Patria
mussten.«
»Vielleicht haben Sie sich da geirrt, Larry. Ich glaube kein Wort von dem, was Sie mir erzählen. Es ist schließlich nicht einfach, einen Präsidenten ermorden zu lassen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Jeder, der ein Attentat auf den Präsidenten verübt hat, ob er nun Erfolg hatte oder nicht, war entweder geistig verwirrt, verrückt, oder er hatte einfach nur Glück. Überlegen Sie einmal, was ein Profi da ausrichten könnte.«
Dieses Argument war nicht von der Hand zu weisen.
»Wo sind die USB-Sticks?«, fragte Daley.
»Ich habe sie.«
»Das hoffe ich auch, denn wenn jemand anders sie in die Hände bekommt, stecken wir in der Tinte. Dann wissen die, dass ich hinter ihnen her bin. Es lässt sich nicht so besonders gut erklären, warum ich die Gespräche mit dem Stabschef des Vizepräsidenten elektronisch festgehalten habe. Ich muss die Dinger zurückhaben, Stephanie.«
»Sie kriegen sie aber nicht. Ich habe einen Vorschlag, Larry. Zeigen Sie sich doch selbst an, gestehen Sie die Bestechung von Kongressabgeordneten, und bitten Sie um Zeugenschutz. Dann können Sie diesen ganzen Quatsch jedem erzählen, der bereit ist, Ihnen zuzuhören.«
Daley lehnte sich im Stuhl zurück. »Wissen Sie, ich hatte gehofft, Sie und ich könnten uns ausnahmsweise einmal wie zwei zivilisierte Menschen unterhalten. Aber nein, Sie müssen wieder alles besser wissen. Ich habe getan, was ich musste, Stephanie, weil der Präsident es von mir wollte.«
Das weckte doch ihr Interesse.
»Er wusste, dass Sie die Mitglieder des Kongresses manipulierten?«
»Was meinen Sie, wieso meine Aktien im Weißen Haus wohl sonst so schnell gestiegen wären? Er wollte, dass seine Gesetzesinitiativen durchgehen, und ich habe dafür gesorgt, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. Der Präsident hatte Erfolg im Kongress, und nicht zuletzt deswegen ist er wiedergewählt worden.«
»Haben Sie Beweise für Ihre Behauptungen?«
»Ob ich Gespräche mit Daniels mitgeschnitten habe? Nein. Aber die Realität spricht für mich, Stephanie. Wenn etwas passieren soll, muss jemand dafür sorgen, dass es passiert. So läuft es nun mal in der Welt. Ich bin Daniels Mann. Er weiß es, und ich weiß es.«
Sie warf einen Blick zu Cassiopeia hinüber und dachte daran, was diese auf der Hinfahrt gesagt hatte. Sie wussten wirklich nicht, wem sie vertrauen konnten, und das schloss den Präsidenten mit ein.
Daley stand auf und warf ein paar Dollar Trinkgeld auf den Tisch. »Als wir uns trafen, haben Sie und Green geglaubt, dass es um Daniels’ Vermächtnis ginge. Ich habe Ihnen damals gesagt, was Sie hören wollten, um Sie einzulullen.« Daley schüttelte den Kopf. »Doch es geht nicht um Daniels’ Vermächtnis, es geht um sein Überleben. Aber mit Ihnen zu sprechen ist reine Zeitverschwendung. Ich werde einen anderen Weg finden.«
Malone stieg vor den anderen beiden den kahlen Steilhang hinauf. Über ihnen kreisten Adler und Geier. Ihm war, als ob das goldene Sonnenlicht sein Gehirn und seinen verschwitzten Körper aufweiche. Der Pfad war von Geröll übersät, und eine Mischung aus trockenem Lehm, Sand und Staub bildete die oberste Bodenschicht.
Er folgte dem serpentinenartigen Pfad zum Gipfel, an dem drei abgerutschte Felsen vor langer Zeit eine Art Tunnel gebildet hatten, der die Bergkuppe überwölbte. Von dem Stein rann feiner Staub herunter, der wie plätscherndes Wasser klang. Trotz der Sonne war es in diesem Korridor kühl. Malone genoss es, im Schatten zu sein. Bis zum Ende des Tunnels waren es etwa zehn Meter.
Da entdeckte er vor sich plötzlich ein rotes Blitzen.
»Seht ihr das?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Pam.
Sie blieben sehen und sahen es wieder blitzen.
Dann begriff Malone, was geschehen war. Die Mittagssonne fand die Ritzen zwischen den drei Felstrümmern, brach sich an dem roten Granit und färbte den Tunnel tiefrot.
Ein interessantes Phänomen.
Sieh die endlosen Windungen der zornroten Schlange.
»Anscheinend gibt es hier massenhaft zornrote Schlangen«, sagte Malone.
Auf halbem Wege bemerkte er in den Granit eingeritzte Worte. Er blieb stehen, las die lateinische Inschrift und übersetzte sie dann laut:
»Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.« Malone kannte diese Worte. »Das ist aus Exodus. Gott sagte diese Worte vor dem brennenden Dornbusch zu Moses.«
»War das hier?« fragte Pam.
»Das weiß keiner. Der Mosesberg, der etwa zwanzig Meilen südlich von hier
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