimmer installierte Abhörgerät hatte wunderbar funktioniert. Margarete saß ihm gegenüber, als er den Lautsprecher ausschaltete.
»Dieser Däne stellt ein Problem für uns dar«, erklärte sie.
Sie hatte ganz schön lange gebraucht, um das zu kapieren. Thorvaldsen war offensichtlich hier, um auf den Busch zu klopfen, aber Hermann fragte sich, was es mit diesem Anruf auf sich hatte. Sein alter Freund hatte nicht durchblicken lassen, worum es sich handelte, und Hermann bezweifelte, dass es um etwas Geschäftliches gegangen war.
»Stimmt es?«, fragte Margarete. »Hast du den Jungen wirklich entführen lassen?«
Hermann, der seine Gründe dafür gehabt hatte, sie dieses Gespräch mit anhören zu lassen, nickte. »Das gehörte zu unserem Plan, aber es war von Anfang an klar, dass ihm nichts passieren sollte. Im Moment kümmert Dominick sich darum, dass die Saat aufgeht, die wir ausgesät haben.«
»Du meinst die Bibliothek?«
Hermann nickte. »Wir glauben, dass wir den Weg gefunden haben.«
»Und diese Information willst du Sabre anvertrauen?«
»Er ist unser Gesandter.«
Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Vater, er ist ein habgieriger Opportunist. Das sage ich dir schon seit Jahren.«
Allmählich verlor er die Geduld. »Ich habe dir das alles nicht anvertraut, um mich mit dir zu streiten. Ich brauche deine Hilfe.«
Der angestrengte Klang seiner Stimme schien sie zur Besinnung zu bringen.
»Natürlich. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
»Margarete, es geht kompliziert zu in der Welt. Man muss mit dem arbeiten, was
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