Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
Zweck«, antwortete er mit einem Fingerzeig.
    Hoch über dem Tor hing eine Eisenglocke in einem offenen Türmchen. Malone ging hin und zog an dem Seil, woraufhin die Glocke mehrmals anschlug. Er wollte gerade zum zweiten Mal läuten, als sich hoch oben im Tor ein Fenster öffnete und ein bärtiger junger Mann mit Strohhut herausschaute.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er auf Englisch.
    »Wir sind hier, um die Bibliothek zu besuchen«, sagte McCollum.
    »Dies hier ist einfach nur ein Kloster, ein Ort der Stille. Wir haben keine Bibliothek.«
    Malone hatte sich gefragt, wie der Hüter sich wohl vergewisserte, ob die Personen, die vor dem Tor erschienen, auch wirklich Eingeladene waren. Schließlich konnte die Reise einiges an Zeit in Anspruch nehmen, und während der ganzen Suche hatte es keine Kontrollen gegeben. Also stand ihnen wohl ganz am Ende noch eine Herausforderung bevor. Eine, die in dem Rätsel nicht erwähnt war.
    »Wir sind Eingeladene und haben die Reise erfolgreich beendet«, rief er. »Wir bitten um Einlass in die Bibliothek.«
    Das Fenster über dem Portal wurde geschlossen.
    »Das war deutlich«, bemerkte Pam.
    Malone wischte sich den Schweiß aus der Stirn. »Sie werden das Tor nicht jedem Dahergelaufenen öffnen.«
    Das Fenster ging wieder auf, und der junge Mann fragte: »Wie heißen Sie?«
    McCollum wollte etwas sagen, doch Malone packte ihn beim Arm. »Lassen Sie mich reden«, flüsterte er. Er sah auf und sagte: »George Haddad.«
    »Und wer sind Ihre Begleiter?«
    »Meine Helfer.«
    Der junge Mann betrachtete Malone forschend, so als frage er sich, ob diesem zu trauen war.
    »Würden Sie mir noch eine Frage gestatten?«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Auf welchem Weg sind Sie hierhergekommen?«
    »Über Belém und das Hieronymus-Kloster auf die Internetseite Bethlehem.org und von dort aus hierher.«
    Das Fenster ging zu.
    Malone hörte, wie hinter dem Tor ein Riegel aufgeschoben wurde, dann öffnete sich die schwere Holztür langsam, und der bärtige junge Mann kam heraus. Er trug weit geschnittene Hosen, die zu den Waden hin schmal zuliefen und unter deren Bund er seinen rötlich braunen Kittel gesteckt hatte. Als Gürtel diente ihm ein Strick, und seine Füße steckten in Sandalen.
    Er blieb vor Malone stehen und verbeugte sich. »Willkommen, George Haddad. Sie haben die Suche vollendet. Möchten Sie nun die Bibliothek aufsuchen?«
    »Ja, gerne.«
    Der junge Mann lächelte. »Dann treten Sie ein, und finden Sie, was Sie suchen.«
    Sie folgten ihm im Gänsemarsch durch die Tore in einen dunklen Gang, dessen hoch aufragende Steinmauern die Sonne aussperrten. Nach dreißig Schritten bogen sie um eine Ecke und standen wieder im Tageslicht in einem begrünten Innenhof, in dem Zypressen, Palmen, Wein und Blumen wuchsen, und sogar ein Pfau stolzierte.
    Jemand flötete eine ruhige Melodie. Malone entdeckte den Flötenspieler auf einem Balkon, der von dicken Holzpfosten gestützt wurde. Die sehr unterschiedlichen Gebäude waren dicht aneinandergebaut. Malone sah Höfe, Treppen, Eisengeländer, Rundbögen, spitze Dächer und enge Passagen. In einem schmalen Aquädukt floss Wasser von einer Seite des Klosters zur anderen. Alles wirkte wie zufällig gewachsen, und Malone fühlte sich an ein mittelalterliches Dorf erinnert.
    Sie folgten dem Mann mit dem Strohhut.
    Außer dem Flötenspieler hatte Malone noch niemanden bemerkt, doch die ganze Anlage war sauber und ordentlich. Die Sonnenstrahlen knallten auf die verhängten Fenster, doch Malone hatte noch keinerlei Bewegung hinter den Vorhängen entdecken können. Auf terrassierten Beeten gediehen üppige Tomatensträucher. Eine Sache fiel Malone allerdings ins Auge: Auf den Dächern waren – ziemlich unauffällig – Sonnenkollektoren und ein paar Satellitenschüsseln angebracht, die hier und da hinter einem Sichtschutz aus Holz oder Stein versteckt waren, der wirkte wie ein Teil des Gebäudes. Es war wie in Disney World, dachte Malone, wo die unverzichtbare technische Ausstattung ebenfalls so angebracht war, dass alle sie übersahen.
    Strohhut blieb vor einer Holztür stehen und öffnete sie mit einem riesigen Messingschlüssel. Sie betraten das Refektorium, einen großen Speisesaal, der mit Wandbildern von Moses dekoriert war. Es roch nach Wurst und saurem Kohl. Die braungelb gemusterten Deckenpaneele wurden an einer Stelle von einer taubenblauen, mit Goldsternen gesprenkelten Tafel unterbrochen.
    »Sie hatten gewiss eine lange Anreise«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher