Pausen tun uns gar nicht gut
Automaten.
Mit dem Bus fahren wir
anschließend nach Uelzen und erreichen unseren Zug in Richtung Hamburg wegen der vielen Baustellen und damit verbundenen Umleitungen nur knapp. Wir
sind gegen 8:00 Uhr am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel und
erfahren, dass unser Flug wegen eines Fluglotsenstreiks in Stuttgart zwei
Stunden Verspätung hat. Aus zwei werden fünf Stunden. Wir sollen jetzt froh
sein, dass der Flug nicht gestrichen wird, erfahren wir am Informationsschalter
von einer sichtlich gereizten Mitarbeiterin unserer Fluglinie. Komisch,
irgendwie erinnert sie mich an Stephan, ob die beiden sich kennen? Wir checken
ein und warten auf unser Flugzeug. Die Wut wächst, weil mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit der Zug in Toulouse nicht auf uns
warten wird. Wir verlieren Zeit und das nervt mich jetzt, weil Germanwings
gerade dabei ist, meinen Plan durcheinanderzubringen. Heidi erinnert mich
daran, dass Pilgern etwas mit „ZUR RUHE KOMMEN“ zutun hat und das, was ich
gerade mache genau genommen, dass Gegenteil davon ist.
Gegen 15:10 Uhr startet der
Flieger dann tatsächlich, und wir landen kurz nach 17:00 Uhr in Toulouse. Unser Gepäck nehmen wir als eine der ersten in Empfang und fahren mit dem Taxi
zum Bahnhof. Dort angekommen, erfahren wir von den Schalterdamen, dass heute
gar nichts mehr geht. Für morgen ist ein Generalstreik angesetzt, dass heißt,
alle Mitarbeiter der öffentlichen Verkehrsmittel legen ihre Arbeit nieder.
Enttäuscht erkundigen wir uns schon mal nach Übernachtungsmöglichkeiten in
einem nahe gelegenen Hotel. Nebenbei fegt ein orkanartiger Regenschauer über Toulouse mit Hagelkörnern so groß wie Tischtennisbälle. Irgendeine Stimme hält mich
davon ab, hier ein Zimmer zu buchen und wir beschließen noch einmal zum Bahnhof
zurückzukehren.
Und da sitzt er, unser erster
Engel in Gestalt eines deutschen Studenten, der in Bordeaux studiert. Heidi weiß genau Bescheid, denn im Hamburger Flughafen saß der
besagte Student mit einem jungen Mädchen direkt hinter uns, und so war sie
„gezwungen“, ihr Gespräch zu verfolgen. Sie ist sogar über seine Abiturnote und
seine Interessen genauestens informiert.
Ja, ich will nach Bordeaux, antwortet er etwas erstaunt und weiß, dass ein Zug, der sich verspätet hat,
noch in diese Richtung fährt. Wir hängen uns an ihn und fahren mit ihm im TGV
nach Bordeaux. Dort erkundigt er sich dank seiner französischen
Sprachkenntnisse und erfährt, dass noch ein Zug, der sich ebenfalls verspätet
hat, nach Bayonne fährt. Telefonisch organisiert er uns ein Hotel
für heute Nacht, ganz in der Nähe vom Bayonner Bahnhof. Dort angekommen, finden
wir uns zurückversetzt ins vorige Jahrhundert. Alte enge Gassen und Häuser. Um
24:00 Uhr liegen wir im Bett. Was für ein Tag!
Gute Nacht.
26.05.2009
Bayonne
— Saint-Jean-Pied-de-Port — Roncesvalles 26km
Um 8:24 Uhr fährt unser Bus
nach Saint-Jean-Pied-de-Port direkt vom Bahnhof ab. Vorher nehmen
wir ein Sandwich zu uns, dass es im Bahnhofsgebäude zu kaufen gibt. Uns
begegnen erste Pilger, die auffallend wenig Gepäck mit haben. Einer sieht aus
wie ein Jünger Jesu, ein nächster, als wenn er gerade in den Sommerurlaub will.
Ein Ehepaar aus Holland wird in Sachen Pilgern unser erster Gesprächspartner.
Sie waren schon zwei Mal in Santiago, einmal mit dem Fahrrad und
einmal zu Fuß, berichten sie.
In Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen, erwartet uns ein beschauliches, baskisches Städtchen mit
Mittelaltercharakter. Hier erhalten wir im Pilgerbüro den zweiten Stempel in
unseren Pilgerausweis, denn der erste Stempel gehört unserer Heimatkirche in Beetzendorf, den uns unsere Pfarrerin, Ute Mertens, in den Pass gedrückt hat. Wir bekommen
noch gute Ratschläge für die Überquerung der Pyrenäen und haben jetzt 800 km
bis Santiago vor uns, das sind rund 1,2 Millionen Schritte,
erfahre ich aus einem Informationsblatt des Pilgerbüros.
Die erste Etappe beginnt, und
wir befinden uns in 180 m Höhe. Am höchsten Punkt der Pyrenäen werden wir die
1400 m überschreiten. Gleich hinter dem Ortsausgang geht es steil bergan. Es
ist warm, und der Schweiß läuft nach wenigen Metern. Heidi bleibt immer öfter
stehen und behauptet nach zwanzig Minuten, ich hätte das alles nur geplant, um
sie umzubringen.
Wir wandern an Huntto und der ersten Herberge vorbei in Richtung Orisson. Der Weg
bietet herrliche Ausblicke auf die umliegenden Berge, und wird nur selten durch
Autoverkehr gestört. Kurz vor dem
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