Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
es Sara gab. In den letzten Tagen hatten wir ermittelt, dass Sara Rosen eine CIASpionin im Weißen Haus gewesen war. Seit acht Jahren hatte sie als Maulwurf gearbeitet. So war Jack auf sie aufmerksam geworden. Er hatte gewusst, dass sie loyal sein würde. Sara Rosen war die perfekte Jill. Sara hatte an »die Sache« geglaubt, zumindest so weit, wie man sie davon in Kenntnis gesetzt hatte. Thomas Byrnes wollte massive Veränderungen im Pentagon und bei der CIA. Eine sehr mächtige Gruppe war der Meinung, diese Veränderungen könnten das Land zerstören, würden das Land zerstören. Also beschlossen sie, stattdessen Präsident Byrnes zu zerstören. So wurden Jack und Jill geboren.
»Das wird noch schlimmer als Aldrich Ames, das ist Ihnen doch klar«, sagte Jay Grayer. »Viel, viel schlimmer.«
Jeanne Sterling nickte langsam. »Ja, da haben Sie vermutlich Recht.« Ihre Augen wanderten zwischen Grayer und mir hin und her. »Ich nehme an, Sie sind stolz darauf, ein Teil der Zerstörung eines der wenigen – der sehr wenigen – Vorzüge zu sein, die die Vereinigten Staaten gegenüber dem Rest der Welt genießen. Unser Spionagenetz war das allerbeste. Ich glaube, das ist es noch immer. Der Präsident war ein dummer Amateur, der das Spionagesystem und das Militär demontieren wollte. Im Namen von was? Populistische Veränderung? Was für ein Hohn! Was für ein trauriger, gefährlicher Scherz! Thomas Byrnes war ein Autoverkäufer aus Detroit. Es stand ihm nicht zu, die Entscheidungen zu fällen, die man ihm anvertraut hatte. Die meisten Präsidenten vor ihm wussten das. Mir ist es völlig egal, was Sie über uns denken. Mein Mann und ich sind Patrioten. Sind wir uns in diesem Punkt einig? Ist das klar, Gentlemen? «
Jay Grayer ließ sie aussprechen, ehe er etwas sagte. »Sie und Ihr Mann sind widerliche Verräter. Sie sind Mörder. Ist das klar? Aber in einem Punkt haben Sie Recht. Ich bin stolz darauf, Sie zu Fall gebracht zu haben. Ich fühle mich einfach großartig. Ja, wirklich, Jeanne.«
Plötzlich flammte grelles weißes Licht in der Küche auf. Der Blitz aus einem Schalldämpfer.
Ein ohrenbetäubender Schuss an einem Ort, wo man ihn am allerwenigsten erwartet hätte. Jay Grayers Körper bäumte sich auf, fiel rücklings gegen die Frühstückstheke und riss mehrere Holzstühle um.
Jeanne Sterling hatte Jay Grayer eiskalt erschossen. Sie hatte im Hauskleid eine Waffe versteckt und durch die Tasche geschossen. Vielleicht hatte sie uns gesehen, als wir zum Haus gekommen waren. Oder vielleicht trug sie immer eine Waffe bei sich. Schließlich war sie Jill.
Jeanne wechselte den Stand, richtete die Waffe auf mich. Ich hatte mich bereits hinter einen niedrigen Küchenschrank geworfen.
Sie schoss trotzdem mit der Halbautomatik.
Wieder ein ohrenbetäubender Knall in der Küche. Ein Lichtblitz. Dann noch ein Schuss.
Rückwärts ging sie aus der Küche, schoss aber weiter auf mich. Dann rannte sie fort. Ihr Hauskleid blähte sich hinter ihr wie ein Cape.
Schnell ging ich zu Jay Grayer. Die Kugel hatte ihn oben in die Brust getroffen, in der Nähe des Schlüsselbeins. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Aber er war bei Bewusstsein. »Sie müssen das Miststück erwischen, Alex. Aber lebendig«, stieß er hervor. »Erwisch sie. Die beiden wissen alles.«
Vorsichtig, aber schnell bewegte ich mich im Haus der Sterlings. Töte sie nicht! Sie kennt die Wahrheit. Wir müssen sie von ihr hören – wenigstens ein einziges Mal. Sie weiß, warum der Präsident ermordet wurde und auf wessen Befehl. Sie weiß es!
Plötzlich stürzte ein Agent des Geheimdienstes durch die Vordertür. Ein zweiter folgte ihm auf den Fersen.
Aus Richtung der Küche erschienen zwei weitere Beamte. Alle mit gezückten Waffen. Schock und Besorgnis lagen auf ihren Gesichtern.
»Was zum Teufel ist hier passiert?«, rief ein Agent.
»Jeanne Sterling hat eine Waffe. Trotzdem müssen wir sie lebend erwischen.«
Ich hörte ein Geräusch vom Eingangsbereich. Eigentlich waren es zwei Geräusche. Mir wurde klar, was passierte, und das Herz rutschte mir in die Hose.
Ein Motor wurde angelassen. Eine Garagentür hob sich. Jill entkam.
110.
Meine Brust hämmerte. Ich hatte das Gefühl, dass sie jeden Moment explodieren konnte, aber mein Herz war eiskalt geworden.
Nehmt sie lebend gefangen, egal, wie! Sie ist noch wichtiger als Jack.
Die Tür zur Garage befand sich am Ende eines schmalen Korridors, vorbei an einem großen Wintergarten, der von dem
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