Patterson James
sie stieß
ein tiefes Grollen aus, ein Geräusch, das sie noch niemals vorher
von sich gegeben hatte.
»Sie sind die Missgeburt. Sie sind ein gottloses Schwein! Was
wollen Sie von mir?«
»Nun ja, ich bin wegen einiger Arbeiten und Unterlagen von
mir gekommen, die Frances Jane offensichtlich hat mitgehen
lassen. Und natürlich wegen der Eier. Ich bin wegen deiner Eier
hier, Max.«
»Die kriegen Sie nicht!«, zischte Max. »Da müssen Sie mich
vorher umbringen!«
Hauer zuckte die Schultern. »Das ist mir egal. Entweder du
stirbst oder du lebst, aber ich werde mir auf jeden Fall deine
kostbaren Eier nehmen. Ich bin Harold Hauer und kein Klon,
Max. Weißt du, warum ich hier bin? Weißt du, warum ich dich
die ganze Zeit am Leben gelassen habe? Möchtest du das große
Geheimnis erfahren? Du bist eine noch größere
wissenschaftliche Errungenschaft als Resurrection, Max.
Wirklich und wahrhaftig, das bist du! Diese Eier sind
bedeutsamer als all meine Arbeiten zusammen. Ich habe die
Zukunft gesehen, Max, und sie fliegt! «
Zuerst fand Max keine Worte. Endlich begriff sie, warum man
sie nicht getötet hatte. Ich habe die Zukunft gesehen, und sie fliegt!
»Sie sind ein kranker Irrer!«, stieß sie schließlich hervor.
Und gab erneut dieses dumpfe Grollen von sich. Was war das
für ein Geräusch? Ihr Instinkt? Ihre Art, die Eier zu beschützen?
»Du bist unverbesserlich. Ein hoffnungsloser Fall. Ich hätte es
doch schon im Hospital tun sollen. Stirb, du kleine Missgeburt!«
Er stürzte sich auf sie.
»Mir ist aber nicht nach Sterben!«, brüllte Max. Sie sprang
hoch und versetzte dem Doktor einen Tritt, der ihn gegen ihre
Kommode taumeln ließ.
Er erholte sich überraschend schnell. Er schüttelte es ab wie
ein Bär und lachte, genau wie der Kopf des Klons, als sie ihm
auf dem Flugplatz hinter dem Hospital das Genick gebrochen
hatte. Das gleiche Lachen, Ton für Ton.
Dann fluchte er und tastete nach dem Skalpell, das er im
dunklen Zimmer verloren hatte. Und fand es in einer Falte des
Flickenteppichs.
»Tot oder lebendig?«, fragte er Max und zeigte ihr die scharfe
Klinge. »Du hast die Wahl.«
»Ich wähle meine Babys«, sagte Max.
Sie breitete die Flügel aus und erzeugte eine Wand aus Federn
und Knochen zwischen Hauer und ihren Eiern. »Verschwinden
Sie von hier! Verschwinden Sie auf der Stelle!«, schrie sie
Hauer an. »Ich werde Sie töten, Hauer! Kane! Wer auch immer
Sie in Wirklichkeit sind, Sie elender Bastard! Lassen Sie meine
Babys in Ruhe!«
Er stürzte vor, und Max wich dem Angriff mit einem Schritt
zur Seite aus. Aber nur ganz knapp. Er war unglaublich schnell.
Sie streckte die Hand tastend aus und bekam etwas zu packen.
Was? Sie fühlte einen Kerzenständer aus Messing. Sie schwang
ihn herum, hart, mit aller Macht und schnell – und sehr genau.
Es gab ein lautes Knirschen, als der schwere Kerzenständer
Hauer am Kopf erwischte. Sie hatte ihn getroffen! Sie hatte ihn
verwundet! Er stöhnte auf und fiel gegen sie, klammerte sich an
sie, zerrte sie mit sich gegen die Wand hinter ihm.
»Lassen Sie los! Fassen Sie mich nicht an!«
»Du kleines Miststück!«, knurrte er zwischen
zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Ich werde dir etwas
zeigen, Max. Ich werde dir Schmerzen zeigen. Richtige
Schmerzen. Und dann wirst du sterben.«
Max hörte Schreie und Schritte im Haus. Frannie und Kit
kamen hochgerannt. Und die anderen Kinder!
Hauer war unglaublich stark. Offensichtlich hatte er sich in
seinem Höllenlabor diese Kraft erschaffen. Er drückte sie
unbarmherzig zurück. Max verlor den Halt. Sie drohte zu fallen.
Und sie stürzte durch das geborstene Fenster hinter ihr. Sie
hatte keine Chance, es zu verhindern. Rudernd streckte sie die
Hände aus. Fand nichts, wo sie sich hätte festhalten können.
Packte Dr. Hauer und hielt sich an ihm fest. Klammerte sich an
ihn.
»Sie kommen mit mir!«
Das Zimmer war im ersten Stock – das war die gute Nachricht.
Nicht besonders hoch.
Die schlechte Nachricht war, dass ihr Zimmer über einer
steilen Klippe war, einer Schlucht, dreißig oder vierzig Meter
tief, sehr tief also.
Max und Dr. Hauer krachten durch das Fenster und fielen
zusammen ein paar Meter, dann ließ sie ihn los. Einfach so. Wie
jemand alten Plunder fallen lässt. Auf Wiedersehen. Sie flatterte
heftig mit den Flügeln, kämpfte um Auftrieb, doch dann hielt sie
sich in der Luft, während sie dem schreienden Dr. Hauer
hinterhersah, der in die Tiefe stürzte. Er überschlug
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