Patria
Aufgaben, die der Held auf seiner Reise lösen muss. Ich habe sie einem Eingeladenen abgenommen, der starb, bevor er sich auf den Weg machen konnte.«
»Haben Sie ihn umgebracht?«
»Diesmal war ich es nicht. Er ist eines natürlichen Todes gestorben. Ich habe die Leiche gefunden und ihr einen Text abgenommen, in dem die Wegmarken beschrieben sind. Fragen Sie mich nicht, wer der Tote war, denn ich werde es Ihnen nicht sagen. Aber ich habe alle wichtigen Hinweise für die Reise des Helden.«
»Und woher wissen Sie, dass es sich um das echte Rätsel handelt?«
McCollum kicherte. »In meinem Beruf weiß man das immer erst, wenn man angekommen ist. Aber ich lasse es darauf ankommen.«
»Was brauchen Sie eigentlich wirklich von uns?«, fragte Pam, die während des Frühstücks ungewöhnlich still geblieben war. »Sie wissen offensichtlich mehr als wir. Warum verschwenden Sie dann Ihre Zeit mit uns?«
»Ich habe ehrlich gesagt ein Problem. Ich quäle mich nun schon einige Wochen mit diesen Hinweisen herum. Es handelt sich um ein Rätsel. Aber ich kann es nicht lösen. Da dachte ich, Sie beide könnten mir vielleicht helfen. Im Gegenzug bin ich bereit, mein Wissen mit Ihnen zu teilen.«
»Und Sie sind ohne weiteres bereit, zwei Menschen zu erschießen«, sagte Malone.
»Sonst hätten die beiden Sie erschossen. Was Ihnen zu denken geben sollte. Wer war eigentlich auf Ihr Leben aus?«
Eine ausgezeichnete Frage , dachte Malone. Er war sich sicher, dass ihnen aus London niemand gefolgt war. Und in Bainbridge Hall konnten keine Killer auf sie gewartet haben. Er hatte ja selbst erst vor wenigen Stunden beschlossen, diesen Ort aufzusuchen.
»Diese Reise des Helden ist wesentlich komplexer, als ich ursprünglich dachte«, bemerkte McCollum. »Und jetzt sagen Sie mir, dass auch die Juden in die Sache verwickelt sind.«
»Gestern wurde einer meiner Freunde ermordet, und ich gehe davon aus, dass Israels Interesse an der Sache mit diesem Mord erloschen sein wird.«
»Wusste dieser Freund etwas über die Bibliothek?«
»Genau das war der Grund, aus dem er ermordet wurde.«
»Da ist er nicht der Erste.«
In einem Punkt musste Malone wissen, woran er war: »Ich nehme an, dass Sie die Manuskripte der verschollenen Bibliothek unter der Hand verhökern wollen?«
McCollum zuckte die Schultern. »Ich möchte einen Lohn für all meine Mühe. Haben Sie damit ein Problem?«
»Falls die Manuskripte tatsächlich noch existieren, müssen sie konserviert und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.«
»Ich bin nicht habgierig, Malone. Irgendwo in dem Haufen gibt es bestimmt ein paar Fetzen Papier, die ich zum Lohn für meine Bemühungen verkaufen könnte.« McCollum hielt kurz inne. »Und außerdem möchte ich natürlich mit als Finder genannt werden. Das wäre auch schon was wert.«
»Ruhm und Reichtum«, psalmodierte Pam.
»Seit undenklichen Zeiten der höchste Lohn«, erwiderte McCollum. »Beide haben einfach ihre guten Seiten.«
Malone wusste genug. »Dann nennen Sie uns die Hinweise.«
McCollum saß vor Ihnen, hoch aufgerichtet wie ein Gott und listig wie ein Dämon. Auf diesen Mann musste man aufpassen, denn er tötete, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch wenn er das entscheidende Wissen über die Reise des Helden besaß, führte an ihm wohl kein Weg vorbei.
McCollum griff in seine Hosentasche und zog ein Stück Papier heraus. »Das hier ist der Anfang der Reise.«
Malone nahm den Zettel entgegen und las:
Wie eigenartig sind doch die Manuskripte, o großer Reisender im Unbekannten. Die Schriften wirken so, als stünde jede für sich, doch demjenigen, der weiß, dass alle Farben des Regenbogens zusammen zu weißem Licht verschmelzen, kommen sie wie ein großes Ganzes vor. Aber wie soll man nun diesen einzelnen Lichtstrahl ausmachen? Es ist ein Geheimnis, doch suche die unserem Schutzheiligen geweihte Kapelle am Tejo in Bethlehem auf.
»Wo ist der Rest?«, fragte Malone.
McCollum kicherte. »Finden Sie erst einmal heraus, was es damit auf sich hat, und dann sehen wir weiter. Immer ein Schritt nach dem anderen.«
Malone stand auf.
»Wohin gehen Sie?«, fragte McCollum.
»An die Arbeit.«
43
Washington DC
05.30 Uhr
Stephanie hatte schon vielen Gefahren ins Auge gesehen, doch es war das erste Mal, dass sie verhaftet werden sollte. Larry Daley ging ganz schön ran.
»Wir müssen zum Gegenschlag ausholen«, stellte sie klar.
Green, Cassiopeia und Stephanie standen in Greens Küche, während auf der Theke die
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