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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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sie. Mit einer kurzen Kopfbewegung schwang sie ihr langes braunes Haar über ihre Schultern und ging an dem blitzenden Packard vorbei, ohne den betrunkenen Fahrer eines Blickes zu würdigen. Als er hupte, fuhr sie zusammen, aber sie ignorierte ihn und ging einfach weiter, etwas schneller, mit klappernden hohen Absätzen.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, daß der Wagen langsam neben ihr her rollte. Harriet war es gewöhnt, daß Männer ihr folgten. Für sie waren sie nicht anders als Hunde oder Waisenkinder: jederzeit bereit, für ein kleines bißchen Aufmerksamkeit alles zu tun.
    An der Ecke bog sie nach rechts ab und sah, daß der Wagen mit ihr abbog. Dieser blöde Kerl, dachte sie. Hängt sich einfach an mich dran. An der nächsten Ecke machte sie plötzlich kehrt und rannte zur Minnehaha Avenue zurück. Mit einem Ruck hielt der Wagen an, krachend wurde der Rückwärtsgang eingelegt, und verblüfft sah Harriet, daß der Packard ihr rückwärtsfahrend folgte. Sie blieb stehen und wirbelte herum.
    Â»Wollen Sie eigentlich jemanden umbringen?« schnauzte sie den Fahrer an und schwang zornig die weiße Bäckertüte in die Luft. »Fahren Sie lieber nach Hause und schlafen Sie Ihren Rausch aus, anstatt harmlose Leute zu belästigen.«
    Zum erstenmal sah Harriet den Mann hinter dem Lenkrad. Er lächelte, zuckte die Achseln und bedeutete ihr, näher zu kommen. Harriet ging zu ihm hinüber und öffnete die Tür auf der Beifahrerseite.
    Â»Soll ich Ihnen mal was sagen, Mister«, schimpfte sie. »Sie sind wirklich das Letzte. Und jetzt hauen Sie ab, eh ich die Bullen hole.«
    Einladend klopfte der Mann auf den grauen Ledersitz. Ein Kranz schwarzer Haare umgab seinen kahlen Scheitel, seine Pausbäckchen waren rosig, und sein Lächeln war so entwaffnend, daß Harriets Zorn abzuflauen begann. Mit einer leichten Drehung des Kopfes schnupperte sie und roch keinen Alkohol, sondern Leder und Sandelholzduft. Sie stieg in den Wagen und zog die Tür hinter sich zu.
    Â»Sie sind also gar nicht betrunken«, sagte sie.
    Â»Nur trunken vor Liebe«, entgegnete er.
    Â»O Mann«, sagte Harriet. Sie berührte den Rand des Armaturenbretts mit einem Finger. »Aber Sie fahren wirklich wie ein Irrer.«
    Â»Normalerweise nicht. Nur wenn ein Objekt von solcher Schönheit mir die Sicht raubt.« Er bot ihr seine kleine, gepflegte Hand. »Ich bin Avel Ames«, sagte er. »Von jetzt an Ihr Ritter.«
    Â»Und warum bist du da nicht gleich wieder ausgestiegen?« fragte Patty Jane sie später.
    Harriets Augen blitzten. »Weil ich gewußt hab, daß er der Richtige ist, Patty Jane.«
    Die Donutstüte zwischen ihnen hin und her gehen lassend, fuhren Avel und Harriet ohne festes Ziel und ohne viel zu sprechen Seitenstraßen hinauf und hinunter, den Mississippi entlang, nach St. Paul hinein, über die Lake-Street-Brücke wieder zurück und stadtauswärts. Der blaue Himmel und die warme Sonne und die vielen Bäume, die an den Straßen Spalier standen und mit roten und goldenen Blättern winkten, verliehen dem Tag einen herrlichen Glanz.
    Â»Mögen Sie chinesisches Essen?« fragte Avel, als sie vor einer roten Ampel in der Hennepin Avenue abbremsten.
    Harriet zuckte die Achseln. »Ich hab’s noch nie probiert.«
    Â»Heiliger Bimbam«, sagte Avel und bog nach links ab. »Das müssen wir schleunigst ändern.«
    Er hielt vor einer Parkuhr an und nahm seinen leichten Mantel. Als er aus dem Wagen stieg, sah Harriet überrascht, daß der Mantel ein hartes Lederpolster verborgen hatte, einen handgearbeiteten Hochsitz, auf dem er saß. Er eilte vorn um den Wagen herum. Er sah aus wie ein Zwölfjähriger mit vorzeitiger Glatzenbildung. Als er ans Fenster klopfte, kurbelte Harriet es herunter.
    Â»Ziemlich klein geraten, was?«
    Â»Hm, ja«, sagte Harriet.
    Â»Mit Einlagen bin ich eins fünfzig«, sagte er, »aber ich trage sie nie.«
    Er kehrte mit zwei Tüten aus dem Port Arthur Café zurück. Harriet hielt sie, warm und exotische Düfte verbreitend, auf ihrem Schoß, während sie nach Westen zum Calhoun-See fuhren.
    Â»Ein Picknick am See?« fragte Avel. »Hat es in der Geschichte unserer Beziehung je eine bessere Idee gegeben?«
    Â»Nein, ich glaube kaum«, sagte Harriet.
    Ein ausgemergelter, grauer Mann, der in der Gosse nach Zigarettenkippen suchte, hielt in

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