Patria
das wissen?«
»Das wissen Sie selber am besten. Vor ein oder zwei Tagen haben Sie doch sogar mit Rücktritt gedroht, um sie zu unterstützen. Ich habe ihr verboten, das Billet in diese Sache mit hineinzuziehen, woraufhin sie prompt die ganze verdammte Abteilung mobilisiert hat. Hat sie das mir Ihrer Zustimmung getan?«
»Es ist nicht meine Aufgabe, auf Stephanie aufzupassen.«
»Der Präsident hat sie rausgeschmissen. Sie wird abgelöst.«
»Ohne dass ich gefragt wurde?«
»Der Präsident hat sich selbst gefragt, und das reicht. Sie ist draußen.«
»Und wer wird das Magellan-Billet künftig führen?«
»Soll ich Ihnen einmal eine kleine Geschichte erzählen? Sie ist nicht von mir, sondern stammt aus einem meiner Lieblingsbücher, Hardball von Chris Matthews. Politisch stehen wir nicht gerade auf derselben Seite, aber ein kluger Kopf ist er trotzdem. Die Geschichte handelt vom ehemaligen Senator Bill Bradley, zu dessen Ehren ein Dinner gegeben wurde. Bradley wollte noch ein Stück Butter, und es gelang ihm nicht, den Kellner mit dem Butterteller zu sich her zu winken. Schließlich ging er hin und erklärte dem Mann, ihm sei offensichtlich entgangen, wer er sei. ›Ich bin Bill Bradley. Rhodes-Absolvent, Profi-Basketballspieler sowie US-Senator, und ich hätte gerne noch etwas Butter.‹ Doch der Kellner erwiderte nur, Bradley wisse offensichtlich nicht, wer er sei. Und dann sagte er: ›Ich bin nämlich der Mann, der über die Butter bestimmt.‹ Verstehen Sie, Brent, Macht ist das, was man in seinen Händen hält. Und fürs Erste bin ich der Mann, der über das Magellan-Billet bestimmt.«
»Waren Sie vor Ihrem Eintritt ins Weiße Haus nicht Lobbyist? Und davor politischer Berater? Was qualifiziert Sie dazu, die schwierigste Geheimdienstabteilung des Justizministeriums zu führen?«
»Die Tatsache, dass der Präsident meine Meinung schätzt.«
»Und dass Sie ihm den Arsch küssen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet.«
»Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über meine Qualifikationen zu diskutieren. Die Entscheidung ist gefallen. Also, wo ist die Lady?«
»In Ihrem Hotel, nehme ich an.«
»Ich habe einen Haftbefehl für sie erlassen.«
»Und wer im Justizministerium ist Ihnen da zur Hand gegangen?«
»Die Anwälte des Weißen Hauses haben sich um die Details gekümmert. Sie hat eine ganze Reihe von Gesetzen gebrochen.«
»Wollen Sie mir auch sagen, welche?«
»Wie wäre es mit dem Angriff auf eine Angehörige einer fremden Nation? Eine Angestellte der israelischen Botschaft schwört, dass Stephanie versucht hat, sie zu ermorden. Die Frau hat eine hässliche Beule am Kopf, das sollte genügen.«
»Sie haben vor, sie vor Gericht zu stellen?«
»Ich habe vor, die Schreckschraube irgendwo abzuladen, wo es keine Reporter gibt.«
»Und von dort wird sie nicht mehr zurückkehren.«
Schweigen.
»Dumm gelaufen, Brent.«
»Schließt das auch mich mit ein?«
»Ja, in der Tat. Anscheinend mögen die Israelis Sie nicht besonders, aber sie wollen partout nicht sagen, warum. Vielleicht wegen dieses ganzen christlich-konservativen Mists, den Sie so gerne verzapfen.« Daley schwieg kurz, dann fuhr er fort: »Vielleicht aber auch einfach nur, weil Sie ein Arschloch sind. Was weiß ich.«
»Interessant, wie viel Achtung Sie meinem Amt entgegenbringen.«
»Ich habe Achtung vor den Leuten, die mich in mein Amt eingesetzt haben. Es wäre nicht verkehrt, wenn Sie diesen Leuten auch ein bisschen mehr Respekt erweisen würden. Lassen Sie mich ganz offen sein. Ein schöner terroristischer Anschlag käme uns ziemlich gelegen, und niemand, den ich kenne, wird Tränen vergießen, wenn Sie das Opfer sind. Wir können dabei nur gewinnen. Drei Fliegen mit einer Klappe und so. Wir sind Sie ein für alle Mal los. Israel ist ausnahmsweise einmal zufrieden. Unsere Umfragewerte steigen. Alle rufen nach der starken Hand des Präsidenten. Und das Leben ist schön.«
»Sie sind gekommen, um dem Justizminister der Vereinigten Staaten zu drohen?«
»Aber wie kommen Sie denn darauf? Ich bin gekommen, um Sie darüber zu informieren , wie die Dinge für Sie stehen. Es ist gut, wenn Sie Bescheid wissen, damit angemessene Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden können. Das gilt auch für Stephanie Nelle. Aus irgendeinem Grund sind die Israelis sauer auf sie. Aber Sie wissen natürlich nicht, wo die Nelle sich aufhält, weswegen wir sie leider nicht warnen können. Wirklich schade. Bei Ihnen sieht das allerdings anders aus.
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