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Paul, mein grosser Bruder

Paul, mein grosser Bruder

Titel: Paul, mein grosser Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Lindquist
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den Augen. Sein Blick geht aufs Meer und die Wellen. Neben ihm steht eine Umhängetasche, er hält den Riemen in der Hand.
    Bei allen vier Bildern fehlt ein Text. Aber ich spürte, dass sie zusammengehören; es gab so etwas wie einen roten Faden, auch wenn ich diesen vorläufig nur erahnen konnte.
    Ich beschloss, in die Wohnung zurückzugehen. Ich wollte zu Hause sein, bevor Mama und Papa zurückkommen.
     
    Sie waren noch nicht da. Auf der Küchenuhr war es zwanzig vor sieben. Ich ging in mein Zimmer.
    Die Bücher legte ich auf den Schreibtisch. Ich stand mit den Fotoalben in meiner Hand da und überlegte, wo ich sie verstecken könnte. Genau, verstecken. Denn es schien, als hätte ich in irgendetwas herumgestochert, das ich nicht anrühren sollte, und ich wollte nicht, dass Mama und Papa das herausfinden.
    Ich legte die Alben in die hinterste Ecke des Kleiderschranks. Bevor ich sie mit alten Kleidern und Sachen zudeckte, betrachtete ich noch einmal das Foto von Paul, wie er aus dem Badezimmer kommt.
    Es war irgendetwas Merkwürdiges an diesem Bild; ich spürte ein Kribbeln im Bauch. Ich konnte sehen, dass wir uns sehr ähnlich waren. Und ich verspürte den Drang, ihn zu berühren, seinen Körper zu berühren. Oder meinen.
     
    Am Abend lag ich im Bett und dachte darüber nach, was Daniel erzählt hatte. Ich begriff, dass er die Antworten auf eine Menge meiner Fragen hatte. Aber ich konnte nicht verstehen, warum er mir nicht alles erzählen wollte.
    Bevor ich schlafen ging, redete ich eine Weile mit meiner Mutter in der Küche.
    »Ich bin heute bei Daniel gewesen«, erzählte ich ihr.
    »Ach«, sagte sie. »Du bist also hingegangen. Das ist schön. Konnte er dir irgendwie weiterhelfen ?«
    »Womit?«
    Sie lachte. »Na, mit diesem Namen natürlich. Princi oder so ähnlich.«
    »Ja, klar. Konnte er. Allerdings ist es kein Name. Es war genau so, wie du dachtest. Es ist nur ein Wort. Auch wenn es jemand anscheinend als Kosenamen für jemanden verwendete.«
    »Was führst du eigentlich im Schilde ?« , fragte sie.
    »Was meinst du ?«
    »Du führst doch irgendwas im Schilde. Das sieht man doch. So siehst du immer aus, wenn du Kreuzworträtsel löst oder Schach spielst. Das habe ich schon bemerkt, als wir nach Hause kamen. Allerdings war es weder ein Kreuzworträtsel noch eine Partie Schach. Was versuchst du herauszufinden? Kann ich dir dabei helfen ?«
    Ich zögerte mit der Antwort. »Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
    Mama lächelte. »Vielleicht, sagst du. Vielleicht könnte ich dir helfen? Auf welche Weise?«
    »Das weiß ich selber nicht so genau«, antwortete ich. »Vielleicht reicht es ja schon, dass du mit mir sprichst .«
    Sie lachte. »Mit dir sprechen? Aber wir sprechen doch die ganze Zeit miteinander! Jetzt doch auch. Aber in Ordnung. Frag mich ruhig .«
    »Also, gestern, als wir über Paul sprachen, da hast du gesagt, dass er vielleicht an irgendein Mädel, das er getroffen hatte, gedacht hätte«, fing ich an. »Weißt du, wer dieses Mädchen ist ?«
    Mama schüttelte den Kopf. »Nein. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt ein Mädchen getroffen hat .«
    »Aber du hast geglaubt, dass er an ein Mädchen gedacht hat .«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Das habe ich einfach nur so gesagt. Paul hat niemals darüber gesprochen, ob er ein Mädchen kennengelernt hatte. Ich meine, irgendein bestimmtes. Auf jeden Fall kann ich mich nicht daran erinnern. Ich weiß auch nicht, woran er gedacht hat. Es war nur so eine Idee; vielleicht dachte er an ein Mädchen. Vielleicht aber auch an etwas völlig anderes. Ich weiß es nicht .«
    »Tat er so was öfter? Ich meine, sich wegträumen ?«
    »Ja, das kann man wohl so sagen .« Sie machte eine kurze Pause. »Stefan und Paul ähnelten sich in dieser Hinsicht. Und du weißt, wie Papa ist. Es passierte ziemlich oft .«
    »Glaubst du, er war vielleicht traurig ?« , fragte ich. »Glaubst du, deshalb hat er geträumt ?«
    »Traurig ?« , murmelte sie. »Nein, ich glaube nicht, dass er besonders traurig war. Warum glaubst du das? Für gewöhnlich war er nicht besonders traurig. Nicht mehr als jeder andere auch.«
    Ich wich ihrem Blick aus. »Daniel hat gesagt, dass Paul manchmal traurig gewesen sei«, sagte ich leise.
    »Daniel«, flüsterte sie. »Sieh an .«
    »Nun ja«, fuhr sie nach einem Moment fort, »vielleicht stimmt es ja. Aber hier zu Hause war er im Allgemeinen fröhlich. Und wir redeten viel, Paul und ich. Über alles Mögliche. Aber wenn er bei Daniel war,

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