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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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beide durchgehen.
    Der Vorhang fiel wieder.
    Man hörte, wie das Gitter geschlossen wurde. Sie waren allein in einem weiteren Vorraum, der zum Park führte. Man brauchte nur noch die Stufen der Freitreppe hinunterzugehen, vor der O den Wagen wiedersah, den sie schon kannte.
    Sie setzte sich neben ihren Geliebten, der am Steuer saß und den Wagen startete. Als sie aus dem Park waren, dessen Einfahrtstor weit offen stand, fuhr er noch einige hundert Meter weiter, hielt dann an, um sie zu küssen.
    Es war genau am Eingang eines kleinen, friedlichen Dörfchens, das sie danach durchfuhren. O konnte den Namen auf dem Ortsschild lesen: Roissy.

II. SIR STEPHEN
     
    Das Appartement, das O bewohnte, lag auf der Ile Saint-Louis, unter dem Giebelwerk eines alten Hauses, das nach Süden, über die Seine, blickte. Es waren große, niedrige Mansardenzimmer, die beiden Vorderzimmer hatten je einen Balkon, der in die Dachschräge eingebaut war.
    Eines war O’s Schlafzimmer; das andere, wo eine vom Boden bis zur Decke reichende Bücherwand den Kamin rahmte, diente als Salon, als Arbeitsraum und wenn man wollte, konnte man hier auch schlafen: den beiden Fenstern gegenüber stand ein großes Sofa, und vor dem Kamin ein großer, antiker Tisch.
    Hier wurde auch zu Abend gegessen, wenn das winzige Speisezimmer, das mit dunkelgrünem Serge tapeziert war und auf den Hof ging, die Gäste nicht fassen konnte. Ein weiteres Zimmer, das ebenfalls auf den Hof ging, diente Rene als Schrank- und Ankleideraum.
    O teilte mit ihm das gelbe Badezimmer; die ebenfalls gelbe Küche war winzig klein. Eine Aufwartefrau kam jeden Tag. Die Böden der Zimmer auf der Hofseite waren mit roten Fliesen ausgelegt, mit diesen altmodischen, sechseckigen Platten, die vom zweiten Stockwerk aufwärts die Stufen und Treppengänge der alten Pariser Häuser bedecken.
    Als O sie wiedersah, spürte sie einen Stich im Herzen: es waren die gleichen Fliesen, wie in den Korridoren von Roissy. Ihr Zimmer war klein, die rosa und schwarzen Chintzvorhänge waren zugezogen, das Feuer loderte hinter dem Kamingitter, das Bett war bereit, die Decke zurückgeschlagen.
    »Ich habe dir ein Nylonnachthemd gekauft«, sagte Rene, »du hast noch keines.«
    Wirklich lag am Bettrand, auf der Seite, auf der O schlief, ein weisses, plissiertes Nylonhemd ausgebreitet, hauchzart wie die Gewänder der ägyptischen Statuen und beinah durchsichtig.
    Es wurde um die Taille, über einer Steppbordüre aus Gummifäden, mit einem schmalen Gürtel gehalten und der Nylonjersey war so leicht, daß die Wölbung der Brüste ihn rosig färbte. Alles, mit Ausnahme der Vorhänge und der gleichfarbigen Stoffbespannung zu Häupten des Bettes und der beiden kleinen Sessel, die mit demselben Chintz bezogen waren, alles in diesem Zimmer war weiß: die Wände, die Steppdecke auf dem Sprossenbett aus Mahagoni, und die Bärenfelle auf dem Boden.
    O saß jetzt in ihrem weissen Hemd vor dem Feuer und hörte ihrem Geliebten zu. Als erstes sagte er ihr, sie dürfe nicht glauben, daß sie von jetzt an wieder frei sei. Es stehe ihr allerdings frei, ihn nicht mehr zu lieben und ihn auf der Stelle zu verlassen. Wenn sie ihn aber liebe, sei sie in nichts mehr frei.
    Sie hörte ihm wortlos zu, dachte, wie glücklich sie darüber sei, daß er sich, auf welche Weise auch immer, beweisen wolle, wie sehr sie ihm gehöre, und daß es ein wenig naiv von ihm sei, anzunehmen, diese Hörigkeit bedürfe überhaupt eines Beweises.
    Aber vielleicht nahm er das gar nicht an und wollte nur darüber sprechen, weil es ihm Freude machte? Sie schaute ins Feuer, während er zu ihr redete, sie schaute nicht zu ihm auf, wagte nicht, seinem Blick zu begegnen. Er hatte sich nicht gesetzt, er ging im Zimmer auf und ab.
    Plötzlich sagte er, daß sie vor allem die Knie öffnen und die Arme hängen lassen solle, wenn sie ihm zuhöre; denn sie hatte mit geschlossenen Knien da gesessen und hatte die Arme um die Knie geschlungen.
    Sie zog also ihr Hemd hoch und ließ sich auf Knie und Fersen nieder, wie die Karmeliterinnen oder die Japanerinnen, und wartete. Jetzt, wo ihre Knie gespreizt waren, spürte sie zwischen ihren halbgeöffneten Schenkeln das leichte, spitze Kratzen des weissen Fells; Rene war noch nicht genug zufrieden: sie hatte die Beine nicht weit genug geöffnet.
    Die Befehle »öffne« und, »öffne die Beine«, von Rene ausgesprochen, besaßen eine so verwirrende Macht, daß sie sie niemals ohne eine Art geistigen Kniefalls hörte, frommer

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