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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einem Strudel aus Verwirrung. »Ich … Was wollen Sie damit sagen?«
    Dann tat Anayabi wohl das Schlimmste, das er in diesem Moment und unter diesen emotional aufgeladenen Umständen hätte tun können.
    Er lachte.
    Flinx hatte das Gefühl, sein Kopf würde gleich explodieren. Zusammen mit einem plötzlich auftretenden rasenden Kopfschmerz drohten die aufeinanderprallenden Emotionen, die in ihm tobten, ihn sofort wieder in die Bewusstlosigkeit zu befördern. Mit der größten Willenskraft, die er aufbringen konnte, zwang er sich, beherrscht zu bleiben und nicht die Kontrolle zu verlieren.
    »Bitte.« Zahlreiche Bedeutungen konnten diesem einen universellen Wort zugeschrieben werden. »Erklären Sie mir das.«
    »Oh, nur zu gern.« Anayabi klang jetzt ganz ruhig. Da er inzwischen davon überzeugt war, dass man ihn nicht verhaften und zur Gedächtnisauslöschung schicken würde, hatte er seine natürliche Autorität zurückgewonnen. »Du kannst die Wahrheit ruhig erfahren. Ich schätze, jeder verdient es, die Wahrheit über sich zu kennen. Selbst Experimente, die eigentlich gar nicht dazu gedacht waren, so lange zu überleben.« Seine zunehmende Fröhlichkeit bildete einen immer stärker werdenden Gegensatz zu dem sich steigernden Trübsinn, der Flinx zu übermannen drohte.
    »Was hat dir der jetzt nicht mehr unter uns weilende Theon noch alles über deine Herkunft gesagt, 12-A?«
    Niedergeschlagen und verwirrt versuchte Flinx, sich zu erinnern. »Sehr wenig. Er … konnte zu der Zeit kaum noch sprechen. Nein, Augenblick – ich erinnere mich an noch etwas anderes. Er sagte … Er sagte, dass ich nicht das Produkt einer natürlichen Vereinigung wäre. Das wusste ich natürlich längst, da ich zuvor schon erfahren hatte, dass meine Mutter per künstlicher Befruchtung schwanger geworden war.«
    »Künstliche Befruchtung.« Anayabi kicherte und schüttelte den Kopf. »Diese Beschreibung ist nicht wirklich zutreffend. Ich muss dir leider mitteilen, dass deine jahrelange Suche nach deinem ›Vater‹ eine sinnlose Zeitverschwendung war, Philip Lynx.«
    Etwas Schreckliches braute sich in Flinx’ Magengegend zusammen. Das zunehmende Unbehagen drohte ein ähnliches Ausmaß wie das Pochen anzunehmen, das seinen Kopf vermutlich bald platzen lassen würde. Auf seinem Schoß drehte sich die immer besorgter werdende Pip und blickte ihn an. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, doch sie empfing seine Gefühle so klar und deutlich, wie sie totes Fleisch aus zwanzig Metern Entfernung ausmachen konnte.
    »Vielleicht«, meinte Flinx abrupt, »sollten wir mal eine Pause machen.«
    »Eine Pause?« Anayabi sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »Warum willst du denn jetzt aufhören, wo du so kurz davor stehst, die Wahrheit zu erfahren, die du angeblich schon so lange suchst?« Mit der Pistole, die auf seinem Oberschenkel lag, in der Hand beugte er sich in Richtung seines jetzt verunsicherten und beunruhigten Gastes.
    »Wenn ich sage, dass ich ›einer‹ deiner Väter bin, meine ich damit eigentlich, dass du gar keinen Vater hast. Du hattest nie einen. Zumindest nicht in der Hinsicht, wie es die traditionelle Bedeutung des Wortes vermittelt.«
    Flinx konnte jetzt kaum noch atmen. Mit pochendem Kopf sehnte er sich verzweifelt nach seinem Medizinbeutel, der Teil des Gürtels war, den er immer zu tragen pflegte. Doch Beutel und Gürtel waren zusammen mit sehr vielen anderen Dingen irgendwo in einem gestaltianischen Fluss weiter im Süden untergegangen.
    »Selbst wenn sein Name nicht mehr bekannt ist«, stammelte er, »so müsste sich die Identität des Mannes, der den relevanten Samen gespendet hat, doch irgendwie zurückverfolg…«
    Die Pistole umklammernd stand Anayabi plötzlich auf. »Du hörst mir nicht zu, 12-A. Pass doch auf. Das ist ein gutes kleines Experiment.« Er lächelte, als ihn der unglückliche Flinx mit leerem Blick anstarrte. Das Grinsen des älteren Mannes wurde immer breiter und war bei Weitem nicht mehr freundlich. Es hatte eher etwas Höhnisches an sich. Dies war ein weiteres Indiz dafür – wenngleich nebensächlich und scheinbar bedeutungslos –, dass die Verfolgung der Meliorare-Society nicht willkürlich geschah, sondern aus einleuchtenden, vernünftigen und gut recherchierten Gründen.
    »Es hat keinen Samenspender gegeben, 12-A. Deine DNS wurde im sprichwörtlichen Reagenzglas zusammengemixt. Deine Chromosomen wurden vorher genau festgelegt. Du wurdest nicht empfangen, du wurdest geschaffen. Ein

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