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Paul, mein grosser Bruder

Paul, mein grosser Bruder

Titel: Paul, mein grosser Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Lindquist
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Seiten waren nur Schulfotos. Ich leuchtete mit der Taschenlampe auf die Bilder, um meinen Bruder zu entdecken. Er lächelte auf dem Bild der ersten Klasse. Auf den anderen Bildern war sein Gesichtsausdruck eher ernst. Ich konnte kein Foto aus Pauls fünftem Schuljahr finden. Aber neben dem Bild aus der sechsten Klasse entdeckte ich einen identischen Abzug des Fotos, das unten auf dem Fernseher stand.
    Ich blätterte weiter. Daniel war auch auf einigen Bildern; auf dem ersten stand er an einem Strand und lachte. Er wirkte sehr jung. Auf dem nächsten Bild fotografierte er selbst in die Kamera; er hatte sie auf den Fotografen gerichtet. Dann kamen einige Fotos von Paul, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Auf dem ersten saß er allein auf einem Stein am Strand. Er trug karierte Badeshorts. Ein großes Handtuch lag um seine Schultern und er lächelte in die Kamera.
    Auf einem anderen Bild hatte er Gesellschaft von Daniel bekommen. Sie saßen nebeneinander auf dem Stein. Daniel lachte. Paullächelte. Und Daniels Arm ruhte auf der Schulter meines Bruders.
    Die übrigen Bilder kannte ich aus den Alben von Mama und Papa; Geburtstage und Weihnachten. Ich schaute mir besonders genau die Bilder von Pauls dreizehntem Geburtstag an. Da war sie. Auf einem Bild von Mama und Paul. Es war in der Küche aufgenommen. Auf dem Tisch hinter meiner Mutter und meinem Bruder konnte ich die hellbraune Wildlederjacke ausmachen. Daneben stand ein Aschenbecher; eine glühende Zigarette lag darin und die Rauchsäule schlängelte sich hoch. Das muss Daniels Zigarette gewesen sein.
    Ich hielt das Album näher vor meine Augen und betrachtete forschend das Gesicht von Paul. Er sah glücklich aus. Ich sah, dass wir einander tatsächlich ähnelten; ich konnte sehen, dass wir gleich waren. Wie Brüder, fast.
    Ich schlug das zweite Album auf. Wieder hatte Mama Pauls Namen auf die Innenseite geschrieben. Und ein Datum. 28. Dezember 1968 . Vielleicht war das Album ja ein verspätetes Weihnachtsgeschenk.
    Die erste Fotografie zeigte meine Eltern. Unsere Eltern. Sie standen Arm in Arm vor der Garage auf der anderen Seite des Hofs. Sie lachten und blickten in die Kamera. Papa hatte lange Koteletten. Rechts von meinen Eltern erkannte ich die Verblendung eines schmutzigen Volvos.
    Ich blätterte weiter. Das Foto eines Jungen, den ich nicht kannte, füllte eine ganze Seite aus. Es war irgendwo draußen aufgenommen. Im Hintergrund sah ich Schnee und etwas, das aussah wie ein Wirtschaftsgebäude . Der Junge war etwa vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Er hatte glattes schwarzes Haar. Er lächelte. Er trug eine dunkle dicke Jacke, die ziemlich mitgenommen wirkte. Die obersten Knöpfe waren geöffnet und enthüllten einen Hals, der in der winterlichen Umgebung viel zu nackt aussah. Trotzdem schien er nicht zu frieren. Er lächelte, seine schwarzen Augen glänzten. Wie schön du bist, dachte ich. Ich las den Text neben dem Foto: Kammarviken, März 1969. Petr je tady .
    »Petr je tady ?« , flüsterte ich. »Was bedeutet das ?«
    Auf der nächsten Seite waren vier SchwarzWeiß-Fotos. Das erste zeigte dich, Paul. Es war unten in meinem Zimmer aufgenommen. Oder besser gesagt, in deinem. Du stehst vor dem Schreibtisch, lehnst dich mit dem Arm auf die Stuhllehne. Derjenige, der dich fotografiert hat, muss in der Tür zum Flur gestanden haben. Du siehst den Fotografen an. In deinen Augen und auf deinen Lippen ist das geheimnisvolle Lächeln, das du manchmal auf dem Bild unten auf dem Fernseher zeigst. Du hältst ein Notizbuch in der Hand. Es sieht aus wie die Hefte, die ich in der Grundschule benutzt habe, allerdings scheint dieses dicker zu sein.
    Auf dem zweiten Bild bist du nackt. Du kommst gerade aus dem Badezimmer, als jemand auf den Auslöser drückt. Dein Haar ist nass und steht in alle Richtungen ab. In deiner rechten Hand hältst du etwas, das aussieht wie ein Handtuch, aber du bewegst den Arm, deshalb ist das Bild an dieser Stelle etwas unscharf. Vielleicht hast du versucht, deinen Körper vor dem Fotografen zu verbergen. Du sähest aus wie ein kleiner Junge, wenn nicht die dunklen Haare um dein Ding wären.
    Das dritte Foto ist ein Landschaftsbild, eine Klippe am Meer. Die Wellen werfen sich in schäumender Wut gegen sie. Eine Kiefer krümmt sich im Wind. Am Himmel sind Gewitterwolken zu erkennen.
    Dann - auf dem vierten Foto - ist wieder der Junge von dem Winterbild. Er sitzt geduckt oben auf der Klippe. Der Wind fährt ihm durchs Haar, und er blinzelt mit

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