Patria
Malone die Pistole aus dem Kloster behalten und dazu ein paar Ersatzmagazine. Als er nach dem Schlag auf den Kopf in der Kirche zu sich gekommen war, hatte man ihm die Pistole nicht abgenommen. Das fand er eigenartig.
Überhaupt blieb vollkommen schleierhaft, was eigentlich der Sinn dieses Angriffs gewesen war.
Doch andererseits konnte es ihm auch egal sein, denn er war ja unabhängig davon auf alles vorbereitet. Der Sprungmeister, der ihm am Militärflughafen in Lissabon gesagt hatte, dass die neuen Fallschirme anders seien, hatte recht gehabt. Man schwebte langsam und sanft zur Erde. Die Besatzung war nicht gerade begeistert gewesen, dass Pam als blutige Anfängerin springen und nicht einmal etwas von dem bevorstehenden Sprung erfahren sollte, bis sie sich nicht mehr wehren konnte, doch da die Anweisung, mit Malone zusammenzuarbeiten, direkt aus dem Pentagon gekommen war, hatte niemand etwas dagegen gesagt.
»Verdammt, Cotton, du Mistkerl«, hörte er Pam schreien. »Der Teufel soll dich holen.«
Er sah nach unten.
Sie befand sich schätzungsweise hundertfünfzig Meter über der Erde.
»Du musst in die Knie gehen, wenn du landest«, rief er. »Du machst das prima, und den Rest macht der Fallschirm von ganz allein.«
»Fick dich«, schrie sie.
»Das haben wir früher zur Genüge getan. Doch leider war es auf die Dauer nichts mit uns. Und jetzt halte dich bereit.«
Er beobachtete, wie sie aufsetzte und über den Boden schleifte, während der Fallschirm hinter ihr in sich zusammenfiel. Dann sah er, wie McCollum seine Tasche abwarf, die vor ihm über die Erde rollte. McCollum schaffte es, bei seiner Landung auf den Beinen zu bleiben. Malone zog an den Steuerleinen und verlangsamte den Flug, bis er fast in der Luft stand. Er warf die Tasche ab und spürte, wie seine Stiefel den Sand berührten.
Auch er schaffte es, auf den Beinen zu landen.
Sein letzter Sprung lag schon eine Weile zurück, und er freute sich, dass er das Landen nicht verlernt hatte. Er öffnete sein Geschirr und befreite sich von den Leinen.
McCollum tat es ihm nach.
Pam lag noch auf der Erde. Er ging zu ihr und wusste genau, was jetzt kommen würde.
Sie sprang auf.
»Du verdammter Mistkerl. Du hast mich aus dem Flugzeug geworfen.« Sie versuchte, sich auf ihn zu stürzen, doch sie hatte das Geschirr noch nicht abgelegt, und der sich aufblähende Fallschirm hielt sie wie ein Anker fest.
Er blieb außer Reichweite.
»Hast du den Verstand verloren?«, schrie sie. »Du hast kein einziges Scheißwort darüber verloren, dass wir aus einem Flugzeug springen müssen.«
»Wie sollten wir denn deiner Meinung nach hierherkommen?«, fragte er ruhig.
»Noch nie was von Landen gehört?«
»Das hier ist ägyptisches Gebiet. Es ist schlimm, dass wir am helllichten Tage springen mussten, aber sogar ich fand einen Nachtsprung doch ein bisschen hart für dich.«
Ihre blauen Augen funkelten so wütend, wie er es bei ihr noch nie zuvor gesehen hatte.
»Wir mussten hierherkommen, ohne dass die Israelis es mitkriegen. Eine Landung wäre unmöglich gewesen. Ich hoffe, dass die Typen immer noch hinter deiner Uhr her sind und noch eine Weile damit zu tun haben.«
»Du bist ein Trottel, Cotton. Ein gottverdammter Trottel. Du hast mich aus dem Flugzeug geworfen.«
»Stimmt.«
Sie fummelte wiederholt an dem Geschirr, um sich von dem Fallschirm zu befreien.
»Pam, würdest du dich endlich beruhigen?«
Sie suchte weiter nach der richtigen Schnalle, hielt dann aber inne.
»Wir mussten irgendwie hierherkommen«, sagte er, »und dieser Transportflug kam wie gerufen. Wir sind einfach unterwegs rausgesprungen, und niemand hat es gemerkt. Das hier ist ein ziemlich verlassenes Gebiet, hier leben weniger als drei Menschen pro Quadratmeile, und wahrscheinlich hat uns keiner gesehen. Außerdem habe ich es dir eben schon gesagt: Du wolltest immer wissen, was ich in meiner Arbeitszeit so getan habe. Okay. Jetzt weißt du’s.«
»Du hättest mich in Portugal zurücklassen sollen.«
»Das habe ich für keine besonders gute Idee gehalten. Die Israelis könnten befürchten, dass du etwas ausplauderst und ihnen gefährlich wirst. Da war es besser, dass du mit uns verschwindest.«
»Nein. Du traust mir einfach nicht, und deswegen wolltest du mich im Auge behalten.«
»Dieser Gedanke ist mir in der Tat auch schon durch den Kopf gegangen.«
Sie schwieg, als ob sie es endlich einsehen würde. »Okay, Cotton«, erklärte sie dann überraschend ruhig. »Du hast nicht ganz
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