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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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das eine Rolle spielen? Unser Ziel unterscheidet sich grundlegend von dem der Schöpfer der Septuaginta. Unser Neues Testament muss eine Erfüllung des Alten Testaments darstellen. Nur so kann unsere Botschaft eine größere Bedeutung erlangen als die des alten Textes. Die Verbindung der alten mit der neuen Botschaft wird beweisen, wie wichtig unser Herr Christus war und wie entscheidend seine Botschaft ist. Die Irrtümer, die dir in der Septuaginta aufgefallen sind, müssen nicht berichtigt werden. Wie du selbst schriebst, hatten die Juden, die jenen Übersetzern halfen, ihre Geschichte vergessen. Sie wussten nichts über das Leben ihres Volkes in früheren Zeiten, sondern kannten nur das, was zu jener Zeit um sie herum geschah. Daher sollte die Gegend, die wir heute als Palästina kennen, auch in deiner Übersetzung das Palästina des Alten und des Neuen Testaments bleiben. Dies ist unsere Aufgabe, mein lieber Bruder, unsere Mission. Die Zukunft unserer Religion, der Religion unseres Herrn Jesus Christus, liegt bei uns, und er gibt uns ein, seinen Willen zu tun.

    Thorvaldsen hörte auf zu lesen.
    Hier hatten sich zwei Kirchenväter, vielleicht die brillantesten Köpfe jener Zeit, mit der Frage beschäftigt, wie sie die Übersetzung des Alten Testaments ins Lateinische verfälschen konnten. Hieronymus, der offensichtlich Zugang zu einem althebräischen Manuskript gehabt hatte, hatte in dessen früherer Übersetzung ins Griechische Fehler entdeckt. Augustinus waren Herodotus und Strabo ein Begriff gewesen. Herodotus war ein bekannter griechischer Geschichtsschreiber, und Strabo galt als Begründer der Geographie. Zwischen den Leben der beiden Männer lagen Jahrhunderte, aber beide hatten die Welt grundlegend verändert. Strabos Geographie hatte die Jahrtausende überdauert und galt als einer der kostbarsten antiken Texte, der die antike Welt sehr aufschlussreich beleuchtete, doch seine Historischen Kommentare waren verschollen.
    Es gab keine einzige Kopie mehr davon.
    Und doch hatte Augustinus sie gelesen.
    In der Bibliothek von Alexandria.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Gary.
    »Eine ganze Menge.«
    Es konnte katastrophale Folgen haben, wenn sich zeigen würde, dass die Frühkirche tatsächlich die Übersetzung des Alten Testaments verfälscht hatte, um den Text den eigenen Zielen anzupassen.
    Hermann hatte recht. Die Christen würden sich zweifellos laut einmischen in diesen Konflikt.
    Er überlegte fieberhaft, was der Blaue Stuhl wohl vorhatte. Aus den Gesprächen, die er im Lauf der Jahre mit Hermann geführt hatte, wusste er, dass dieser nicht gläubig war. Hermann sah in der Religion ein politisches Instrument und im Glauben eine Krücke für die Schwachen. Es würde ihm großes Vergnügen bereiten, die drei großen monotheistischen Religionen mit der Tatsache kämpfen zu sehen, dass das Alte Testament in Wahrheit ganz anders war, als sie es all die Jahre geglaubt hatten.
    Die Seiten, die Thorvaldsen in der Hand hielt, waren kostbar, und sie stützten Hermanns Theorien. Doch der Blaue Stuhl würde mehr Beweise benötigen. Und deshalb war die Bibliothek von Alexandria so wichtig. Sollte sie noch existieren, war sie vermutlich der einzige Ort, an dem es Antworten auf all diese Fragen gab. Doch da Malone sich schon auf dem Weg in den Sinai befand, war die Suche nach der Bibliothek am ehesten sein Problem, und Thorvaldsen konnte seinem Freund nur alles Gute wünschen.
    Dann war da noch der Präsident der Vereinigten Staaten. Das Attentat auf ihn war für den nächsten Donnerstag geplant.
    Und das war Thorvaldsens Problem.
    Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte.

66
Sinai-Halbinsel

    Malone weckte Pam. Sie richtete sich von ihrem Nylonsitz auf und nahm die Stöpsel aus den Ohren.
    »Wir sind da«, sagte er.
    Sie kam langsam zu sich und wurde munter. »Landen wir?«
    Er hob die Stimme, um das Dröhnen der Motoren zu übertönen. »Ja, wir sind da.«
    »Wie lange hab ich geschlafen?«
    »Ein paar Stunden.«
    Als sie sich von der Bank erhob, sah er, dass der Fallschirm noch immer auf dem Rücken festgeschnallt war. Die C130 flog durch den Morgen, und sie wurden hart hin- und hergeschüttelt. »Wann landen wir?«
    »Wir steigen bald aus. Hast du was gegessen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht. Mir war die ganze Zeit schlecht. Aber jetzt geht’s mir besser.«
    »Trink ein bisschen Wasser.« Er zeigte auf den Trinkflaschenhalter.
    Sie öffnete die Flasche und nahm einen Schluck.

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