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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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sie ihrer Familie und ihrem Beinahe-Verlobten entkommen war. Sie hatten die Rechnung ohne sie gemacht, hatten gedacht, sie mit dieser Verlobung überrumpeln zu können. Aber sie war ihnen zuvorgekommen, hatte bei Nacht und Nebel ihre Tasche gepackt und diese Stellung hier angenommen. Pat Smith war eben immer noch ihrer Mutter Tochter, auch wenn sie seit dem Tod ihrer Eltern die letzten zehn Jahre ihres Lebens in England verbracht hatte, in Brighton genau genommen. Zuerst unter der Aufsicht ihres geliebten Großvaters und das letzte Jahr unter der unliebsamen Herrschaft ihres Onkels und ihrer Tante.
    Ihr Vater war Engländer gewesen, der nach Amerika ausgewandert war und dort die ebenso reizvolle wie energische Tochter eines reichen Kaufmanns gefreit und geehelicht hatte. Pat war als einziges Kind aus dieser Ehe hervorgegangen, die Erbin eines nicht unbeträchtlichen Vermögens, das allerdings von ihrem Vater kurz vor seinem Ableben in Form von Wertpapieren nach England geschafft worden war. Pat war bald darauf ihrem Vermögen gefolgt und hatte seitdem bei ihrem Großvater gelebt, der zu ihrem größten Leidwesen ebenfalls gestorben war. Und ihr Onkel hatte nichts Eiligeres zu tun gehabt, als die Verlobung zwischen seiner Nichte und einem Lord ›Irgendwas‹ bekannt zu geben. Einem langweiligen, dicklichen Menschen, dessen einziger Vorzug darin bestand, ein mittelloser Adeliger zu sein - für ihre aus dem Kaufmannsstand stammenden Verwandten Grund genug, ihn unbedingt in ihrer Familie haben zu wollen. Pat dagegen, mit der Aussicht auf ein hübsches Vermögen sowie dank ihres Großvaters auch im Besitz einer guten Ausbildung, fühlte sich selbständig und frei genug, um alleine leben zu können oder einen Mann zu heiraten, zu dem sie sich wirklich hingezogen fühlte – ganz unabhängig von dessen Vermögen oder Rang.
    Bei dem Gedanken an Heirat wandten sich ihre Augen wie von selbst dem Porträt über dem Kamin zu. Seit sie das erste Mal diese Bibliothek betreten hatte, war sie von diesem Bild bezaubert gewesen und auch jetzt vergaß sie über den Anblick schnell ihre Familie, ihre Arbeit und die Reihen noch unbearbeiteter Bücher. Ein außergewöhnlich gutaussehender Mann war das, mit dunklen, sehr eindringlichen Augen und schulterlangem, leicht gewelltem, schwarzem Haar, das mit einigen Silberfäden durchzogen war. So konnte sie sich ihren zukünftigen Ehemann schon eher vorstellen. Ein stattlicher Mann. Nein, nicht stattlich , diesen Ausdruck verwendete man höflichkeitshalber meist für dicke Männer und dick war er wahrhaftig nicht, sondern schlank, aber mit breiten Schultern. Und wenn ihn der Maler nicht größer hatte erscheinen lassen, dann war er zweifellos auch nicht gerade ein Zwerg. Sehr imponierend und eindrucksvoll sah er aus mit dem dunkelblauen Samtwams, den eleganten Spitzenmanschetten und dem weißen Spitzenkragen. Sehr romantisch. Pat seufzte ein wenig.
    Angeblich stellte dieses Bild einen Ahnherrn von Lord Churtham dar und sie hätte doch zu gerne gewusst, ob der alte Gentleman eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Vorfahren hatte. Seine Lordschaft lebte allerdings sehr zurückgezogen und legte offenbar auch keinen besonderen Wert darauf, mit Leuten wie ihr in Berührung zu kommen. Zumal Simmons, der Butler, ihr bei ihrer Ankunft unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass man an ihrer Statt einen Mann erwartet hatte und es dem Schlossherrn nicht gefallen würde, nun eine Frau in seiner Bibliothek sitzen zu haben. Pat war ohne hemmende Gewissensbisse über diesen Vorwurf hinweggegangen. Sie hatte schließlich absichtlich ihren Namen abgekürzt, da die meisten Arbeitgeber für eine solche Position einen Mann vorgezogen hätten. Aber sie hatte leider weder die Wahl noch die Zeit gehabt, etwas anderes zu suchen, da sie dieser ungewünschten Verlobung möglichst schnell hatte entgehen wollen. Ganz abgesehen davon verstand sie etwas von Büchern, hatte auch schon die Bibliothek ihres Großvaters unter seiner fachmännischen Leitung geordnet und mochte die Arbeit gerne. Auf jeden Fall war es besser, anstatt sich als Gouvernante den ganzen Tag mit einigen verzogenen Kindern herumzuärgern. Und es war ja nicht für lange. Wenn dieses eine, letzte Jahr vorüber war und sie mit sechsundzwanzig Jahren endlich Zugriff auf ihr Erbe bekam, würde alles viel einfacher sein. Aber bis dahin musste sie sich eben noch so durchschlagen.
    Mrs. Simmons kam herein, Pat aus ihren Betrachtungen reißend. »Ich

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