Patria
es besprochen haben.«
Der Diener nickte. Einer der Männer warf sich die kräftige kleine Frau über die Schulter, und dann verschwanden die drei wieder im Schutz der Bäume.
»Du wusstest, dass sie hierherkommen würde?«, fragte Gary.
»Wie schon gesagt, es ist immer gut, seinen Gegner zu kennen.«
»Warum hast du sie kidnappen lassen?«
Thorvaldsen, dem es Freude machte zu belehren und der die Möglichkeit vermisste, sein Wissen an Cal weiterzugeben, sagte: »Niemand fährt Auto ohne eine Versicherung. Das, was wir vorhaben, ist auch mit Risiken verbunden, und Margarete ist jetzt unsere Versicherung.«
48
Washington DC
Stephanie erstarrte. Heather Dixon war bewaffnet und auf der Hut. Cassiopeia sah sich verzweifelt im Zimmer um, und Stephanie wusste, dass ihre Gefährtin nach einem Gegenstand suchte, den sie als Waffe benutzen konnte.
»Was ist los?«, hörte sie Daley fragen.
»Die Alarmanlage ist ausgeschaltet. Das bedeutet, dass jemand hier ist«, antwortete Dixon.
»Das ist aber ein ziemlich gewagter Schluss, meinst du nicht?«
»Hast du sie nun beim Gehen eingeschaltet oder nicht?«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Stephanie wusste, dass sie in der Falle saßen.
»Ich weiß nicht recht«, erwiderte Daley. »Vielleicht hab ich es vergessen. Es wäre nicht das erste Mal.«
»Vielleicht sollte ich mich trotzdem sicherheitshalber mal umschauen.«
»Ach was, ich hab nicht die Zeit, dich hier die Superagentin spielen zu lassen, und diese Pistole in deiner Hand macht mich richtig an. Du bist ziemlich sexy.«
»Schmeichelst du mir wieder? Auf die Art kannst du alles erreichen.«
Wieder war alles still, und dann hörte Stephanie ein halb unterdrücktes Stöhnen.
»Pass auf mit meinem Kopf. Die Beule tut weh.«
»Geht’s wieder?«, fragte Daley.
Man hörte einen Reißverschluss.
»Schmeiß die Pistole weg«, sagte Daley.
Sie hörten, wie beide die Treppe hochgingen.
Stephanie sah Cassiopeia an und flüsterte: »Ich fasse es nicht.«
»Wenigstens wissen wir, wo die beiden jetzt sind.«
Das stimmte, war aber nicht wirklich beruhigend. »Ich muss mir das ansehen.«
Cassiopeia hielt sie am Arm fest. »Überlass die beiden sich selbst.«
Doch anders als in den letzten zwölf Stunden, in denen sie bestenfalls zweifelhafte Entscheidungen getroffen hatte, sah Stephanie jetzt völlig klar, und sie wusste genau, was zu tun war.
Sie schlich sich aus dem Zimmer und betrat das Wohnzimmer. Dahinter führte eine Treppe nach oben, und rechts davon lag die vordere Haustür. Stephanie hörte Gemurmel, Gelächter und knarrende Holzdielen.
»Was zum Teufel ist da los?«, fragte Stephanie sich.
»Hat deine Agentin das denn nicht mitbekommen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie hat es mit keinem Wort erwähnt. Diese Beziehung muss ziemlich neu sein.«
Cassiopeia verschwand im Flur. Stephanie, die noch einen Augenblick stehen blieb, entdeckte auf dem Polster eines der Sessel die Waffe, die Heather Dixon am Vortag auf sie gerichtet hatte.
Sie schnappte sich die Pistole und verließ das Wohnzimmer.
Malone betrachtete nachdenklich das Rosenfenster und sah dann auf die Uhr. 16.40 Uhr. Um diese Jahreszeit würde die Sonne in den nächsten anderthalb Stunden untergehen.
»Die Kirche liegt auf einer Ost-West-Achse«, erklärte er Pam. »Dieses Fenster dort soll die Abendsonne einfangen. Wir müssen da hoch.«
Er entdeckte eine Tür, die mit einem Pfeil als Zugang zur Empore gekennzeichnet war. Als er hinüberging, fand er an der Nordwand der Kirche eine breite Steintreppe, die mit ihrem Tonnengewölbe fast wie ein Tunnel wirkte.
Er folgte einer Gruppe nach oben.
Dort angekommen, betrat er die Empore.
Zwei Reihen von Stühlen mit hohen Lehnen, die mit geschnitzten Ranken und Arabesken verziert waren, standen einander gegenüber. Über ihnen hingen barocke Gemälde verschiedener Apostel. Der Gang zwischen den Bänken führte zur Westwand der Kirche, an welcher das Rosenfenster in zehn Meter Höhe prangte.
Er sah hinauf. In den hellen Sonnenstrahlen schwebten kleine Stäubchen. Malone drehte sich um und betrachtete das Kreuz, das auf der östlichen Seite der Empore aufragte. Er trat mit Pam zur Balustrade, und sie bewunderten den dramatischen Realismus der geschnitzten Figur des Gekreuzigten. Ein am Sockel angebrachtes Schild informierte auf Spanisch und Englisch:
CRISTO NA CRUZ
CHRISTUS AM KREUZ
1550
ESCULTURA EN MADEIRA POLICROMA
FARBIG BEMALTE HOLZSKULPTUR
»Wo ein sinkender Stern eine
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