Patricia - Der Kuss des Vampirs
dunklen Winkeln, die kaum von den flackernden Kerzen erhellt wurden. Nicht zu vergessen natürlich diese befremdlichen Geräusche, die nächtlichen Stimmen und…
Der Luftzug verstärkte sich und Pat fröstelte. Warum hatte sie nur plötzlich wieder das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden?! Sie klappte entschlossen das Buch zu, an dem sie soeben gearbeitet hatte, und lief in ihr Zimmer, um Hut und Mantel zu holen. Es war ein schöner Tag, den sie dazu nutzen konnte, für Mrs. Simmons einige Besorgungen im Dorf zu machen, die dankbar war, wenn sie den weiten Weg nicht selbst machen musste.
Draußen war es hell und freundlich, die Sonne schien warm herunter, obwohl es des Nachts schon recht kühl wurde und man das Nahen des Herbstes fühlen konnte. Pat marschierte fröhlich los, sich an den letzten blühenden Spätsommerblumen erfreuend. Der Wald war zwar ein wenig dunkel, als sie dem Weg entlang des Flusslaufs folgte, aber sie war froh, aus dem noch düstereren Schloss entkommen zu sein. Hier summten wenigstens einige Insekten, man hörte von Zeit zu Zeit die Vögel rufen, auch wenn die Zeit ihres Gesanges schon vorbei war, und es herrschte nicht die drückende Stille wie im Schloss. Nach etwa einer halben Stunde stieg der Weg wieder an und sie fand sich auf einer offenen Hochebene wieder, von der aus man einen wunderbaren Blick über das Moorland hatte. Nur noch eine weitere knappe halbe Stunde und dann hatte sie das Dorf auch schon erreicht.
Sie war schon einmal dort gewesen, einige Tage nach ihrer Ankunft, weil Mrs. Simmons sie gebeten hatte, etwas aus dem kleinen Laden abzuholen, der über ein erstaunlich umfangreiches Angebot verfügte. Aber obwohl das Dorf mit den kleinen Steinhäusern und niedrigen Mauern sehr romantisch aussah und so ganz anders war als alles, was sie von Brighton oder aus ihrer Heimat kannte, hatte sie sich nicht sehr wohl gefühlt. Das hatte an den Leuten gelegen, die ihren Gruß höflich erwidert hatten, ihr jedoch ausgewichen waren. Nicht einmal die Kinder, die sonst neugierig herankamen, sobald Fremde ein Dorf betraten, waren zu sehen gewesen. Einige davon waren bei ihrem Anblick sogar ängstlich davon gelaufen, hatten sich hinter den Haustüren versteckt und sie nur verstohlen beobachtet. Sie hatte sich nur kurz und verlegen umgesehen, die Besorgungen erledigt und hatte dann schnell gemacht, dass sie wieder zurück zum Schloss kam.
Auch dieses Mal war es nicht anders. Die Leute verschwanden von der Straße, wenn sie in die Nähe kam, ein Kind lief weinend davon und die Frau des Ladenbesitzers machte mehrere Kreuzzeichen hintereinander, als Pat eintrat und mindestens die doppelte Anzahl, als sie den Laden wieder verließ. Nur eine alte Frau blieb stehen und sah ihr entgegen, als sie halb erleichtert, halb gekränkt ihre Schritte vorbei an den kleinen Häusern, Richtung Schloss, lenkte.
»Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag«, sagte die Alte.
Pat erwiderte dankbar den freundlichen Gruß und wollte weitergehen, aber die Frau vertrat ihr den Weg.
»Und den Segen des Lichts...«
Pat lächelte verwundert. »Das wünsche ich Ihnen auch.« Sie wollte vorbei, aber die Alte gab den Weg nicht frei.
«...und all seiner Wesen.«
«... danke …« Pat lächelte verkrampft und blieb stehen, während die Alte ihre Blicke freimütig über ihr Gesicht und ihre Gestalt wandern ließ.
»Es gehen seltsame Dinge hier vor«, sagte sie plötzlich. »Sie sollten sich in Acht nehmen.«
»Vor wem?«, fragte Pat verblüfft.
»Vor den Mächten der Finsternis.« Sie trat vertraulich einen Schritt näher. »Sie sind noch jung und unschuldig und die Dämonen des Bösen werden von der Unschuld angezogen.«
»So...?« Pat machte unauffällig einen kleinen Schritt zur Seite. Die arme Alte war wohl nicht mehr ganz richtig im Kopf.
»Sie glauben mir nicht?«, fragte sie mit einem Lächeln, das zu Pats Erstaunen zwei Reihen blendendweißer und gesunder Zähne freigab. »Das sollten Sie aber. Ich weiß mehr als die anderen hier. Die fürchten sich nur und verkriechen sich in ihren Häusern, wenn das Böse durch den Wald und die Straßen geht. Aber ich habe keine Angst. Ich kenne mich mit Vampiren und Dämonen aus und weiß, wie man ihnen beikommen kann.« Sie nickte Pat zu, die alle Beherrschung brauchte, um nicht mit fliegenden Röcken wegzulaufen. »Gib Acht auf dich mein Kind«, rief ihr die Alte nach, als Pat ihre Schritte beschleunigte, um so schnell wie möglich aus dem Dorf zu kommen. »Das Böse
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