Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
ein Taxi, eine schmutzige orangerote Kiste, auf der stand: Cappy’s – wir fahren überallhin.
»Halt, du verdammtes Eichhörnchen!«, brüllte Sampson, so laut er konnte. »He, verdammt, Manny!«
Hinter dem schmutzstarrenden Rückfenster des Taxis zeigte Perez uns den Stinkefinger.
Dann lehnte er sich aus dem Fenster und brüllte: »Scheißbullen!«
12.
Sampson und ich rannten auf die E Street hinaus. Immer noch strömte mir der Schweiß über Stirn und Wangen, über den Hals und den Rücken und die Beine. Sampson lief vor einem Taxi auf die Straße. Der Fahrer bremste mit kreischenden Reifen. Klug von dem Mann, Mount John auszuweichen und damit einen Totalschaden zu vermeiden.
»Metro Police! Detective Alex Cross!«, erscholl meine Stimme, als wir beide gleichzeitig die hinteren Türen des Wagens aufrissen. »Folgen Sie dem Taxi! Los! Verdammt!«
»Verlieren Sie ihn ja nicht!«, drohte Sampson dem Fahrer. »Denken Sie nicht mal daran!« Der arme Kerl hatte Todesangst. Er blickte kein einziges Mal zu uns nach hinten, sagte kein Wort. Aber er verlor nicht den Sichtkontakt mit Cappy’s – wir fahren überallhin .
Auf der Neunten Straße gerieten wir in einen langen Stau. Es sah aus wie auf der Pennsylvania Avenue. Autos und Lastwagen stauten sich mindestens drei Querstraßen weit. Überall erklang wütendes Hupen. Die Hupe eines Sattelschleppers hörte sich wie das Nebelhorn eines Ozeandampfers an.
»Vielleicht sollten wir aussteigen und die weitere Verfolgung zu Fuß aufnehmen«, sagte ich zu Sampson.
»Das habe ich auch gerade gedacht. Los, versuchen wir’s!«
Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Wenn wir Pech hatten, würden wir Chucky gleich hier verlieren. Das Herz hämmerte in meiner Brust. Ich sah den eingeschlagenen Schädel der kleinen Shanelle Green vor dem inneren Auge. Emmanuel war stets in der Nähe. Diese Augen eines tollwütigen Köters! Ich wollte Schneid-ihn-ab-Chucky unbedingt fassen, mit jeder Faser meines Seins.
Sampson hatte bereits die quietschende Tür auf seiner Seite des Taxis aufgestoßen. Ich war einen halben Schritt hinter ihm. Vielleicht weniger.
Chucky musste unseren heißen Atem im Nacken spüren. Er sprang aus dem Taxi und rannte zu Fuß weiter.
Wir folgten ihm auf den schmalen Bahnen zwischen den Autos, die quälend langsam vorwärts krochen. Grelles Hupen sorgte für die chaotische Begleitmusik bei unserer Verfolgung zu Fuß auf der Neunten Straße.
Chucky rannte wie der Blitz. Offenbar war er inzwischen wieder zu Atem gekommen.
Plötzlich bog er nach rechts ab, in ein schimmerndes Bürogebäude aus Glas und Stahl, das aussah wie ein silberblauer Palast.
Wahnsinn!
Ich hielt meine Polizeimarke bereits in der Hand, als wir wenige Schritte hinter Chucky ins Gebäude stürmten. »Spanischer Typ, roter Bart. In welche Richtung?«, brüllte ich den verwirrten Sicherheitsmann an, der in der eleganten getäfelten Eingangshalle stand.
Er deutete auf den mittleren Aufzug. Der Lift hatte bereits das Erdgeschoss verlassen. Ich beobachtete die Etagenanzeige: drei – vier – er fuhr schnell nach oben. Sampson und ich stürmten in die offene Tür des Lifts, der dem Eingang am nächsten war.
Mit der Innenfläche der Hand drückte ich auf den Schalter Dach – meine der Wahrheit wohl am nächsten kommende Vermutung, was Chuckys Fluchtweg betraf.
»Was hat Manny gesagt? Dass Perez als Ausfahrer bei Famous Pizza arbeitet, nicht wahr?«, sagte ich zu Sampson. »Im Erdgeschoss hier gibt’s ‘ne Famous Pizza.«
»Glaubst du, Chucky ist ein Gewohnheitstier? Warum fährt er dann zum Dach rauf?«
»Gute Frage. Aber ein Tier ist er auf alle Fälle.«
Die Klingel des Aufzugs ertönte. Sampson und ich sprangen mit gezückten Waffen aus der Kabine. In der Ferne sahen wir das Capitol und die Freiheitsstatue. Unter anderen Umständen ein hübscher Anblick. Jetzt aber irgendwie seltsam. Irgendwie traurig.
Shanelle Green ging mir nicht aus dem Kopf. Ständig sah ich ihr misshandeltes Gesicht. Womit hatte er sie geschlagen? Wie oft? Warum? Ich wollte dieses Schwein so unbedingt fassen, dass es mir körperliche Schmerzen bereitete. Meine Glieder taten mir weh, mein Kopf noch mehr.
Wir bewegten uns vom Gebäude weg. Schließlich entdeckte ich Chucky. Als Silhouette zeichnete er sich gegen die SkyLine ab. Schwarze Verzweiflung packte mich.
Chucky hatte einen Fluchtweg ausbaldowert. Er hatte sich alles vorher überlegt, falls jemand ihn verfolgen würde. Auf alle Fälle verhielt er
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