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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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beugte er sich nach vorn, um die nächsten Worte fast schon zischend auszustoßen.
    » Hör mir zu, 12-A. Philip Lynx. Es gab keinen Samenspender. Und auch keine Eispenderin. Du bist ein Gebräu, ein Mischmasch, eine Kombination und ein Destillat aus mehreren tausend verschiedenen DNS-Strängen, die von brillanten, wenn auch missverstandenen Männern und Frauen mit großer Sorgfalt ausgewählt, von Software und Maschinen untersucht und in einem Simulakrum einer befruchteten menschlichen Eizelle miteinander verschmolzen wurden, die man dann in einen richtigen Körper eingepflanzt hat, wo diese heranreifen konnte.«
    Den stärker werdenden Kopfschmerz ignorierend und alles andere vergessend schluckte der zitternde Flinx ein weiteres Mal schwer. Seine Kehle war so trocken wie zu der Zeit, als er in der Wüste von Pyrassis ausgesetzt worden war, so trocken wie damals, als er sich auf Moth mit einem alten Mann namens Knigta Yakus auf Edelsteinjagd befunden hatte.
    »Dann«, gelang es ihm endlich zu sagen, »bin ich kein Mensch?«
    Das humorlose Lachen des älteren Mannes erfüllte den Raum. Hinter ihm begann das vergessene und vernachlässigte Feuer im Kamin zu erlöschen. »Oh, du bist schon menschlich, 12-A. Eigentlich bist du sogar mehr Mensch als alle anderen. Vergiss nicht, dass das unsere Absicht war. Wir wollten verbessern, nicht verändern. Überarbeiten und verbessern, nicht von vorn beginnen. Wir hatten nicht vor, mit dem genetischen Code der Menschen zu brechen. Vielmehr sahen wir ihn als eine verlässliche Maschine, die man nur tunen musste. Da es jedoch keine Präzedenzfälle und kein entsprechendes Handbuch gab, mussten wir das Ganze einfach ausprobieren.«
    Er sieht mich nicht an, dachte Flinx, er studiert mich.
    »Hören Sie damit auf«, erwiderte er kalt. »Hören Sie sofort damit auf.«
    »Womit soll ich aufhören?« Anayabis Gesicht strafte seine vorgebliche Unschuld Lügen. »Du hast ja keine Ahnung, wie bereichernd dein unerwartetes Auftauchen für einen alten Mann ist. Ich bin einfach nur dankbar zu sehen, dass du noch am Leben bist, 12-A. Am Leben und …«
    Flinx konnte sich nicht zurückhalten, er musste den alten Mann einfach unterbrechen und dessen Satz beenden. »Nicht durchgedreht? Nicht entstellt? Dass ich kein armseliges, erbärmliches, herumkriechendes Ding bin, das man von seinem Leid erlösen muss?« Er beugte sich nun ebenfalls vor, während er die immer unruhiger werdende Pip streichelte, beruhigte und zurückhielt. »Es gibt unzählige Arten der Entstellung, alter Mann.«
    Obwohl er versuchte, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten, gelang ihm das ebenso wenig, wie er sich selbst belügen konnte, indem er die Wahrheit, die hinter Anayabis harten Aussagen steckte, ignorierte. Er war zu fassungslos, um diesem eine entsprechende Antwort zu geben. Was konnte er denn noch sagen oder tun? Das Verlustgefühl, die emotionale Leere, die sich in seinem Inneren materialisierten, waren überwältigend und drohten ihn mit ihrer Bedeutung zu erschlagen.
    Nach all den Jahren, nach über einem Jahrzehnt verzweifelter, hoffnungsvoller Suche, hatte er nicht nur seinen Vater nicht gefunden – er hatte überdies auch noch seine Mutter verloren.
    Ich bin ein Nichts, dachte er.
    Nein, das war nicht ganz richtig. Er war definitiv etwas. Ein Ding. Ein menschliches Ding, wie Anayabi behauptet hatte. Er hatte dies mit einem ebenso emotionalen wie sichtbaren Schmunzeln gesagt. Was für eine Art Mensch-Ding er wirklich war, konnte nicht einmal der Letzte der Meliorare genau erklären. Anayabis nächster Satz ließ allerdings erkennen, dass dieser das auch gern wissen wollte.
    »Als die Vertreter der scheinheiligen Vereinigten Kirche zusammen mit jenen des ignoranten Commonwealth die Society zerschlugen und zertrümmerten, wurde eine Reihe von Experimenten im ganzen Universum verteilt. Da jene von uns, die den ersten Ansturm und die darauf folgenden Gewalttätigkeiten überlebt hatten, damit beschäftigt waren, sich vor der Gedächtnisauslöschung in Sicherheit zu bringen, verloren wir rasch den Kontakt zu unseren Testpersonen. In nahezu keinem Fall erfuhren wir jemals, welche davon ein Erfolg und welche ein Fehlschlag waren. Sag mir, 12-A, was bist du? Ohne Zugriff auf die vor langer Zeit zerstörten Aufzeichnungen kann ich das momentan nicht beurteilen. Du behauptest, Emotionen erkennen zu können, aber was kannst du außerdem noch?«
    Die Frage wurde derart ernst gestellt und das Interesse schien so aufrichtig

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