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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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Deshalb zwang sie sich, an
andere Dinge zu denken.
    Nudge war sich bewusst, dass es eigentlich traurig war, dass
diese gottverlassene Höhle in einer Wüstenklippe ihr gemütlich
wie ein Zuhause erschien. Sie lag auf dem Rücken, die Füße
gegen die Wand gestemmt, die Beine mit den vielen blauen
Flecken gestreckt. Sie betrachtete die unterschiedlichen
Farbschattierungen in den Felsbändern: cremefarben, rosa,
bräunlich und pfirsichfarben. Die Sonne war in der Wüste heiß,
aber hier drinnen war es kühl und luftig.
    Sie dachte nach. Da meint man, das ganze Zeug zu brauchen –
deine Lieblingstasse, deine beste Decke, Seife, deine Eltern –, und dann wird dir plötzlich klar, dass alles, was du wirklich
brauchst, nur ein Ort ist, an dem dich die Eraser nicht kriegen
können.
    Sie kam einfach über Ari nicht hinweg. Als sie ihn zum letzten
Mal gesehen hatte, war er ein kleines Kind gewesen. Sie
erinnerte sich, wie er Max auf die Nerven gegangen war, weil er
ihr wie ein Hündchen überallhin folgte. Jetzt war er ein voll
ausgewachsener Eraser, der schlimmste von allen. Wie konnte
das in nur vier Jahren geschehen?
    Vor einer halben Stunde hatten sie und Fang in der Ferne
einen Hubschrauber gehört. Sie hatten sich ganz nach hinten in
die Höhle verzogen und gegen die kalte Felswand gepresst.
Nachdem es zwanzig Minuten still gewesen war, hielt Fang es
für sicher, sich hinauszuwagen und etwas zu essen zu holen.
Nudge hoffte, dass er bald zurückkam.
    Ihr Haus war verbrannt und nur noch Asche. Alle ihre
Freunde, abgesehen von Fang, waren tot. Jetzt waren sie und
Fang tatsächlich ganz auf sich allein gestellt – vielleicht für
immer.
    Fang tauchte vor der Höhle auf und landete fast lautlos auf
dem Felsband davor. Nudge wurde vor Erleichterung warm ums
Herz.
    »Kann ich dich für ein Stück rohe Wüstenratte interessieren?«,
fragte er und klopfte auf die Anoraktasche.
»Nein!«, sagte Nudge entsetzt.
Er zog den Anorak aus und wischte ein bisschen Staub von
seinem schwarzen T-Shirt. Dann steckte er etwas in den Mund,
kaute hingebungsvoll und schluckte laut. »Frischer kann man es
sich nicht wünschen«, meinte er neckend.
»Pfui!« Nudge schüttelte sich und wandte sich ab. Ratte!
Fliegen wie Habichte war eine Sache, aber so essen wie sie:
nein, nie und nimmer!
»Okay«, sagte Fang. »Wie wäre es mit Kebab? Du bekommst
das Gemüse.«
Nudge wirbelte herum. Fang öffnete ein Päckchen, das in
Alufolie gewickelt war. Sofort stieg ihr der Duft von rauchigem
Fleisch und Gemüse in die Nase.
» Kebab! « , schrie sie und setzte sich neben Fang. »Wo hast du
das her? Du hattest doch keine Zeit, bis zur Stadt
zurückzufliegen. O mein Gott, die sind ja noch warm.«
»Sagen wir mal, dass auf einige Camper eine Überraschung
wartet«, erklärte Fang und schob das Fleisch auf einen Haufen,
Zwiebeln und Paprikascheiben auf einen anderen.
Nudge nahm ein Stück gegrillten Paprika. Es war warm, zart,
rauchig – einfach himmlisch.
»Also, das ist echt lecker « , sagte sie und schloss die Augen.
»Dann müssen wir uns jetzt entscheiden, ob wir weiter nach
Max suchen oder versuchen sollen, Angel zu retten«, sagte Fang
und schob sich ein Stück Fleisch in den Mund.
»Aber die Eraser haben gesagt, dass alle tot sind. Heißt das
nicht auch Max und Angel?«, fragte Nudge. Traurigkeit senkte
sich auf sie.
»Null Ahnung«, sagte Fang. »Max ist nicht hier, aber das muss
doch nicht heißen, dass sie tot ist, oder? Wie hätten sie sie
finden können? Was Angel betrifft …« Er machte eine Pause.
»Also, da wissen wir, dass sie Angel hatten. Da ist wahrscheinlich inzwischen alles vorbei.«
Nugde hielt sich die Hände an die Schläfen. »Ich will darüber
nicht nachdenken.«
»Ich weiß, aber …« Er hielt inne und blickte in die Ferne.
Nudge schaute ebenfalls hinaus. Ganz weit weg sah sie zwei
dunkle Punkte. Na und? Habichte.
Sie setzte sich wieder und aß die Zwiebel auf. Dann leckte sie
die Folie ab. Fang musste sich einen Plan ausdenken – anders
ging es nicht.
Aber Fang glotzte nur hinaus auf den Himmel.
Nudge runzelte die Stirn. Die beiden dunklen Punkte waren
jetzt größer und näher. Das mussten echt riesige Habichte sein.
Vielleicht waren es Adler!
Plötzlich stand Fang auf und suchte in seinen Taschen nach
einem kleinen Metallspiegel. Damit fing er die letzten Strahlen
des Sonnenuntergangs ein und reflektierte sie weiter.
Er blinkte, hörte auf, blinkte wieder und hörte auf.
Die

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