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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sich, als wäre er schuldig. Er musste unser Mörder sein.
    »Leckt mich, Scheißbullen!«, kreischte er höhnisch.
    Dann rannte er mit langen, schnellen Schritten los. Er machte kraftvolle Sätze – lange Sätze.
    »Nein«, stöhnte ich. »Nein, nein, nein.«
    Ich wusste, was er tun würde.
Perez würde von einem Gebäude zum nächsten springen.
    »Halt, du Scheißkerl!«, brüllte Sampson. »Oder ich schieße.«
    Doch Perez blieb nicht stehen. Wir sahen, wie er einen gewaltigen Sprung machte.
    Laut schreiend rannten wir bis zum Rand des Daches. Schräg gegenüber von diesem Glaspalast stand ein anderes Bürogebäude. Sein Dach lag ein Geschoss tiefer als die Stelle, an der Sampson und ich jetzt standen.
    Chucky befand sich in der Luft zwischen den Gebäuden, diesen Türmen aus Glas und Stahl.
    »O Gott!«, stieß ich hervor und starrte nach unten. Der Abstand zwischen den Gebäuden betrug mindestens sieben Meter, vielleicht mehr.
    »Fall runter, du Wichser! Knall gegen die Mauer!«, schrie Sampson der fliegenden Gestalt zu. »Runter, Chucky!«
    Das hat Chucky schon mal getan. Er hat diesen Sprung geübt, dachte ich, während ich ihn beobachtete. Kein Wunder, dass man ihn nie erwischt hat. Wie viele Jahre läuft er schon frei herum? Wie viele Kinder hat er sexuell belästigt oder ermordet?
    Wir hielten die Waffen in der Hand, schossen aber nicht. Uns fehlte der Beweis, dass Perez der Mörder war. Er war lediglich vor uns geflohen, hatte aber keine Waffe gezogen. Und jetzt dieser Wahnsinnssprung von einem Gebäude zum nächsten.
    Auf Höhe der sechzehnten Etage schien Chucky mitten in der Bewegung zu verharren. Es war ein langer, weiter Weg nach unten.
    Irgendwas stimmte nicht.
    Chucky strampelte verzweifelt mit den Beinen, als versuchte er, mit einem Fahrrad über den Himmel zu fahren.
    Er reckte die langen Arme. Die Muskeln waren hart und angespannt. Das Führungsbein streckte er beinahe im rechtem Winkel vom Körper nach vorn. Wie auf dem besten Reklameposter von Nike.
    Seine Körperhaltung war so steif wie die eines Läufers auf einem preisgekrönten Foto.
    »Mein Gott!«, flüsterte Sampson neben mir. Ich spürte seinen warmen Atem an meiner Wange.
    Chuckys Arm war ausgestreckt, doch seine Hand berührte kaum die Mauer auf dem Dach des Bürogebäudes. Seine Beine strampelten noch in der Luft.
    Dann schrie Schneid-ihn-ab-Chucky – ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ und nur von den Fenstern und Mauern der beiden Gebäude gedämpft wurde.
    Chucky schrie und schrie, als er die sechzehn Stockwerke hinunterstürzte. Vergeblich, verzweifelt ruderte er mit Armen und Beinen in der Luft.
    Vor meinen Augen drehte sein Körper sich plötzlich in der Luft.
    Er schaute zu mir herauf – immer noch schreiend, auf eine hoffnungslose, anklagende Art. Er schrie mit dem Mund und den Augen – selbst der buschige rote Bart schien zu schreien. Ich beobachtete, wie Chucky starb. Der Sturz schien endlos lange zu dauern. Vier oder fünf Sekunden, die wie eine Ewigkeit schienen.
    Mein Magen rebellierte. Mir wurde schwindlig. Die schmale Gasse unten wurde zu einem sich drehenden grauen Band. Die Gebäude – der Cañon – schienen so steil und so dunkel und so weit weg zu sein.
    Dann hörte ich, wie Chucky aufs Pflaster knallte. Klatsch! Es war ein Geräusch wie aus einer anderen Welt.
    Ich starrte auf den zerschmetterten Körper, der mit ausgebreiteten Gliedmaßen tief unter uns lag. Aber ich konnte keine Freude empfinden. Seine Leiche hatte nichts, was auch nur im Entferntesten menschlich gewesen wäre. Er war zerschmettert wie die eine Seite von Shanelle Greens Gesicht. Chuckys unmenschliche Schreie hallten immer noch in meinem Kopf.
    »Das wär’s«, meinte Sampson. »Fall abgeschlossen. Eins zu null für die Scheißbullen.«
    Ich steckte meine Halbautomatik ins Holster. Emmanuel Perez hatte seine Flucht geübt, aber nicht gut genug.
    Ein Riesenbeschiss. Ich habe euch total beschissen, nicht wahr? Ich habe euch alle verarscht.
    Der wahre Sojourner-Truth-Killer lebte und war wohlauf. Es hätte ihm gar nicht besser gehen können, vielen Dank. Er hatte soeben das perfekte Verbrechen begangen, nicht wahr? Er war soeben mit einem Mord davongekommen.
    Ja, genauso war es. Frei wie ein Vogel. Die Washingtoner Polizisten, diese Mickymouse-Bullen, hatten das falsche Arschloch gefasst. Ein Kerl, der Emmanuel Perez hieß, hatte für die Sünden eines anderen bezahlt, und zwar mit seinem Leben.
    Jetzt musste er nur

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