Patria
liegt, wird von allen drei monotheistischen Religionen als die Stelle angesehen, an der diese Begebenheit sich zugetragen haben soll. Aber wer kann das wissen?«
Am Ende des Tunnels schlug eine Hitzewelle ihm entgegen, und er sah auf die Senke einer farsh hinunter, die hier und da mit Zypressen bewachsen war. Am klaren Himmel jagten sich weiße, wattige Wölkchen. Das gleißende Licht blendete ihn, und er kniff die Augen zusammen.
Unter dem nächsten Gipfel an die Felswand geschmiegt, standen mehrere windschiefe Gebäude aneinandergedrängt, als wären sie Teil des Felsens. Die Gelb-, Braun- und Weißtöne der Bauwerke schienen geradezu mit dem Hintergrund zu verschmelzen, und auf den ersten Blick wirkte es so, als schwebten die Wachtürme in der Luft. Die schlanken, grünen Kegel der Zypressen bildeten einen Kontrast zu den orangerot gebrannten Dachziegeln. Die Gebäude waren in Größe und Form wild zusammengewürfelt, und das Ganze hatte für Malone fast den anarchischen Charme eines an einen Berghang geschmiegten italienischen Fischerdörfchens.
»Ein Kloster?«, fragte Pam.
»Auf der Landkarte sind in dieser Gegend drei Klöster verzeichnet, die aber kein Geheimnis aus ihrem Standort machen.«
Eine Treppe aus unbehauenen Steinen führte nach unten. Die aus je drei Steinen gebildeten Stufen waren hoch, und zwischen ihnen gab es nur glatten, schräg abfallenden Fels. Am Fuß der Treppe führte ein Pfad an einem kleinen mit Zypressen umstandenen See vorbei durch die Senke des farsh und schlängelte sich dann im Zickzack zum Eingang des Klosters hinauf.
»Wir sind richtig hier.«
Stephanie beobachtete, wie Daley das Restaurant verließ. Cassiopeia kam zu ihr, setzte sich an den Tisch und fragte: »Hast du was Brauchbares erfahren?«
»Er behauptet, Daniels habe genau gewusst, was er so trieb.«
»Was hätte er denn sonst sagen sollen?«
»Daley hat mit keinem einzigen Wort erwähnt, dass wir gestern Abend in Camp David waren.«
»Außer diesen Agenten und Daniels hat uns ja auch keiner gesehen.«
Das stimmte. Sie hatten in Camp David übernachtet, und vor ihrem Schlafzimmer hatten zwei Agenten gestanden. Als sie aufwachten, hatte im Ofen schon etwas zu essen auf sie gewartet. Daniels hatte persönlich angerufen und sie gebeten, mit Daley ein Treffen auszumachen. Daley hatte also entweder nicht Bescheid gewusst, oder er hatte es verheimlicht.
»Warum wollte der Präsident eigentlich, dass wir uns mit Daley treffen, wenn er doch genau wusste, dass Daley seinen eigenen Behauptungen widersprechen würde?«, fragte sie, mehr zu sich als an Cassiopeia gewandt.
»Das kannst du auch noch auf die Liste der ungelösten Fragen setzen.«
Stephanie beobachtete durch die Glasfront, wie Daley über den geschotterten Parkplatz zu seinem Landrover stapfte. Sie hatte diesen Typ nie gemocht, und als sie schließlich bestätigt fand, dass er Dreck am Stecken hatte, war sie äußerst erfreut gewesen.
Doch jetzt war sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher.
Daley war inzwischen auf der anderen Seite des Parkplatzes angelangt und stieg in sein Auto.
Auch sie mussten aufbrechen. Es war Zeit, Brent Green zu treffen und herauszufinden, was er in Erfahrung gebracht hatte. Daniels hatte sie nicht gebeten, mit Green zu sprechen, aber Stephanie hielt es für das Vernünftigste.
Vor allem jetzt.
Eine Explosion erschütterte das Restaurant.
Als der erste Schreck verflogen war, merkte Stephanie, dass das Restaurant immer noch stand. Das Geschrei verstummte, als auch die anderen Gäste feststellten, dass das Gebäude unversehrt geblieben war.
Hier drinnen war alles in Ordnung.
Aber draußen nicht.
Stephanie starrte durch die Scheibe und sah Larry Daleys Landrover in Flammen aufgehen.
72
Sinai-Halbinsel
Malone näherte sich der metallbeschlagenen Holztür. Die roten Granitmauern, die in der Sonne glühten, ruhten auf mächtigen, vorspringenden Fundamenten und stiegen stetig zu einer Terrasse mit Zypressen, Orangen-, Zitronen- und Olivenbäumen an. Ihr Sockel war von Wein überrankt. Ein warmer Wind wirbelte Sand auf.
Weit und breit war niemand zu sehen.
Über dem Tor entdeckte Malone eine weitere lateinische Inschrift, dieses Mal war es ein Zitat aus Psalm 118:
DAS IST DAS TOR ZUM HERRN,
NUR GERECHTE TRETEN HIER EIN.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Pam. Malone war aufgefallen, dass die Unwirtlichkeit der Landschaft gut zu Pams rapide sinkender Stimmung passte.
»Ich glaube, dieses Seil hat einen bestimmten
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