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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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brillantinegelackter Haarkranz glänzte wie das Revers seiner Frackjacke.
    Â»Harriet«, sagte er, »Sie sind ein Glas Wasser für einen Mann in der Wüste Mojave.«
    Â»Sie haben doch gesagt, wir wollten tanzen gehen«, erwiderte sie. Sie hatte ein Kleid mit weitem Glockenrock angezogen, das üppig mit dicken rosaroten Rosen bedruckt war. Sie trug dieses Kleid immer, wenn sie tanzen ging, weil der Rock bei jeder Drehung so schön flog.
    Â»Das stimmt«, sagte Avel, ging zu ihr und nahm ihre Hand. »Sie werden die Schönste auf dem ganzen Fest sein. Kommen Sie, gehen wir.«
    Â»Und das hier soll ich einfach ignorieren?« rief sie und hob den Deckel des Kleiderkartons. Mit einem kleinen Aufschrei hob sie das Kleid so vorsichtig heraus, als wäre es ein Baby. Es war ein bodenlanges Abendkleid aus blauem Samt mit tiefem eckigem Ausschnitt und langen Ärmeln, die an den Handgelenken spitz zuliefen.
    Â»Oh, Avel!« sagte Harriet.
    Â»Oh, Harriet«, sagte Avel und zwinkerte die Tränen aus seinen Augen.
    Während Avel sich schneuzte, raffte Harriet den ganzen Staat zusammen und rannte in ihr Zimmer, abergläubisch überzeugt, sie müßte, wie Aschenputtel, alles vor dem Glokkenschlag anhaben, wenn sie sich nicht in ihrem Rosenkleid beim Polkatanzen mit Big Gene wiederfinden wollte.
    Harriets Haar lugte unter dem kleinen Schleierhütchen hervor. Die neuen dunkelblauen Pumps machten sie noch ein Stück größer als Avel, doch er hielt sich so stolz und selbstsicher, als wäre er gute eins achtzig groß.
    Â»Sie sind reich, stimmt’s, Avel?« fragte Harriet, als er ihr draußen die Tür zu einem neuen schwarzen Cadillac aufhielt.
    Â»Sehr reich«, sagte er und half ihr, die Mengen blauen Samts im Wagen zu verstauen. Nachdem er es sich auf einem Brokatkissen (»Mein neuer Hochsitz ist schon bestellt«, bemerkte er) bequem gemacht hatte, fügte er hinzu, »stinkreich«, und sie sahen einander an und kicherten.
    Bis auf die kurze Zeit, die Harriet in der Toilette verbrachte, tanzten sie den ganzen Abend miteinander. Abklatschen ließ Avel niemanden. »Sie ist allergisch gegen Salonlöwen«, erklärte er.
    Â»Was tun Sie eigentlich?« erkundigte sich Patty Jane, als Harriet Avel zur Inspektion mitbrachte.
    Avel lächelte glückselig. »Vor allem liebe ich Ihre Schwester.«
    Harriet blies das Streichholz aus, mit dem sie ihre Zigarette angezündet hatte und zwinkerte ihm zu. Gereizt schenkte Patty Jane den beiden Kaffee ein, und es war ihr egal, daß sie dabei die Hälfte in die Untertassen schüttete.
    Â»Ich meine, was arbeiten Sie?«
    Avel straffte seinen Rücken und nahm die Schultern zurück, als er begriff, daß Harriets Schwester klare Antworten wollte.
    Â»Ich arbeite im Familienunternehmen mit, Patty Jane.« Als er sah, daß sich die Falte zwischen ihren Augenbrauen nicht glättete, fügte er hinzu: »Ames Grains? Freundliche Konkurrenz von Peavy und Pillsbury? Hersteller von zwei Dritteln der Frühstücksflocken, die in Ihrem Schrank stehen?«
    Â»Ames Grains«, sagte Patty Jane und setzte sich. »Ach, du Scheiße!«
    Harriet, die gerade ihre Zigarette zum Mund führen wollte, erstarrte. Sie pfiff leise. In ihrem nun drei Wochen währenden Liebesfrühling hatte sie es trotz Champagner, Gourmetrestaurants, Geschenken und langer Spazierfahrten in Luxusautos vermieden, Avel nach der Quelle seines Wohlstands zu fragen. Sie hatte die Möglichkeit von sich fernhalten wollen, daß er ein Gangster war – eine Lieblingsspekulation von Patty Jane und Thor. Was Avel betraf, so hatte er nie eine Frau gekannt, die nicht über die Familienfirma Bescheid wußte, und er genoß das ungewohnte Gefühl, nur um seiner selbst willen gemocht zu werden.
    Â»Ich sitze natürlich im Aufsichtsrat«, sagte er, »aber die Firma wird von Personen geführt, denen Getreide mehr am Herzen liegt – oder am Herzen zu liegen scheint – als mir.« Er zupfte an der schneeweißen Manschette, die unter dem Ärmel seines Jacketts hervorsah. »Ich ziehe Reisen dem Weizen vor; Philantropie dem Hafer und«, er griff nach Harriets Hand, »die Liebe der Gerste.«
    Er küßte Harriet die Hand, und sie küßte die seine.
    Â»Gott sei Dank«, sagte Patty Jane. »Thor und ich haben gedacht, Sie gehören zur Cosa Nostra oder so was.«
    Avel

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