Patria
Sie nicht gerne, aber ich besitze einen Reisepass und eine Geburtsurkunde, in denen mein Name drinsteht. Ich hab meine Zeit abgedient und bin in Ehren entlassen worden. Aber spielt das wirklich eine Rolle? Das Einzige, was zählt, ist doch das Hier und Jetzt.«
»Wohinter sind Sie her?«, fragte Malone.
»Ich hoffe, dass in dieser verschollenen Bibliothek wirkliche Kostbarkeiten zu finden sind, allerdings ist mir der Grund für Ihr Interesse immer noch nicht klar.«
»Diese Suche könnte sich als Herausforderung erweisen.«
»Also, jetzt haben Sie zum ersten Mal etwas gesagt, was Hand und Fuß hat.«
»Ich meine damit, dass vielleicht auch noch andere auf der Suche danach sind.«
»Sagen Sie mir mal etwas, was ich noch nicht weiß.«
»Was ist zum Beispiel mit den Israelis?«
Malone sah die Verwirrung in McCollums lebhaften Augen, doch dann hatte dieser sich wieder unter Kontrolle und lächelte. »Ich mag Herausforderungen.«
Es wurde Zeit, den Fang einzuholen. »Wir haben Die Erscheinung des Heiligen Hieronymus. «
»Das hilft Ihnen aber nicht viel, wenn Sie die Bedeutung nicht verstehen.«
Malone musste ihm recht geben.
»Ich habe die Reise des Helden«, erklärte McCollum.
Das ließ Malone aufhorchen, da Haddad Ihnen keinerlei Hinweis darüber hinterlassen hatte, wie die Suche im Einzelnen zu bewältigen war.
»Ich möchte von Ihnen wissen«, sagte McCollum, »ob Sie Thomas Bainbridges Roman haben?«
Pam, die noch aß, beschäftigte sich mit einem Joghurt und Obst. Sie kannte natürlich die oberste Anwaltsregel, die besagte, dass man niemals erkennen lassen durfte, wie viel man weiß, doch Malone entschied, dass er nur etwas bekommen würde, wenn er seinerseits etwas gab. Deswegen sagte er: »Ja.« Und um seinen Zuhörer richtig scharfzumachen, fügte er hinzu: »Und noch einiges mehr.«
McCollum sah ihn bewundernd an. »Wusste ich’s doch, dass es eine kluge Entscheidung war, Ihnen das Fell zu retten.«
Hermann sah Thorvaldsen und dessen jungem Schützling nach, die sein Arbeitszimmer verließen. Margarete stand neben ihm. Sie hatten sich gerade eine halbe Stunde lang blendend unterhalten.
»Was denkst du?«, fragte er seine Tochter.
»Henrik war wie immer. Er versucht, so viel wie möglich zu erfahren, ohne selbst etwas preiszugeben.«
»So ist er halt, und ich bin genauso.« Und du solltest auch so sein , dachte er. »Hast du irgendetwas Ungewöhnliches gespürt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Und bei dem Jungen ist dir auch nichts aufgefallen?«, fragte er.
»Er wirkte sehr gut erzogen.«
Hermann beschloss, sie zumindest teilweise aufzuklären. »Henrik hat am Rande mit einem Projekt zu tun, das der Vorstand gerade in Angriff genommen hat. Es geht um das Thema, das beim Frühstück besprochen wurde.«
»Die Bibliothek von Alexandria?«
Hermann nickte. »Einer von Henriks engsten Freunden, ein Mann namens Cotton Malone, steckt tief in dieser Geschichte drin.«
»Wird die Operation von Sabre geleitet?«
»Genau. Alles läuft wie geplant.«
»Der Junge hat den Nachnamen Malone. Hat er auch etwas mit der Sache zu tun?«
»Er ist Cotton Malones Sohn.«
Überrascht fragte sie: »Warum ist er hier?«
»Das war ziemlich schlau von Henrik. Hier, vor der versammelten Mitgliedschaft, müssen wir uns alle gut benehmen. Für Henrik und Gary Malone könnte das hier zur Zeit der sicherste Ort sein. Aber zu Unfällen kann es natürlich überall kommen.«
»Du würdest dem Jungen etwas antun?«
Er sah sie unverwandt an. »Ich werde tun, was nötig ist, um unsere Interessen zu schützen. Und genau dasselbe erwarte ich auch von dir.«
Sie schwieg, und er ließ sie für einen Moment lang in Ruhe. Schließlich fragte sie: »Ist es denn nötig, dass es zu einem Unfall kommt?«
Er war froh, dass sie den Ernst der Lage allmählich begriff. »Das hängt davon ab, was unser teurer Freund Henrik vorhat.«
»Wie sind Sie eigentlich an Ihren Namen gekommen?«, fragte McCollum. ›»Cotton?‹«
»Das ist ganz …«, begann Pam.
Malone schnitt ihr das Wort ab. »Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen lieber ein anderes Mal erzähle. Im Moment interessiere ich mich mehr für die Reise des Helden.«
»Sind Sie immer so empfindlich, wenn es um Ihren Namen geht?«
»Die Frage nach meinen Empfindlichkeiten spielt jetzt keine Rolle.«
McCollum leerte gerade einen Teller mit Obst. Malone fiel auf, dass er sich gesund ernährte. Haferflocken, Erdbeeren, Eier und Saft.
»Okay, Malone. Ich habe die
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