Patty Janes Frisörsalon
wer will mir hier den Spaà verderben?
Sein Herr blies auf einer schrillen Trillerpfeife, und der Hund sprang zu ihm zurück.
»Sie sollten Ihren Hund an die Leine nehmen, Mister«, rief Harriet ihm nach.
Der Mann winkte ab, ohne sich auch nur nach ihr umzusehen.
»Ach ja?« rief Harriet, die Hände in den Hüften. »Kommen Sie her und sagen Sieâs mir ins Gesicht.«
»Setzen Sie sich«, sagte Avel und zog an ihrer Hand. »Ich schütte Ihnen mein Herz aus, und Sie wollen einen Streit vom Zaun brechen.«
Harriet setzte sich.
»Was nicht heiÃt, daà ich was gegen Courage habe. Bestimmt nicht«, sagte Avel. »Schon in dem Moment, als ich Sie aus diesem Bäckerladen kommen sah, mit schwingenden Armen, als wären Sie die Weltmeisterin im Bantamgewicht, hab ich gewuÃt, daà wir beide ein sehr farbiges Leben miteinander führen werden.«
»Wieso habe ich Ihnen nicht schon längst eins auf die Nase gegeben?«
Avel berührte nachdenklich seinen Nasenrücken. »Weil Sie mein hübsches Profil nicht ruinieren wollen und weil Sie wissen, daà ich recht habe.«
Harriet blickte über den See zur sinkenden Sonne und zu der goldschimmernden Lichtbahn, die sie auf die Wasserfläche warf. »Sie haben tatsächlich recht«, sagte sie, den Kopf schüttelnd über die Geschwindigkeit, mit der sie sich in diesen Mann, der fast einen Kopf kleiner und weià der Himmel wie viele Jahre älter war als sie, verliebt hatte. »Ich weià nicht warum, aber Sie haben völlig recht.«
Als sie zur StraÃe zurückkehrten, war der Mann, der sich Avels Packard und sein Vertrauen ausgeliehen hatte, noch nicht zurück. Avel sah auf seine runde goldene Uhr und steckte sie wieder ein. Er verzog keine Miene.
»Wie spät ist es?« fragte Harriet.
»Fünf Uhr achtunddreiÃig«, antwortete Avel fröhlich.
»Hm«, sagte Harriet. Sie wippte auf ihren FüÃen hin und her und hielt den Mund. Ihr Pferdeschwanz klopfte auf ihren Rücken.
»Der Mann hat sich nur fünfzehn Minuten verspätet.« Avel grub die Spitze eines seiner blankgeputzten schwarzen Schuhe in das feuchte Laub, das im Rinnstein klebte. »Wahrscheinlich ist er pünktlich gekommen und hat dann beschlossen, noch eine Runde um den See zu drehen, als er sah, daà wir noch nicht da waren.«
»Wahrscheinlich«, sagte Harriet.
Sie wanderten an der StraÃe auf und ab, bis der Himmel dämmrig wurde. Jedesmal, wenn sich ein Auto näherte, tauschten sie hoffnungsvolle Blicke, die von Enttäuschung überschattet wurden, sobald sie erkannten, daà es nicht der austerfarbene Packard war.
Als Harriet zu frösteln begann, gab Avel ihr seinen Mantel. Die Ãrmel waren zu kurz, und um die Schultern war er zu eng; Harriet fürchtete, sie würde das Futter zerreiÃen, wenn sie den Arm hob.
»Mensch, Sie sind ja eine Amazone«, sagte Avel.
»Mensch, Sie sind ein Zwerg«, sagte Harriet.
Sie lachten. Erst war es nur ein halb unterdrücktes Kichern, aber bald lachten sie aus vollem Hals, so heftig, daà sie am Ende nur noch nach Atem ringen konnten.
»Mein Hochsitz«, sagte Avel schlieÃlich und wischte sich die Tränen mit einem Monogramm verzierten Taschentuch aus den Augen. »Hätte er mir nicht wenigstens meinen Hochsitz dalassen können? Ich habe ihn nach Maà anfertigen lassen. Haben Sie gelesen, was vorn ins Leder eingeprägt war?«
Harriet schüttelte den Kopf.
»Da stand, âºHier hat Napoleon gesessenâ¹.«
»Ach, Sie können sich doch einen neuen besorgen«, meinte Harriet. »Und dann lassen Sie draufschreiben: âºEigentum des Zwergenlandesâ¹.«
Als es halb acht wurde, gingen ihnen langsam die Witze aus, und Avel schien endlich bereit zu akzeptieren, daà er sich ein anderes Transportmittel würde suchen müssen. Von einer Tankstelle in der Lake Street aus rief er ein Taxi, und als es kam, stellte er sich auf die Zehenspitzen und zog Harriets Kopf zu sich herunter, um sie feurig auf den Mund zu küssen.
»Arrivederci, meine Liebste. Sie werden bald von mir hören.«
»Sie kommen nicht mit?«
Er öffnete ihr die Tür des Taxis. »Ich muà wegen dieser Autogeschichte zur Polizei.« Er zog eine Geldklammer aus seiner Tasche und nahm von einem dicken Bündel Scheine einen Zwanziger, den er Harriet gab. »War nicht schön, diese
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